Chronische myeloische Leukämie Eine Leukämie mit zunehmend besserer Prognose
Die chronische myeloische Leukämie (CML) entsteht aus einer veränderten Knochenmarkstammzelle, bei der es einen genetischen Defekt gibt. Diese genetisch veränderte Zelle wird auch „Philadelphia-Chromosom“ genannt, da Forscher sie einst in Philadelphia entdeckten. Im Knochenmark wird die normale Blutbildung verdrängt und die typischen Symptome einer Leukämie treten auf. Patienten fühlen sich beispielsweise abgeschlagen und müde, haben keinen Appetit mehr oder verlieren Gewicht.
Wichtig: Die genaue Diagnose
Anhand von Blutproben wird die Diagnose gestellt. „Daneben empfehle ich dringend eine Knochenmarkuntersuchung. Sie liefert zusätzlich Diagnoseinformationen, denn im Knochenmark können noch weitere Chromosomen-Veränderungen entdeckt werden. Diese müssen wir kennen, da sie entscheidend für die Prognose des Patienten sind“, erklärt Prof. Müller.
Anfangs haben die Patienten oft eine hohe Anzahl an weißen Blutkörperchen im Blut. Ist diese Zahl besonders hoch, führen die Ärzte eine Blutwäsche durch, um möglichst rasch diese Zellen reduzieren zu können. „Das ist jedoch nur in seltenen Fällen nötig“, fügt Prof. Müller an.
Aufbau und Funktion von Knochenmark und Blut
Das Knochenmark ist eine breiartige Masse im Hohlraum der Knochen und für die Blutproduktion zuständig. Pro Sekunde werden hier etwa 2 Millionen neuer Blutkörperchen gebildet. Sie sind u.a. für den lebenswichtigen Transport des Sauerstoffs zuständig. Bei Erwachsenen beträgt die Masse des Knochenmarks etwa 2,6 kg.
Moderne Medikamente stehen bereit
Die Therapie erfolgt in der Regel mit einem Tyrosinkinase-Hemmer. Solche Medikamente werden in Tablettenform verabreicht. In Deutschland sind zurzeit drei Hemmer für die Erstlinien-Therapie zugelassen. Sie müssen täglich eingenommen werden und bieten so die beste Möglichkeit, die Erkrankung zu kontrollieren. „Kontrolle heißt natürlich nicht Heilung. Wobei wir immer zuversichtlicher werden, dass auch die Heilungsraten weiter steigen“, betont Prof. Müller.
Die Mediziner sehen eine CML als geheilt an, wenn die Krankheit selbst mit den empfindlichsten Messgeräten nicht mehr nachweisbar ist und der Patient keine Therapie mehr braucht – wohlwissend, dass meist noch vereinzelte bösartige Zellen im Körper vorhanden sind. Diese werden aber mit dem körpereigenen Immunsystem in Schach gehalten.
Zu diesem Zeitpunkt können die Medikamente dann abgesetzt werden. „Wir gehen davon aus, dass uns die neue Generation von Tyrosinkinase-Hemmern noch schneller noch höhere Heilungsraten beschert. Über genaue Zahlen können wir nur spekulieren, erste Schätzungen gehen in Richtung 30 Prozent“, lautet die gute Nachricht des Hämatologen. Gelingt die Heilung nicht, müssen sich Patienten nicht sorgen. Denn der Begriff Heilungsrate ist bei dieser Krebserkrankung nicht gleichzusetzen mit Überlebensrate. Die Lebenserwartung von CML-Patienten entspricht anderen Menschen ohne diese Diagnose. Hier gilt es nur, die Therapie fortzusetzen, die Medikamente weiter einzunehmen und so die Krankheit dauerhaft einzudämmen.
Auf die Arztwahl kommt es an
Entscheidend für den Therapieerfolg ist letztlich auch immer die richtige Arzt- und Klinikwahl.
Gute Informationen hierzu liefert das Kompetenznetz Leukämien unter: http://www.kompetenznetz-leukaemie.de
Auf diesen Seiten werden zudem ausführliche Informationen für Patienten und Angehörige bereitgestellt. Empfehlenswert ist darüber hinaus auch die Homepage: http://www.leukaemie-online.de/
Patienten haben dort insbesondere die Möglichkeit, sich mit anderen über ihre Erkrankung auszutauschen.
Nebenwirkungen vermeiden
Auch die Nebenwirkungen bekommen Betroffene gut in den Griff – wie Wassereinlagerungen, Übelkeit, Durchfälle, Kopf- oder Bauchschmerzen. „Das ist oft nicht dramatisch, kann aber auf Dauer störend sein. Man darf jedoch keinesfalls den Fehler machen, die Medikamente selbstständig zu reduzieren“, mahnt Prof. Müller und ergänzt: „Hier muss dann über einen Therapiewechsel – also über andere Medikamente – nachgedacht werden.“
CML-Patienten sollten sich stets genau an die Therapievorgaben der Ärzte halten. Sie müssen eigenverantwortlich handeln. „Außerordentlich wichtig ist die Einhaltung der exakten Dosierung der Medikamente. Bereits zehn Prozent weniger Tabletten können zu einem völligen Versagen der Therapie führen“, mahnt Prof. Müller. Auch sind je nach Medikament die Rahmenbedingungen der Einnahme genau zu beachten – beispielsweise der zeitliche Abstand zu den Mahlzeiten.
Den Lebenswandel anpassen
Wichtig ist zudem, dass Patienten ihre Therapie anderen behandelnden Ärzten anzeigen müssen. Nehmen sie etwa blutdrucksenkende Medikamente oder sind sie Diabetiker, kann eine unerwünschte Wechselwirkung zwischen den Medikamenten auftreten. „Wenn Betroffene nun noch ihren Lebenswandel so anpassen, dass möglichst keine neuen Krankheiten entstehen, sie sich ausgewogen ernähren, ein normales Gewicht halten und Sport treiben, steht einem völlig beschwerdefreien Leben nichts mehr im Wege“, führt Prof. Müller aus.