Prostatakarzinom Prostatakrebs und Partnerschaft: Gemeinsam stark bleiben
„Mit einer frühzeitig gestellten Diagnose Prostatakrebs muss heute niemand mehr direkt um sein Leben fürchten“, sagt Dr. Markus Renninger, Facharzt für Radiologie in Tübingen. „Daher rücken die Fragen nach der Kontinenz und Potenz immer weiter in den Vordergrund.“ Dies liegt zum einen daran, dass durch die Früherkennung auch jüngere Patienten diagnostiziert werden. Zum anderen sind auch ältere Männer heute fitter als früher. Sie nehmen viel aktiver und länger am Leben teil. Werden Männer nach einer Diagnose von Prostatakrebs in die sogenannte aktive Überwachung aufgenommen, sind keine abrupten Verschlechterungen von Potenz und Kontinenz zu befürchten. Lediglich die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen schränken die Patienten in ihren Planungen ein. „Die vorgegebenen Abstände der Termine sollten unbedingt eingehalten werden“, betont Dr. Renninger. „Wird ein Termin ausgelassen oder verschoben, kann unter Umständen wichtige Zeit verloren gehen.“
Den Partner aktiv einbinden
Ganz anders ist die Situation, wenn eine Bestrahlung oder Operation notwendig ist. Dann sind Entscheidungen zu treffen, die neben dem Patienten auch immer den Partner betreffen. „Daher rate ich unbedingt dazu, dass der Partner aktiv in den Entscheidungsprozess eingebunden wird und die Termine beim Arzt gemeinsam wahrgenommen werden“, sagt der Experte. Dies sei aus verschiedenen Gesichtspunkten sehr wichtig:
Zum einen können die Paare so sicherstellen, dass die wichtigen Entscheidungen gemeinsam und mit dem Arzt getroffen werden. Zum anderen kann der Partner die Informationen zu Befund, Behandlung und Konsequenzen oft viel besser als der Patient selbst einordnen und bewerten. Außerdem belegen Studien, dass Männer unangenehme Informationen zu ihrem Gesundheitszustand viel eher als deren Partner ausblenden. Daher ist es umso wichtiger, dass Partner bei den Besprechungen dabei sind.
Offen und ehrlich
Nach einer Prostata-Operation sind Kontinenz und Potenz meist eingeschränkt oder nicht mehr vorhanden, oft für einige Zeit, in manchen Fällen auch für immer. Wird der Krebs mit einer Strahlentherapie bekämpft, sind die Veränderungen nicht abrupt zu spüren. Inkontinenz oder Impotenz schleichen sich dann meist nach und nach ein. „Wichtig ist für beide Behandlungen, dass der Patient und der Partner über diese Nebenwirkungen sehr gut informiert sind“, so Dr. Renninger.
„Gut informiert, kann dann gemeinsam dagegen vorgegangen werden und können Strategien entwickelt werden, wie diese Nebenwirkungen bewältigt werden können.“ Dazu gehört natürlich, dass die Probleme offen zwischen den Partnern angesprochen werden, wenn sie auftauchen.
Die ersten Ansprechpartner sind die Ärzte in den Kliniken und die niedergelassenen Urologen. Sie verweisen, je nach Situation, an weitere Spezialisten und Therapeuten. Oft reichen Medikamente oder Helferlein, um Potenzprobleme wieder in den Griff zu bekommen.
Heute schon an morgen denken
Schon in der Rehabilitation werden die Grundlagen für eine rasche Wiederherstellung der Kontinenz und Potenz gelegt. Dabei steht zunächst die Kontinenz im Vordergrund. Im Verlauf der Rehabilitation wird dann nach und nach auch die Potenz in den Fokus gerückt. Ziel ist, dass das Glied rasch, ausreichend und möglichst oft mit Sauerstoff versorgt wird. Dafür muss es sich mit Blut füllen, bis es steif wird. Wenn das nicht gelingt, kann mit Medikamenten und Übungen zur Stärkung des Beckenbodens nachgeholfen werden.
Auch eine Vakuumpumpe kann dabei gute Dienste leisten. Der Grundsatz dabei ist: Je schneller und besser die Sauerstoffversorgung regeneriert wird, umso besser kann die Potenz wiederhergestellt oder erhalten werden. Das Motto dabei ist: Use it or lose it. Oder: Wenn du es nicht gebrauchst, wirst du es verlieren. „Dieser Spruch klingt lustig, ist aber ganz ernst gemeint“, sagt Dr. Renninger.
„Je früher und intensiver sich die Paare mit der Sexualität auseinandersetzen und beschäftigen, umso besser kann die Potenz nach einer Operation wiederhergestellt werden.“ Allerdings gilt auch, dass die Potenz nie besser als vor der Operation sein wird und auch ganz verloren gehen kann.
Der Patient ist nicht allein
„Immer wieder erzählen mir Patienten, dass der Austausch mit anderen Betroffenen hilft, die Folgen einer Prostatakrebs-Behandlung besser zu verstehen und zu bewältigen“ sagt Dr. Renninger. „Das Gespräch mit anderen Patienten – zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe – zeigt, dass man nicht alleine ist und ‚Mann‘ erhält Tipps und Tricks, wie das Sexualleben wieder in Schwung gebracht werden kann.“ Die Kliniken und das Internet halten zahlreiche Adressen von Selbsthilfegruppen bereit.
Weitere Anlaufstellen sind der Krebsinformationsdienst in Heidelberg und der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V.; beide geben auch telefonisch Auskunft über Krankheit und Behandlung und können Anlaufstellen für Beratung nennen.