Corona und Krebs Für Krebspatienten in der Pandemie gilt: Termine einhalten und Vorsicht, aber keine Angst
Seit über einem Jahr hat das Coronavirus die Welt fest im Griff. Jede Nachrichtensendung und Zeitungsausgabe beschäftigt sich mit den Folgen und Gefahren der weltweiten Infektionswelle. „Krebspatienten sind durch die Coronainfektionen in ganz besonderer Weise betroffen“, sagt Professor Dr. Dr. h.c. Arnulf Stenzl, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Urologie in Tübingen. „Für sie und ihre Angehörigen, Partner und Freunde gilt es, besonders vorsichtig zu sein. Zu Ängstlichkeit besteht jedoch überhaupt kein Anlass.“ Dies gilt insbesondere in Arztpraxen und Krankenhäusern. Hier sind die Vorkehrungen besonders intensiv und die Hygienemaßnahmen werden penibel eingehalten.
Termine einhalten!
Tumorerkrankungen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen oder auf die lange Bank geschoben werden. „Deshalb rate ich unbedingt dazu, alle Behandlungs-, Nachsorge- und Vorsorgetermine unbedingt einzuhalten und auf keinen Fall zu verschieben“, betont Prof. Stenzl. „Die Besuche beim Arzt oder im Krankenhaus sind heute ungefährlicher und immer nützlicher als der Besuch bei einem Frisör oder in einem Nagelstudio.“ Dieser Vergleich klingt auf den ersten Blick sicherlich hart, trifft den Nagel, also die Wahrheit, aber genau auf den Kopf. Der Gegensatz macht deutlich, dass Termine im Zusammenhang mit Krebs das Leben retten oder verlängern und die Folgen der Erkrankung erträglicher machen. „Dies müssen Patienten in das Kalkül einbeziehen, wenn sie darüber nachdenken, Termine zu verschieben oder gar ganz ausfallen zu lassen“, sagt Prof. Stenzl. „Mein Rat ist: Termine unbedingt einhalten!“
Impfen – auch das Umfeld
Krebspatienten und zwei Personen aus dem Umfeld sind in der Impfpriorität gegen Corona an zweiter Stelle eingestuft. „Ich rate daher allen meinen Patienten, dass sie sich unbedingt rasch um einen Impftermin bemühen“, sagt Prof. Stenzl. „Im Moment ist die Impfung der beste Schutz.“
Dies ist deshalb so wichtig, weil Krebspatienten meist ein geschwächtes Immunsystem haben und deshalb von Corona besonders betroffen sein können. Wann immer umsetzbar, sollen sich auch Personen aus dem direkten Umfeld von Krebspatienten so rasch wie möglich impfen lassen. „Aus medizinischer Sicht spricht heute nichts, ich betone nichts, gegen eine Impfung gegen Corona und andere lebensbedrohende Krankheiten wie Tetanus, Diphtherie und dergleichen“, betont Prof. Stenzl. „Als Mediziner und Wissenschaftler kann ich vorgebrachte Behauptungen in keiner Weise nachvollziehen oder gar akzeptieren.“
Miteinander sprechen!
Derzeit gilt die Empfehlung, 14 Tage vor und nach einer Impfung gegen Corona keine Krebsbehandlung zu beginnen beziehungsweise enden zu lassen. „Dieser Zeitraum soll sicherstellen, dass negative Wechselwirkungen von Behandlung und Impfung vermieden werden“, sagt Prof. Stenzl. „Deshalb ist es dringend notwendig, dass die Behandlungen und Impfungen miteinander synchronisiert werden.“
Wichtig ist, dass die gegenseitige Abstimmung auch dann erfolgt, wenn scheinbar „harmlose“ Medikamente gegen den Krebs verabreicht werden. „Deshalb müssen der Impfarzt und der Onkologe unbedingt gegenseitig über alle Behandlungen und Medikamente beziehungsweise Impfungen informiert werden“, betont Prof. Stenzl. „Werden diese wenigen Hinweise beachtet, steht einer Impfung gegen Corona meist nichts im Weg.“
Vorsicht als oberstes Gebot
Gleichgültig ob geimpft oder nicht – Vorsicht ist als Krebspatient immer oberstes Gebot, solange Corona in der Bevölkerung grassiert. „Das A und O ist und bleibt Abstand, Abstand und nochmals Abstand. Das gilt für die Patienten selbst und natürlich auch für die Mitbewohner und das nahe Umfeld“, sagt Prof. Stenzl. „Öffentliche Verkehrsmittel, Läden, Restaurants und so weiter sollten so weit wie möglich gemieden werden.“
Hinzu kommen die strikten Hygieneregeln: häufiges Händewaschen, Desinfektion von Türklinken, Lenkrädern, Computertastaturen und, und, und … „Wir gehen davon aus, dass mit fortschreitender Durchimpfung der Bevölkerung diese Maßnahmen nach und nach in den Hintergrund treten können“, sagt Prof. Stenzl. „Bis dahin sind sie jedoch ein wichtiger Schutz vor einer Infektion.