Lungenkrebs Neue Medikamente für bessere Prognosen
Vor einigen Jahren war die Prognose des Lungenkrebses noch deutlich schlechter. Doch die medizinische Forschung arbeitet unermüdlich. Das zeigt Erfolge, die Behandlungsoptionen werden vielfältiger und individueller. Bei immer mehr Patienten wird der Lungenkrebs in Schach gehalten. Vor allem dank neuer Medikamente.
Drei Therapieansätze
Zur Behandlung von Lungenkrebs stehen grundsätzlich drei verschiedene Ansätze zur Verfügung: die Operation, die Strahlentherapie und der Einsatz von Medikamenten. Die Operation galt davon lange als die einzige Behandlungsmöglichkeit mit einer Chance auf Heilung. Denn allein durch die vollständige chirurgische Entfernung des Tumorgewebes konnte der Krebs restlos beseitigt werden.
Die Lunge
Die Lunge sorgt dafür, dass der Sauerstoff aus der Atemluft in das Blut und damit in den gesamten Körper gelangt – und Kohlendioxid als Endprodukt des Körperstoffwechsels abtransportiert wird. Von der Luftröhre gehen rechts und links zu den beiden Lungenflügeln zwei Äste ab, die Hauptbronchien. Sie verzweigen sich in der Lunge in immer dünnere Bronchien, an deren Enden die Lungenbläschen, auch Alveolen genannt, sitzen. Dort findet der Gasaustausch statt. Die gesamten unteren Atemwege mit Ausnahme der Lungenbläschen sind mit einer Zellschicht ausgekleidet, die zur Immunabwehr und Reinigung der Lunge beiträgt.
„Wir können Tumoren operieren, die sich in einem frühen Stadium befinden. Das trifft auf etwa ein Viertel der neu diagnostizierten Lungenkrebsfälle zu“, stellt Privatdozent Dr. Heiko Golpon fest. Der Fachexperte leitet das Lungenkrebszentrum an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Bei einem lokal-fortgeschrittenen Stadium können wir die Strahlentherapie durchaus kurativ einsetzen – und zwar in Kombination mit einer speziellen Chemotherapie.“ Onkologen sprechen dann von einer Radio-Chemotherapie.
Zielgerichtete Wirkstoffe versprechen gute Erfolge
Die konventionelle Chemotherapie bildet seit Langem das Rückgrat in der Behandlung fortgeschrittener Stadien. Immer wichtiger wurden allerdings in letzter Zeit spezifische Arzneimittel zur Behandlung des Lungenkarzinoms. „Es handelt sich um Medikamente, die im Vergleich zur Chemotherapie zielgerichteter wirken, laufend weiter entwickelt werden und so ständig bessere Behandlungserfolge liefern“, so Dr. Golpon. Forscher verstehen immer besser, wie ein Tumor beziehungsweise seine Biologie funktioniert. Bestimmte Wirkstoffe sind genau darauf zugeschnitten – z.B. sogenannte Tyrosinkinasehemmer. Sie wirken auf bestimmte Moleküle in den Krebszellen ein und verhindern etwa deren Zellteilung, während gesunde Zellen davon kaum betroffen sind. Der Tumor kann dann nicht weiter wachsen und stirbt ab.
Immuntherapie: Die eigene Abwehr aktivieren
Neben den zielgerichteten Therapien macht die Immuntherapie besonders viel Hoffnung: Spezielle Medikamente bewirken, dass das körpereigene Immunsystem die Tumorzellen wieder angreift. „Normalerweise tut es das auch: Es bekämpft permanent mutierte, beziehungsweise entartete Zellen im Körper. In seltenen Ausnahmen versagt es jedoch. Ein Tumor entsteht und kann ungehindert wachsen“, erklärt Dr. Golpon.
Bei den Wirkstoffen der Immuntherapie handelt es sich meist um Antikörper, die das Abwehrsystem zur Krebsbekämpfung mobilisieren. Das gelingt besonders gut bei Patienten, bei denen sich ein bestimmter Immunmarker mit der Bezeichnung PD-L1 auf den Krebszellen nachweisen lässt. Das so aktivierte Immunsystem erkennt den Tumor, greift an und zerstört ihn. „Seit einigen Jahren setzen wir die Immuntherapie auch in der Erstlinientherapie ein, anstelle der bisherigen Chemo-Standardtherapie. Die Immuntherapie verbessert die Prognosen von Lungenkrebspatienten in einem fortgeschrittenen Stadium deutlich“, sagt Dr. Golpon.
Seit einigen Jahren kombinieren Onkologen zudem unterschiedliche medikamentöse Therapieansätze miteinander. „Bei diesen Kombinationstherapien sehen wir weitere Behandlungserfolge. Wir führen beispielsweise die Immuntherapie mit einer Chemotherapie zusammen“, so Dr. Golpon. Diese Medikamente werden den Patienten über einen gewissen Zeitraum verabreicht. Anschließend bekommen sie als Erhaltungstherapie nur noch die Immuntherapie. Dr. Golpon betont: „Im Rahmen der Erhaltungstherapie gibt es keine Therapiepause. Patienten bekommen alle zwei bis sechs Wochen eine Immuntherapie via Infusion. Die gute Nachricht: Nebenwirkungen gibt es nur sehr selten.“