Vision Zero 2021: Die Neuvermessung der Onkologie
7. Interdisziplinäres Symposium „Innovations in Oncology – Vision Zero“
Zeigen dem Krebs die Rote Karte: Professor Dr. Christof von Kalle, Professor Dr. Michael Hallek, Dr. Georg Ralle, Claudia Neumann, Dr. Ruth Hecker, Bettina Kochheim, Sarah Majorczyk, Daniel Bahr und Professor Dr. Dr. Michael von Bergwelt (v. l. n. r.).
Rote Karte dem Krebs
Es ist Zeit, die heimtückische Erkrankung „aus dem Spiel zu nehmen“
Auf dem 7. Interdisziplinären Symposium „Innovations in Oncology – Vision Zero“ diskutierten Referenten und Teilnehmer über Wege, die Zahl der Krebserkrankungen und krebsbedingten Todesfälle drastisch zu senken.
Im Fußball gibt es seit vielen Jahren eine bewährte Maßnahme, um einen Spieler, der sich grob unsportlich verhält und/oder einen Mitspieler bösartig foult, zu sanktionieren. Der „Bösewicht“, der sich nicht an die Regeln hält, erhält die rote Karte und das Spiel kann ohne ihn weitergehen, weshalb sich die überwiegende Zahl der Spieler im vorauseilenden Gehorsam an die festgesetzten Spielregeln hält. Eine Analogie, die – so sehr wir uns dies wünschen – leider nicht einfach auf bösartige Zellen im menschlichen Körper übertragen werden kann, da ein „Schiedsrichter“ fehlt und/oder die malignen Zellen gelernt haben, sich heimtückisch zu tarnen und selten auf „rote Karten“ zu reagieren.
Trotzdem wollten wir in diesem Jahr auf dem Interdisziplinären Symposium „Innovations in Oncology – Vision Zero“ Lösungsvorschläge entwickeln, wie wir dem Krebs die rote Karte zeigen können. Denn die Zeit ist reif zum Handeln!
Nach wie vor erkrankt jeder zweite Mensch in Deutschland im Laufe seines Lebens an Krebs und nach wie vor stirbt jeder Vierte von uns an dieser bösartigen Erkrankung. Und nach wie vor verwenden wir viel zu wenig der vorhandenen Ressourcen für Krebsprävention und Früherkennung. Deshalb gab es innerhalb des vielfältigen wissenschaftlichen Programms drei Sessions, die sich damit beschäftigten, wie wir den häufigsten Krebserkrankungen die rote Karte zeigen können.
Nach unserem heutigen Kenntnisstand könnten bis zur Hälfte aller Krebserkrankungen durch intelligente Präventions- und Früherkennungskonzepte vermieden werden. Bei der anderen Hälfte können wir durch frühzeitige Präzisionsdiagnostik und innovative Therapiekonzepte dem Krebs in vielen Fällen die rote Karte zeigen – wir müssen es jetzt nur wollen! Lesen Sie, welche Lösungsvorschläge in den Vorträgen und Diskussionen zur Sprache kamen.
Text: Dr. Georg Ralle
1. Rote Karte dem Zervixkarzinom
Obgleich seit mehreren Jahren ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht, sind nur rund 50 Prozent der 18-jährigen Frauen geimpft und somit vor Gebärmutterhalskrebs geschützt. Eine mehr als traurige Quote. Wie man es deutlich besser machen kann, lehrt ein Blick auf andere Länder, von denen wir so schnell wie möglich lernen müssen.
2. Rote Karte dem Darmkrebs
Nach wie vor verzeichnen wir in Deutschland rund 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr und etwa 25.000 darmkrebsbedingte Todesfälle. Das mit deutlicher Verspätung eingeführte, bundesweite Einladungsverfahren wird an dieser völlig unbefriedigenden Situation nicht viel ändern, da die Teilnehmerquoten viel zu niedrig sind. Auch hier sollten wir endlich von unseren europäischen Nachbarn wie beispielsweise den Niederlanden lernen, wie man es deutlich besser machen kann.
Eine 28-jährige Frau erkrankt an Darmkrebs im Stadium IV – was ist da schiefgelaufen? Und hätte man das verhindern können? Die Patientin Claudia Neumann und der Darmkrebsexperte Professor Dr. Frank Kolligs berichten.
3. Rote Karte dem Lungenkrebs
Auch an Lungenkrebs erkranken jährlich über 60.000 Menschen und die kontroverse Diskussion um das konsequente Verbot von Tabakwerbung hat erneut gezeigt, dass wir uns immer noch viel zu wenig für nachhaltige Prävention einsetzen. Aber auch bei der Verbesserung der Prognose durch breit angelegte molekulare Testung auf therapeutisch relevante Mutationen hinken wir unseren europäischen Nachbarn wie beispielsweise Frankreich hinterher. Hier besteht ebenfalls großer Handlungsbedarf.
Mehr vom Symposium
Vision Zero Oncology – Der Podcast für ein neues Denken in der Krebsmedizin
Eine Initiative mit dem Ziel, die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle drastisch zu senken, idealerweise gegen Null zu bringen.
Die Vision Zero Initiative möchte dazu beitragen, Prävention und Früherkennung substantiell zu verbessern, Präzisionsdiagnostik und innovative Therapiekonzepte nachhaltig zu fördern und Vorlagen für Entscheidungsträger in der Gesundheitspolitik zu erarbeiten.