Lungenkrebs Therapie und Rehabilitation – nach der Behandlung zurück ins Leben
Zur Bekämpfung des Lungenkrebses stehen grundsätzlich drei Ansätze zur Verfügung: die Operation, die Strahlen- sowie die medikamentöse Therapie.
Neue Medikamente auf dem Vormarsch
Lange war die Operation die einzige kurative Behandlungsmöglichkeit. Allein durch die vollständige Entfernung des Tumorgewebes konnte eine vollkommene Heilung erzielt werden. „Operieren lassen sich jedoch nur Tumoren in frühen Stadien. Das ist bei etwa einem Viertel der Diagnosen der Fall“, erklärt Privatdozent Dr. Heiko Golpon. Der Lungenkrebsexperte leitet das Lungenkrebszentrum an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Bei einem lokal-fortgeschrittenen Stadium können wir die Strahlentherapie durchaus kurativ einsetzen. Hierbei kombinieren wir das Verfahren mit einer speziellen Chemotherapie.“ Onkologen sprechen dann von einer Radio-Chemotherapie.
Eine wichtige Rolle bei der Behandlung des Lungenkarzinoms spielen Medikamente. Die konventionelle Chemotherapie bildet dabei immer noch das Rückgrat in der Behandlung fortgeschrittener Stadien. Seit einigen Jahren stehen jedoch neue Wirkstoffe zur Verfügung, die im Vergleich zur Chemotherapie zielgerichteter wirken und ständig weiter entwickelt werden.
Die Tumorzelle im Visier
Die neuen Medikamente sind beispielsweise auf die Biologie des Tumors zugeschnitten: Sogenannte Tyrosinkinasehemmer bekämpfen direkt zielgerichtet die Tumorzellen. So verhindern sie etwa die Zellteilung des Tumors, ohne dass hierbei gesunde, sich schnell teilende Zellen davon betroffen sind. Der Tumor kann dann nicht weiter wachsen und stirbt ab. Neben diesen zielgerichteten Therapien kann die Immuntherapie Erfolge vorweisen.
Bei einer Immuntherapie sorgen spezielle Medikamente dafür, dass das körpereigene Immunsystem die Tumorzellen wieder bekämpft. Normalerweise tut es das auch: Es bekämpft permanent mutierte beziehungsweise entartete Zellen im Körper. In seltenen Ausnahmen versagt es jedoch. Ein Tumor entsteht und kann ungehindert wachsen. „Bei den Medikamenten handelt es sich um Antikörper, die in der Lage sind, das Immunsystem zur Krebsbekämpfung zu aktivieren“, erklärt Dr. Golpon. „Das gelingt insbesondere bei Patienten, bei denen sich ein bestimmter Immunmarker mit der Bezeichnung PD-L1 auf den Krebszellen nachweisen lässt.“ Das so aktivierte Immunsystem erkennt den Tumor, greift an und zerstört ihn.
Seit einigen Jahren setzen die Onkologen die Immuntherapie auch in der Erstlinientherapie ein, anstelle der bisherigen Chemo-Standardtherapie. Die Immuntherapie verbessert die Prognosen von Lungenkrebspatienten in einem fortgeschrittenen Stadium deutlich.
Erfolge durch Kombinationen
Weitere Behandlungserfolge versprechen jüngst Kombinationstherapien. „Seit 2019 kombinieren wir die Immuntherapie mit einer Chemotherapie“, so Dr. Golpon. Diese Behandlung wird den Patienten über einen gewissen Zeitraum verabreicht. Anschließend bekommen sie zur sogenannten Erhaltungstherapie nur noch die Immuntherapie. Im Rahmen der Erhaltung gibt es keine Pause. Patienten bekommen alle zwei bis sechs Wochen eine Immuntherapie via Infusionen. Nebenwirkungen gibt es selten. „95 Prozent der Patienten haben keine oder nur ganz geringe Nebenwirkungen“, lautet die gute Nachricht von Dr. Golpon.
Rehabilitation – zurück in den Alltag
Eine Krebstherapie belastet Geist und Seele – je nach Krankheitsverlauf und Art der Behandlung mal mehr, mal weniger. Um möglichst gut wieder in den Alltag und gegebenenfalls an den Arbeitsplatz zurückkehren zu können, bieten sich Rehabilitationsmaßnahmen an. Sie sollen den Erfolg der Behandlung sichern sowie möglichen Spätfolgen und Einschränkungen vorbeugen „Eine Reha hat darüber hinaus das Ziel, mit der Erkrankung besser umgehen zu können und die körperliche Leistung zu steigern. Beispielsweise hilft eine Atemtherapie, in alltäglichen Situationen wieder besser Luft zu bekommen“, sagt Dr. Golpon.
Leistungsträger der Rehabilitation nach einer Lungenkrebserkrankung sind für gesetzlich Versicherte die Krankenkasse oder die Rentenversicherung. Bei privat Versicherten gilt der jeweilige Vertrag. Die erforderlichen Maßnahmen bespricht der Patient mit seinem behandelnden Arzt. Hierzu zählen etwa die Behandlungen von Therapienebenwirkungen, Ernährungsberatung, die Teilnahme an einer ambulanten Lungensportgruppe, Selbsthilfetraining für den Alltag, wie zum Beispiel der Umgang mit Sauerstoff bei Atemnot, Physiotherapie, Sport oder psychologische Beratung. So kann für die Patienten ein individuelles Programm zusammengestellt werden, von dem sie dann besonders gut profitieren.