Kolorektales Karzinom Darmkrebs: Die verschiedenen chirurgischen Eingriffe im Überblick

Autor: Perspektive LEBEN

Die Schlüssellochtechnik ist für den Patienten eine schonende Methode. © iStock/Sam-Stock, frederikloewer

In Deutschland erkranken rund 28.000 Frauen und 34.000 Männer jährlich an Dickdarmkrebs. Damit ist Darmkrebs derzeit bei Männern die dritthäufigste und bei Frauen die zweithäufigste Tumorerkrankung. Experten machen als Ursachen unter anderem Ernährungs- und Lebensgewohnheiten verantwortlich. Die zentrale Therapie ist die Operation.

Die Standardtherapie beim Darmkrebs ist die Operation. Andere Therapieansätze, wie eine Chemotherapie oder Bestrahlung, ergänzen meist die Darmkrebsbehandlung. „Allein die Darmkrebs­operation bietet in der Regel die einzige Chance auf Heilung. Denn nur wenn das Tumorgewebe vollständig entfernt ist, hat man den Krebs auch besiegt“, erklärt Dr. Memming. Bei einer solchen kurativen Darmkrebs­operation entfernen die Chirurgen in der Regel den gesamten tumortragenden Darmabschnitt inklusive seines Lymphabflussgebiets.

Zwei Methoden: auf Sicht oder mit Kamera

Grundsätzlich stehen zwei Operationsmethoden zur Verfügung: die offene und die laparoskopische Operation. Die letztgenannte Methode wird oft auch als minimal-invasive Schlüssellochtechnik bezeichnet. Durch einen kleinen Bauchschnitt führt man spezielle Operationsinstrumente in den Bauchraum ein. Mittels einer Minikamera verschafft sich der Chirurg die nötige Sicht. Diese Operationsmethode gilt als besonders schonend für die Patienten und ist für alle Darmabschnitte geeignet.

Bei einer offenen Operation hat der Chirurg eine bessere Übersicht über das Ausmaß der Erkrankung am Darm und im Bauchraum. Gewebeveränderungen lassen sich ertasten und größere Tumoren besser entfernen. „Nach der Entfernung eines Tumors müssen beide Darm­enden wieder verbunden werden. Hierzu haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder nähen wir sie mit einer feinen Nadel oder klammern sie mittels Titanklammern wieder zusammen“, ergänzt Dr. Memming.

Operationen des Dickdarms

Auf diese Standardoperationsmethoden greifen die Experten bei der Operation von Dickdarmtumoren zurück. Welche sie dabei jeweils einsetzen, hängt von der Lage und Größe des Tumors ab. Befindet sich der Tumor im rechten Dickdarm, entfernt der Chirurg den gesamten rechten Dickdarm. Das Ende des Dünndarms wird anschließend mit dem Dickdarm vernäht. Da nach einer solchen Operation noch genügend restlicher Dickdarm erhalten bleibt, stellt sich nach einer kurzen Gewöhnungszeit bei den meisten Patienten schnell wieder der normale Stuhlgang ein. Liegt der Tumor im linken Dickdarm, wird entsprechend die Mitte des Dickdarms mit dem Enddarm vernäht.

Operationen des Enddarms

Bei Operationen im Enddarm ist stets der Erhalt des Schließmuskels das Ziel. Weist der Tumor innerhalb des Enddarms einen ausreichenden Abstand zum Schließmuskel auf, kann dieser in der Regel problemlos entfernt und der Schließmuskel erhalten werden. Zusätzlich entfernt der Chirurg auch das Fettgewebe, das um den Enddarm liegt und dessen Lymphgefäße beinhaltet. Dickdarm und Enddarm werden anschließend vernäht.

„Damit nach einer solchen Operation alles gut verheilen kann, muss dieser Prozess gegebenenfalls geschützt werden. Zu diesem Zwecke legen wir dem Patienten einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang, ein sogenanntes Stoma“, erläutert Dr. Memming.

Ist der Abstand des Tumors zum Schließmuskel zu gering, müssen der gesamte Enddarm sowie der Schließmuskel entfernt werden. Danach wird ein lebenslanger künstlicher Darmausgang angelegt. „Solche Eingriffe können wir aber durch den zielgerichteten Einsatz von Chemo­therapie und Bestrahlung zunehmend vermeiden. Der Tumor wird dadurch so weit verkleinert, dass wir ihn operieren können, ohne den Schließmuskel zu verletzen“, kommentiert Dr. Memming.

Weitere Möglichkeiten

Neben den beschriebenen Behandlungsmethoden stehen in Abhängigkeit vom Tumorstadium weitere zur Verfügung. „Bei Tumoren in einem sehr frühen Stadium nutzen wir die endoskopische Operation in der Lichtung des Darms. Genau wie bei einer Darmspiegelung führen wir ein Endoskop in den Darm ein und entfernen die kleinen Tumoren, die die Darmwand noch nicht durchdrungen haben“, so Dr. Memming. Ihre Entfernung kann schon während der ersten Darmspiegelung geschehen – auch wenn diese eigentlich als Früherkennungsuntersuchung oder zur Abklärung von Beschwerden gedacht war.

Bei späten Stadien, in denen der Tumor bereits gestreut hat, bekämpfen die Onkologen zuerst die Metastasen. Hierbei nutzen sie Chemo- und Strahlentherapie. Erst anschließend erfolgt die Operation des Primärtumors.


Dr. Martin Memming, Leiter der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Klinikum Robert Koch, Gehrden © Privat