Ernährung Gesundes Essen und Trinken während der Therapie
Nach einer Krebsdiagnose und während der Behandlung fragen sich viele: Was habe ich falsch gemacht, dass es ausgerechnet mich getroffen hat? Und kann ich mit einer konsequenten Umstellung der Essens- und Trinkgewohnheiten die Heilung unterstützen? „Das sind ganz normale Fragen von Patienten – nicht nur bei Krebs“, sagt Maria Gräfin von Kageneck, Ernährungsberaterin, RehaKlinikum in Bad Säckingen. „Besonders gutes Essen und Trinken, so scheint es vielen, ist der beste Beitrag zu einem gesunden Leben.“ Die Motivation ist dabei ganz einfach: Die Diagnose Krebs erhöht dramatisch die Bereitschaft, alles zu tun, um die Lebensqualität zu erhalten. Alles scheint recht und gut, wenn es denn der Heilung dient.
Vorsicht ist bei Krebsdiäten geboten!
Immer wieder wird in den Medien berichtet, wie wichtig eine gute Ernährung für die Gesundheit ist. Doch was ist eine gute Ernährung? – fragen sich viele Patienten, besonders bei Krebs. Sind es die Nahrungsergänzungsmittel, die das Leben verlängern und mich wieder gesund machen? Oder sind es die neuen Speisen, die den Körper entgiften sollen?
Manche Anbieter treiben es auf die Spitze und preisen spezielle Krebsdiäten an. Doch hier gilt eindeutig: Achtung! „Vorsicht ist immer dann geboten, wenn die Verbote und Gebote zu stark in den Vordergrund rücken“, warnt Gräfin von Kageneck. „Der Zwang, sich nur noch in einer bestimmten Richtung ernähren zu wollen, kann rasch den Genuss verdrängen und den Verstand ausschalten.“
Einseitigkeit schadet – auch beim Essen
Das Ergebnis dieser Ernährungsratgeber mündet dann oft in eine Essstörung. Beispiele dafür gibt es genügend. Manch einer „kann“ dann nur noch Bio-Lebensmittel kaufen und essen. Andere Betroffene versuchen, gänzlich auf Zucker zu verzichten. Wieder andere schwören darauf, bestimmte Fette oder Eiweiße zu vermeiden.
Die Liste der Tipps ist fast unendlich. „Aber auch unendlich überflüssig“, sagt Gräfin von Kageneck. „Diese massiven, selbst auferlegten Beschränkungen können die Lebensqualität sehr stark einschränken.“ Sie behindern den Genuss, die notwendige Entspannung und damit die Lebensfreude. „Patienten sollen ihren Arzt fragen, ob eine bestimmte Ernährung für die Therapie erforderlich ist“, rät die erfahrene Ernährungsberaterin. „Denn meist fordern Krebstherapien keine besonderen Diäten, sondern vor allem eine ausgewogene Ernährung.“
Bewusst mit Genuss
Wie für gesunde Menschen gilt daher auch für Krebspatienten, dass sie ausgewogen und abwechslungsreich essen und trinken sollen. Die Regeln für eine gesunde ausgewogene Ernährung sind simpel und leicht anzuwenden. Ein anschauliches Hilfsmittel ist die sogenannte Ernährungspyramide. Danach werden pro Tag folgende Mengen als Richtwerte empfohlen:
- sechsmal ein Viertelliter eines kalorienfreien Getränks
- fünf Hände voll Gemüse, Salate und Obst
- vier Hände voll Reis, Brot, Kartoffeln oder Teigwaren
- drei Hände voll Milch oder Milchprodukte und pro Woche zweimal Fleisch, Ei oder Fisch
- zwei Esslöffel hochwertige Fette oder Öle
- eine Portion Süßes
Das Praktische an dieser Regel ist, dass kleine Menschen kleine Hände und große Menschen große Hände haben. So passt die Regel immer gut und kann von jedem überall angewendet werden. Achten Sie aber darauf, dass in Wurst und Käse sehr viel unsichtbares Fett enthalten sein kann. Diese Fettmenge muss in der Ernährungspyramide bei den Ölen und Fetten mit berücksichtigt werden. In Nährwerttabellen können die einzelnen Inhaltsstoffe gut abgelesen werden.
Für die allermeisten Lebensmittel gilt: Je frischer, umso besser. „Daher empfehle ich immer, das Obst und Gemüse aus der Region und der Saison frisch zu kaufen“, sagt Gräfin von Kageneck. „Geht das nicht, greife ich zu Tiefkühlgemüse oder Obst. Auf Gemüse oder Obst aus der Dose verzichte ich weitgehend.“
Abwechslung zählt
„Am besten werden überwiegend regionale und frische Produkte gekauft“, sagt Gräfin von Kageneck. „Dann ist nämlich fast automatisch sichergestellt, dass die Ernährung sehr abwechslungsreich und preiswert ist.“ Der Grund dafür ist einfach: Der Jahresverlauf bei uns bringt im Frühjahr andere Gemüse und anderes Obst hervor als im Sommer und Herbst.
Das Frühjahr beginnt zum Beispiel mit dem Spargel und bringt dann später Erdbeeren. Der Sommer bringt die Salate, Gemüse und das erste Obst. Im Herbst sind der Kohl und die Äpfel an der Reihe. Dies gilt auch für viele tierische Produkte, wie zum Beispiel Wild, Geflügel, Krustentiere und Fisch. „Ob Bio oder saisonal spielt keine große Rolle“, betont Gräfin von Kageneck. „Die Abwechslung der Produkte und Erzeuger ist wichtiger.“
Wechsel bringt Vielfalt
Denn wer sich sehr abwechslungsreich ernährt, stellt sicher, dass alle wichtigen Nährstoffe im Essen vorhanden sind. Und wer sich auf die Suche nach unbekannten Lebensmitteln macht, ist auf Erzeugermärkten oft gut aufgehoben. Immer mehr alte und neue Sorten von Gemüse und Obst sind dort zu finden. Aber auch bei tierischen Produkten kann sich die Suche lohnen. Viele Landwirte setzen wieder auf die alten Rassen bei Schweinen, Hühnern und Rindern. Ein toller Nebeneffekt bei der Suche nach Neuem ist, dass das Essen und das Trinken nicht langweilig werden. Das ist die beste Basis für Geschmack und Genuss.