Prostatakrebs HIFU: Spezielle Behandlungsmethode bei Prostatakarzinom

Autor: Jonathan Fasel

Prostatatumoren der Stadien eins und zwei können mit der schonenden HIFU-Therapie behandelt werden. © Korrawin – stock.adobe.com

Die Tendenz ist steigend: In Deutschland erkranken jährlich rund 65.000 Männer an Prostatakrebs. Die meisten sind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung zwischen 60 und 70 Jahre alt. Die Behandlungsmethoden sind vielfältig und werden stets individuell zugeschnitten. Seit einiger Zeit macht eine besonders schonende und zugleich wirksame Behandlungsmethode auf sich aufmerksam.

„Prostatakrebs-Patienten lassen sich nicht kategorisieren“, lautet die zentrale Behandlungsphilosophie des Prostatakrebs-Experten Dr. Thomas Dill. Der Facharzt für Urologie ist Geschäftsführer der Klinik für Prostata-Therapie im Medizinischen Zentrum Heidelberg, eines der größten Zentren Europas seiner Art. „Bei der Behandlung von Prostatakrebs sind individuelle Entscheidungen zu treffen. Stur nach Leitlinien können wir nicht vorgehen, denn stets sind auch die legitimen Wünsche der Patienten in die Behandlungsstrategie mit einzubeziehen“, betont Dr. Dill.

Trend zur schonenden Behandlung

Für Patienten mit heilbaren Tumorstadien steht eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. In Deutschland wird bei Prostatakrebs vor allem die radikale Prostatektomie, also die vollständige operative Entfernung der Prostata, bevorzugt. „Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass nur wenige Betroffene tatsächlich profitieren. Konsequenterweise setzen wir auf eine schonende und möglichst zielgerichtete Behandlung, fachsprachlich fokale Therapie genannt“, sagt Dr. Dill. Zu einer solchen Therapie zählt der sogenannte hochintensive fokussierte Ultraschall. Die Abkürzung lautet HIFU und steht für High Intensity Focused Ultrasound.

Tumorzellen mit Hitze zerstören

Beim HIFU-Behandlungsprinzip wird nur ein Teil der Prostata einer Krebsbehandlung unterzogen. Bei dem neuartigen minimal-invasiven Verfahren handelt sich um einen energiereichen gebündelten Ultraschall. Dieser ist in der Lage, punktgenaue Hitze-Areale in einem zuvor bestimmten Gewebebereich zu erzeugen. Das Krebsgewebe lässt sich so auf 90–100 °C über maximal drei Sekunden erhitzen. Das führt zum Absterben der Tumorzellen. „Wir steuern und kon­trollieren diese Behandlung mit einem normalen Ultraschallgerät. So können wir sehr zielgenau selbst kleinere Tumorherde erreichen“, erläutert Dr. Dill. Anders als bei einer konventionellen Strahlentherapie kann die HIFU-Therapie wiederholt werden, sollten nachfolgend Rezidive auftreten.

Wie funktioniert die HIFU-Therapie?

HIFU ist eine nicht-invasive Behandlung bei Prostatakrebs. Das heißt: Es sind keine Schnitte und keine Bestrahlung erforderlich, es erfolgt kein Blutverlust und es entstehen keine äußerlichen Narben. Dadurch kann der Patient schon nach wenigen Tagen sein gewohntes Leben weitgehend wieder aufnehmen.

HIFU-Behandlungsablauf

Die HIFU-Behandlung erfolgt über den Enddarm. Der Arzt platziert auf diesem Wege eine Ultraschallsonde direkt vor der Prostata, die sich dann optimal behandeln lässt. Ein spezielles Kühlsystem vermeidet dabei die Überhitzung der Enddarmwand. Der Schließmuskel wird bei dieser Therapie maximal geschont, sodass eine spätere Inkontinenz unwahrscheinlich ist. Das Gleiche gilt für die Potenznerven: Je nach Lage des Prostatatumors können diese geschont und eine Impotenz vermieden werden.

„Die minimal-invasive Therapie schont Patienten"

„Nach der Behandlung legen wir einen Katheter durch die Harnröhre, da es vorübergehend zu einer Anschwellung der Prostata kommt und ein möglicher Urinstau unterbunden werden muss. Etwa ein bis zwei Wochen später entfernen wir ihn wieder“, sagt Dr. Dill. Durch die minimal-invasive Behandlung wird der gesamte Organismus geschont. Herzkranke profitieren davon beispielsweise. Und die Patienten können die Klinik bereits einen Tag nach der HIFU-Therapie verlassen, lautet die gute Nachricht. Nach der Therapie erfolgt eine sorgfältige Nachbeobachtung. Sie dient dem Überwachen des Heilungserfolges sowie dem frühzeitigen Erkennen von meistens gut behebbaren etwaigen Behandlungsfolgen. „In der Regel findet die Nachuntersuchung nach einem Monat statt, anschließend im ersten Jahr nach der Behandlung alle drei bis sechs Monate“, so die Empfehlung des Experten.

Wann sich HIFU eignet

Die HIFU-Therapie eignet sich zur Bekämpfung von Prostatatumoren der Stadien eins und zwei. Unter Umständen kann auch ein Tumor des Stadiums drei behandelt werden. Die Prostata sollte allerdings nicht größer als 40 Milliliter sein, sonst müsste sie zunächst mit einer Hormonbehandlung verkleinert werden. Bei zu großer Prostata kann vor die HIFU-Therapie auch eine photoselektive Vaporisation, also eine Verdampfung des Gewebes, oder eine Aushobelung vorgeschaltet werden. Eine große Rolle spielt ferner der Grad der Verkalkung: Größere Verkalkungen können die Ultraschall-Wellen behindern. Neben diesen standardisierten Anwendungssituationen gibt es auch patientenindividuelle Gründe für den Einsatz von HIFU. „Es gibt immer wieder Patienten, die sich im Stadium vier befinden, aber eine radikale Entfernung der Prostata ablehnen. Auch kann eine Behandlung bei Patienten angezeigt sein, bei denen aus medizinischen Gründen, wie etwa sehr belastende Begleiterkrankungen, eine Operation zu belastend wäre“, ergänzt Dr. Dill.


Dr. Thomas Dill, Facharzt für Urologie, Geschäftsführer der Klinik für Prostata-Therapie, Medizinisches Zentrum Heidelberg © privat