Bronchialkarzinom Lungenkrebstherapie – Warum eine Bestrahlung notwendig sein kann

Autor: Dietmar Kupisch

Es gibt enorme Fortschritte in der Behandlung des Lungenkrebs. © MIRACLE MOMENTS – stock.adobe.com

Dank intensiver Forschung verbessern sich die Prognosen deutlich. Vor allem neue Medikamente führten bei der Bekämpfung des Lungenkrebses in den letzten Jahren zu einigen Erfolgen. Die Art und Weise der Behandlung hängt jedoch entscheidend davon ab, um welche Form von Lungenkrebs es sich handelt und wie weit fortgeschritten er ist. In einigen Fällen kommt die Strahlentherapie zum Einsatz, aber es existieren auch weitere Therapiemöglichkeiten.

Die Therapie des Lungenkrebses steht grundsätzlich auf drei Säulen. Hierzu gehören die Operation, die medikamentöse Therapie sowie die Strahlentherapie. „Je nach Art und Stadium des Lungentumors setzen wir die Strahlentherapie ein. Entweder allein oder in Kombination mit anderen Verfahren“, sagt Privatdozent Dr. Heiko Golpon. Der Lungenkrebsexperte leitet die pneumologische Onkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Schonendes Verfahren

Prinzipiell hindert eine Bestrahlung die Tumorzellen am Wachstum. Das Erbmaterial der bestrahlten Zellen wird geschädigt und die Zellen sterben ab. Heutzutage kommt meist die moderne Form der Strahlentherapie zum Einsatz, die stereotaktische Bestrahlung. Gegenüber dem herkömmlichen Verfahren schont sie das den Tumor umgebende gesunde Gewebe deutlich besser. „Bei der stereotaktischen Bestrahlung wird der Tumor sehr präzise mit einer hohen Einzeldosis bestrahlt. Experten führen dazu vorab genaue Berechnungen durch“, erläutert Dr. Golpon und betont: „Das führt zu vergleichsweise guten Ergebnissen bei gleichzeitig milden Nebenwirkungen.“

Eine Strahlentherapie bei Lungenkrebs erfolgt meist ambulant. Dabei liegt der Betroffene zur Behandlung. Während der Bestrahlung darf er sich nicht bewegen, da sich dadurch die Zielregion verschieben und gesundes Gewebe geschädigt werden könnte. Die Bestrahlung an sich dauert nur wenige Sekunden. Die gesamte Strahlendosis wird auf mehrere Sitzungen verteilt. Wie viele Sitzungen dafür notwendig sind, hängt von der jeweiligen Krankheitssituation ab.

Vielfältige Einsatzgebiete

Die Einsatzgebiete der Strahlentherapie sind vielfältig: „Auch bei einem lokal fortgeschrittenen Stadium setzen wir die Strahlentherapie durchaus kurativ ein, also mit dem Ziel der vollständigen Heilung“, so Dr. Golpon. „Hierbei kombinieren wir das Verfahren mit einer speziellen Chemotherapie.“ Die Onkologen sprechen dann von einer Radio-Chemotherapie beziehungsweise allgemein von einem multimodalen Therapiekonzept. Bei Metastasen im Gehirn kommt die Strahlentherapie regelmäßig zum Einsatz. Neben einer stereotaktischen Bestrahlung einzelner Metastasen wird bei manchen Patienten auch die Ganzhirnbestrahlung durchgeführt. Dies ist der Fall, wenn Metastasen sich im gesamten Gehirn verteilt haben.

Ist ein Lungentumor aufgrund seiner Größe oder Lage nur schwer zu operieren, kann eine Strahlentherapie helfen, ihn operabler zu machen. Dieser sogenannte neo-adjuvante Ansatz ist ein weiteres Einsatzgebiet. „Beim adjuvanten Ansatz hingegen erfolgt die Bestrahlung im Anschluss an eine Operation. Hiermit sollen eventuell noch verbliebene Tumorreste zerstört werden“, erklärt Dr. Golpon und ergänzt: „Des Weiteren setzen wir die Bestrahlung auch befundorientiert ein, zum Beispiel, um Schmerzen bei Knochenmetastasen zu lindern.“

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Neben der klassischen Chemotherapie, die nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Behandlung des Lungenkrebses spielt, rückt die sogenannte personalisierte Therapie immer mehr in den Behandlungsfokus. „Tumoren mit bestimmten genetischen Veränderungen können damit gezielt bekämpft werden“, betont Dr. Golpon. So greifen spezielle Medikamente, Tyrosinkinasehemmer, zielgerichteter an. Im Gegensatz zur Chemotherapie wirken diese Medikamente spezifischer an den Tumorzellen. Sie verhindern die Zellteilung des Tumors, ohne dass hierbei gesunde, sich schnell teilende Zellen im gleichen Maße davon betroffen sind. Der Tumor kann dann nicht weiter wachsen und stirbt ab.

„Eine andere Medikamentengruppe sorgt dafür, dass das körpereigene Immunsystem die Tumorzellen bekämpft. Bei den Medikamenten der Immuntherapie handelt es sich um Antikörper, die in der Lage sind, das Immunsystem zur Krebsbekämpfung zu aktivieren“, erklärt Dr. Golpon. Das gelingt insbesondere bei Patienten, bei denen sich ein bestimmtes Oberflächenmolekül, mit der Bezeichnung PD-L1, auf den Krebszellen nachweisen lässt. Das so aktivierte Immunsystem erkennt den Tumor, greift an und zerstört ihn. Seit circa fünf Jahren setzen die Ärzte die Immuntherapie zur Behandlung von Tumoren bei fortgeschrittenen, metastasierten Stadien ein, mit zum Teil großen Erfolgen.

Verbesserte Erstlinientherapien

Die Immuntherapie wird seit einigen Jahren auch in der Erstlinientherapie anstelle oder in Kombination mit einer Chemotherapie verwendet – ein großer Schritt bei der Behandlung des Lungenkrebses. „Unter einer Immuntherapie können wir derzeit bis zu 20 Prozent dieser Patienten langfristig in eine stabile Krankheitssituation beziehungsweise in ein chronisches Stadium überführen. Die Immuntherapie ermöglicht hierbei eine gute Lebensqualität“, erläutert Dr. Golpon. Noch vor wenigen Jahren standen für eine dauerhafte Stabilisierung einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung keine adäquaten Therapien zur Verfügung.

Wenn keine alleinige Immuntherapie eingesetzt werden kann, kombiniert man diese mit einer klassischen Chemotherapie, erklärt Dr. Golpon. Die Kombinationstherapie wird den Patienten über eine gewisse Zeit verabreicht. Anschließend fällt die Chemotherapie weg und die Patienten bekommen nur noch eine fortlaufende Immuntherapie. Die Patienten erhalten regelmäßig in mehrwöchigen Abständen die Immuntherapie als Infusion. Deren Nebenwirkungen sind meist deutlich geringer ausgeprägt als bei einer Bestrahlung.