Ernährung Alkohol und Krebs: Was ist erlaubt?

Autor: MPL-Redaktion

Wer sicher gehen will, der verzichtet auf den Alkohol. © iStock/ViewApart

Die Therapie bedeutet für die meisten Krebspatienten körperlichen und psychischen Stress. Gerade eine Chemotherapie kann sehr belastend sein. Auf die Behandlungen folgt dann die lange Phase der Rehabilitation. Hier sind Konsequenz und Durchhaltevermögen gefordert. Wichtig: In diesen Zeiten sollten sich Patienten einen Ausgleich schaffen – und möglichst oft abschalten. Aber auch mit Alkohol?

Eine schöne Ablenkung bietet das gemeinsame Essen und Trinken – sei es zu Hause oder in einem gemütlichen Restaurant. Für viele Menschen ist dann das Glas Wein oder Bier unverzichtbar. Doch wie verträgt sich der Alkoholgenuss mit der Therapie oder Reha? Perspektive LEBEN klärt diese wichtige Frage mit Dr. Silke Mittmann. Die Ernährungsexpertin ist Oecotrophologin bei der Niedersächsischen Krebsgesellschaft in Hannover. Grundsätzlich lässt sich gegen Alkohol in Maßen nichts einwenden. Auch für Krebspatienten während der Therapie ist er nicht völlig verboten. „Besser und sicherer ist aber, man verzichtet gänzlich auf ihn“, sagt Dr. Mittmann. „Denn bei einer medikamentösen Therapie besteht zum Beispiel die Gefahr, dass der Alkohol die Wirkung der Medikamente verändert und so den Behandlungserfolg mindert“. Der Konsum sollte daher stets mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Zudem belastet Alkohol den Körper und kann in Verbindung mit Medikamenten zu Unverträglichkeiten führen. Daher sollte er gerade während einer Chemotherapie, die oft mit Übelkeit und Erbrechen einhergeht, vermieden werden.

Das Krebsrisiko kann wieder steigen

Auf die Therapie folgt die Rehabilitation. Die Patienten sollen nach den Behandlungen wieder zu Kräften kommen, langsam wieder zum normalen Leben und Alltag zurückfinden. Auch in der Reha-Phase ist grundsätzlich gegen das ein oder andere Gläschen nichts einzuwenden. „Allerdings unterschätzen viele Menschen die konsumierten Mengen und das damit verbundene Krebsrisiko – egal ob für ehemalige Krebspatienten oder bisher Gesunde“, stellt Dr. Mittmann fest. Zur Krebsprävention ist es am besten, gar keinen Alkohol zu trinken. Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es keine Menge an Alkohol gibt, die bedenkenlos konsumiert werden kann.

Die Wechselwirkung kann gefährlich sein

Alkohol erleichtert anderen Substanzen, die dem Körper zugeführt werden, ihre krebserregende Wirkung zu entfalten. Daher haben vor allem Menschen, die sowohl Alkohol trinken als auch rauchen, ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem Tumor zu erkranken.

Auf die Grenzen achten!

Wer gar nicht verzichten möchte, sollte die Menge an Alkohol beschränken. Einige Experten raten, dass Männer nicht mehr als einen halben Liter Bier oder einen Viertelliter Wein pro Tag trinken sollen, Frauen sogar nur etwa die Hälfte. Andere Empfehlungen geben die reine Alkoholmenge an: gesunde Männer sollten demnach maximal 20 Gramm Alkohol pro Tag und gesunde Frauen nicht mehr als 10 Gramm zu sich nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung weist darauf hin, dass auch geringe Mengen nicht jeden Tag getrunken werden sollten, mindestens zwei Tage pro Woche sollten alkoholfrei sein. Denn wer regelmäßig ein bisschen trinkt, kommt alles in allem nicht besser weg, als jemand, der gelegentlich zu viel Alkohol konsumiert.

Forscher haben zudem festgestellt, für welche Krebsarten ein regelmäßiger Alkoholkonsum das Erkrankungsrisiko erhöht. Die Faustformel lautet dabei: Je mehr Alkohol getrunken wird, desto höher ist das Erkrankungsrisiko. Vermutlich steigt das Risiko für Krebs der Mundhöhle, des Rachens und der Speiseröhre schon ab 10 g Alkohol am Tag, das Erkrankungsrisiko für Brust-, Kehlkopf-, Bauchspeicheldrüsen und Dickdarmkrebs steigt hingegen ab etwa 40 g pro Tag.

So begünstigt Alkohol den Krebs

Wichtig zu wissen: Der Alkohol ist als Sub­stanz selbst vermutlich nicht krebserregend. Allerdings wandelt der Körper ihn in Azetaldehyd um. Wissenschaftler vermuten mittlerweile, dass diese Umwandlung eine krebsauslösende Wirkung auf bestimmte Zellen im Körper haben könnte. Für den Bereich der Mundhöhle, des Rachens und der Speiseröhre wurden solche krebserregenden Effekte von Alkohol nachgewiesen.


Dr. Silke Mittmann; Oecotrophologin bei der Niedersächsischen Krebsgesellschaft Hannover © privat