Non-Hodgkin-Lymphom Ein Krebs mit vielen Gesichtern

Autor: MPL-Redaktion

Rund 17.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Non-Hodgkin-Lymphomen. (Agenturfoto) © iStock/FatCamera

Non-Hodgkin-Lymphom.  Mediziner fassen unter dem Begriff Non-Hodgkin-Lymphom Krebserkrankungen zusammen, die in bestimmten Zellen im lymphatischen System ihren Ursprung haben – den Lymphozyten.

Das lymphatische System besteht aus den Lymphbahnen und den lymphatischen Organen, wie etwa den Lymphknoten. Die Lymphknoten sind bei Non-Hodgkin-Lymphomen am häufigsten betroffen.

Eine Krankheit mit vielen Gesichtern

Da das lymphatische System aber über den gesamten Körper verteilt ist, kann ein Non-Hodgkin-Lymphom überall im Körper auftreten – zum Beispiel im Magen, in der Leber oder der Lunge. Rund 17.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Non-Hodgkin-Lymphomen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei circa 67 Jahren. Mit Perspektive LEBEN sprach der Experte Professor Dr. Martin Bentz über die Therapie. Der Klinikdirektor am Städtischen Klinikum Karlsruhe ist Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, internistische Onkologie und Palliativmedizin.

Das Non-Hodgkin-Lymphom ist eine Krankheit mit sehr vielen Gesichtern. Das heißt, sie tritt in unterschiedlichen Ausprägungen auf. Es existieren etwa 40 Unterarten. Diese lassen sich grundsätzlich in aggressive und weniger aggressive beziehungsweise in hoch und niedrig maligne Lymphome unterteilen.

Beobachten und abwarten

„Es gibt Situationen, in denen vorerst keine Therapie erforderlich ist. Denn wir wissen, die Krankheit ist so wenig aggressiv, dass wir sie nur beobachten und nicht behandeln müssen. Das ist bei einem Teil der niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphome der Fall“, erklärt Prof. Bentz. Die Ärzte sprechen hierbei auch von einer Watchful-Waiting-Strategie. In solchen Fällen, bei denen nur kleine Lymphome vorliegen, und der Patient beschwerdefrei ist, ist das Fortschreiten der Erkrankung unwahrscheinlich. Lediglich die genaue Ausbreitung des Lymphoms muss anfangs festgestellt werden – fachsprachlich wird das „Staging“ genannt. Anschließend wird der Patient in bestimmten Zeitabständen nachbeobachtet – zu Beginn etwa alle drei und später alle sechs Monate. Zwischenzeitlich bestimmen die behandelnden Ärzte die Ausbreitung der Erkrankung neu. Ist sie unverändert, ist keine Therapie erforderlich.

Vielfältige Behandlungsmöglichkeiten

Hochmaligne Non-Hodgkin-Lymphome müssen hingegen intensiv behandelt werden. Vorab ist ebenfalls eine Ausbreitungsdiagnostik notwendig. „Wir untersuchen die Patienten mittels einer Computertomographie. So stellen wir fest, welche Teile des Körpers betroffen sind. Zudem führen wir eine Knochenmarkbiopsie durch, um zu schauen, ob das Knochenmark befallen ist“, beschreibt Prof. Bentz das Staging.

Unabhängig von den Ergebnissen der Ausbreitungsdia­gnostik wird bei hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen stets eine standardisierte Therapie durchgeführt. Bei diesen Lymphomen handelt es sich in Europa in über 90 Prozent um sogenannte B-Zell-Lymphome, die von B-Lymphozyten ausgehen. „Sie werden zum einen mit einer sogenannten Antikörpertherapie behandelt“, sagt Prof. Bentz. – Ein Antikörper ist ein Molekül, das bestimmte Strukturen auf der Oberfläche von Tumoren erkennen kann, die auf keinen anderen lebenswichtigen Zellen vorkommen. So zerstört der Antikörper zielgerichtet den Tumor und schont gesunde Körperzellen. Die Mediziner sprechen deshalb auch von einer zielgerichteten Therapie.

„Zum anderen kombinieren wir diese Antikörpertherapie immer auch mit einer Chemotherapie. Nur so kann das Lymphom vollständig zerstört werden“, stellt Prof. Bentz klar.

Der Lymphknoten

Die Lymphknoten gehören zum lymphatischen System des menschlichen Körpers. Sie sind eine Art Filterstation für die Lymphflüssigkeit, die als Gewebswasser zum Lymphsystem gehört. Jeder Lymphknoten nimmt Gewebsflüssigkeit aus einer bestimmten Region des Körpers auf und reinigt es. Das lymphatische System ist ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems.

Bestrahlung – nur in bestimmten Fällen

Darüber hinaus gibt es spezielle Situationen, in denen zusätzlich eine Bestrahlung eingesetzt wird. Beispielsweise dann, wenn das Lymphom besonders groß ist – etwa über sieben Zentimeter. Die Empfehlung lautet dann, eine Nachbestrahlung durchzuführen. „Das Gleiche gilt für einen Befall außerhalb der Lymphknoten. Hier überlegen wir ebenfalls, ob eine Nachbestrahlung sinnvoll sein kann“, ergänzt Prof. Bentz. Bestrahlt wird dabei nur der Bereich, in dem sich das Lymphom befand.

Heilungschancen? Gut

Ob die eingeschlagene Therapieform erfolgreich war, erkennen die Experten nach ihrer Beendigung: Sie führen erneut ein Staging durch und überprüfen so die Stellen, an dem der Tumor lag. Die gute Nachricht zu allen Non-Hodgkin-Lymphomen lautet: Die Chancen auf langfristige Genesung sind relativ gut. Selbst bei aggressiven B-Zell-Lymphomen liegt sie durchschnittlich noch bei rund 80 Prozent. Jüngere Patienten können dabei sogar bis zu über 90 Prozent geheilt werden.

Wichtig ist ein Spezialist

Die Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen sollten Patienten natürlich von Spezialisten durchführen lassen. „Das sind die Fachärzte für Hämatologie und internistische Onkologie. Diese finden sie an vielen Kliniken, vor allem, wenn sie über entsprechende Spezialabteilungen verfügen“, sagt Prof. Bentz. „Da die Therapie sehr häufig ambulant durchgeführt werden kann, können auch niedergelassene Hämatologen und internistische Onkologen die Lymphomtherapie auf höchstem Niveau anbieten.“


Prof. Dr. Martin Bentz; Klinikdirektor am Städtischen Klinikum Karlsruhe Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, internistische Onkologie und Palliativmedizin © privat