Leukämie CLL mit neuen Strategien zurückdrängen

Autor: Thomas Kuhn

Auch bei dieser Erkrankung können Patienten an der Behandlung teilnehmen: Indem sie sich bewegen, Vitamin D nehmen und sich impfen lassen. © iStock/Dr Microbe, Halfpoint; luchschenF, weyo – stock.adobe.com

Die chronische lymphatische Leukämie, CLL, ist eine bösartige Erkrankung, die die weißen Blutkörperchen betrifft. Jedoch gibt es unterschiedliche Therapiemöglichkeiten, die die Medizin heute bietet.

Ständig produziert unser Körper alle Blutzellen im Knochenmark neu. Bei einer CLL vermehren sich bestimmte weiße Blutkörperchen, die Lymphozyten, jedoch unkontrolliert. Das stört die normale Blutbildung, das Immunsystem gerät aus dem Gleichgewicht. Die entarteten Lymphozyten sind in der Milz, der Leber, den Lymphknoten und auch im Blut zu finden, weshalb die Krankheit als Leukämie bezeichnet wird.

Meist früh entdeckt

Die gute Nachricht: Oft entdecken Ärzte die Krankheit in einem frühen Stadium. Sie weist dann meist keine störenden Symptome auf und muss nicht medikamentös behandelt werden. Lediglich der Krankheitsverlauf wird beobachtet. Mediziner sprechen von einer sogenannten Watch-and-Wait-Strategie. „Patienten sollten nun regelmäßig Sport treiben, Vitamin D einnehmen sowie eine Grippe- und Pneumokokken-Impfung durchführen. Diese begleitenden Vorsorge-Maßnahmen helfen, beschwerdefrei zu bleiben“, sagt Dr. Rolf Mahlberg, Chefarzt und Leiter des onkologischen Zentrums des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen gGmbH in Trier.

Medikamente für mehr Behandlungsoptionen

Leiden Patienten unter Blutarmut, an Fieber, Gewichtsverlust oder einem geschwächten Immunsystem mit wiederkehrenden Infektionen, dann befinden sie sich in einem fortgeschrittenen Stadium, das therapiert werden muss. „Bisher behandelten wir Betroffene im Rahmen der Erstlinientherapie mit einer Chemotherapie zusammen mit einen Antikörper gegen Oberflächenstrukturen der Lymphozyten, der die Krebszellen zusätzlich bekämpft“, erklärt Dr. Mahlberg. Doch seit einigen Jahren stehen weitere Möglichkeiten zur Verfügung: Spezielle Wirkstoffe blockieren Proteine, die für das Wachstum und Überleben der Krebszellen zuständig sind. „Im Wesentlichen handelt es sich um zwei Medikamentengruppen, die sogenannten Kinase-Inhibitoren und die Zelltod-Induktoren“, so Dr. Mahlberg.

Zeitsparend und verträglich

Beiden Wirkstoffgruppen gemeinsam ist, dass sie zielgerichtet die Krebszellen bekämpfen – im Gegensatz zur Chemotherapie, die auch andere sich schnell teilende Zellen angreift. „Ein weiterer Vorteil für Patienten: Die Präparate können als Tabletten oder Kapseln eingenommen werden, gegebenenfalls kombiniert mit einer Antikörperbehandlung“, erklärt Dr. Mahlberg und betont: „Zeitaufwendige Krankenhausaufenthalte entfallen somit.“

Die Medikamente sind relativ gut verträglich. Die chemotherapietypischen Nebenwirkungen fehlen. Der Therapiestart geschieht unter ärztlicher Kontrolle, um mögliche Komplikationen früh zu erkennen. Nach etwa einer Woche werden die Patienten dann nur noch ambulant behandelt.

Gute Lebensqualität

Die vielen Vorteile der zielgerichteten Medikamente überzeugen den Experten: „Wir streben daher meist eine Behandlung ohne Chemotherapie an. Zudem versuchen wir, eine Therapiepause zu erreichen“, sagt Dr. Mahlberg. „Wir versuchen, die Erkrankung soweit zu verdrängen, dass sie nicht mehr nachgewiesen werden kann.“ Nach ungefähr zwei Jahren könne der Patient in diesem Fall etwas länger ohne Behandlung auskommen. Eine Heilung wird auf diese Weise zwar nicht erreicht, denn die CLL kommt früher oder später garantiert wieder, aber eine medikamentenfreie Zeit stellt dennoch einen Fortschritt für die Patienten dar.

Weiterführende Informationen, die Betroffenen helfen können

Weitere Informationen rund um die CLL liefert die Deutsche CLL Studiengruppe. Es handelt sich hierbei um einen Zusammenschluss deutschsprachiger Spezialisten auf dem Gebiet der chronischen lymphatischen Leukämie. Die Seite bietet viele nützliche Informationen rund um die Krankheit und weiterführende Links, die seriöse Informationen für Patienten anbieten.

Erfahrungsgemäß bleiben, unabhängig von der Behandlung, stets vereinzelte Krebszellen übrig. Die bisher einzige Methode, mit der eine Heilung erzielt werden kann, ist die Stammzelltransplantation. Dabei wird gewissermaßen das gesamte Immunsystem ausgetauscht. Da die Stammzelltransplantation jedoch Risiken mit sich bringt, und die anderen Therapien den Patienten eine gute Lebensqualität ermöglichen, wird auf sie nur in speziellen Situationen zurückgegriffen.


Dr. Rolf Mahlberg, Chefarzt und Leiter des onko­logischen Zentrums des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen gGmbH in Trier © Privat