Psychoonkologie Richtig informiert – gut geschützt!

Autor: MPL-Redaktion

Das Vierohrenprinzip ist hilfreich, wenn es darum geht, die Informationen von Ärzten richtig aufzunehmen – und richtig zu bewerten. © iStock/Tinpixels

Das Wichtigste bei einer Krebsdiagnose ist, zu wissen, was passiert und wie es weitergeht. Perspektive LEBEN zeigt, wie Sie gezielt an die richtigen Informationen kommen, die Ihnen helfen, besser mit Ihrer Krankheit umzugehen – und unnötige Ängste gar nicht erst aufzubauen.

Die Diagnose Krebs ist für die Betroffenen ein Einschnitt in ihr Leben. Dies gilt nicht nur für die Patienten selbst, sondern auch für die Familie, für Freunde und Bekannte sowie nahestehende Kollegen: Sie alle können von der Diagnose betroffen sein. Deshalb ist es wichtig, dass alle über die Krankheit und die Folgen gut und angemessen informiert sind.

„Gute Informationen über die Krankheit und deren Behandlung sind ein ganz wichtiger Schutz für die Patienten“, sagt Professor Dr. Harald J. Freyberger, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Greifswald. „Aus Studien wissen wir, dass gute Beratung und sachgerechte Informationen die Belastung für Körper und Seele entscheidend reduzieren können.“ Und das gilt nicht nur für die Patienten, sondern auch für das Umfeld. Doch was sind gute Informationen und wo und wann können die Patienten sie bekommen?

Informationen ja, aber bitte die richtigen!

Im Internet, in Broschüren, Radio- und Fernsehsendungen – überall gibt es Informationen zu Krebs. Es wird beschrieben, woher er kommt, wie er zu behandeln ist und was man tun muss und was man lassen soll. „Immer wieder erlebe ich Patienten und deren Begleiter, die sich sehr detailliert über die Krankheit und mögliche Therapien schon im Vorfeld der Diagnose intensiv informieren“, berichtet Prof. Freyberger. „Doch leider sind diese Informationen oft falsch oder treffen auf den Patienten oder die Krankheit nicht zu.“ Das kann fatale Folgen haben. Manche Patienten wiegen sich in falscher Sicherheit, andere machen sich dagegen viel zu große Sorgen.

Der Arzt ist der beste Ratgeber

Erst mit einer vollständigen Diagnose steht fest, an was und wie gravierend der Patient erkrankt ist. Daher gilt auch im Zeitalter des Internets eine schlichte Tatsache: Die wichtigste Informationsquelle für Krebspatienten ist und bleibt der behandelnde Arzt beziehungsweise das Ärzteteam. Dabei spielen das Diagnose- und Therapiegespräch die entscheidende Rolle. „Dies ist der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt, auf die individuelle Situation des Patienten einzugehen“, sagt Prof. Freyberger. „Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass die umfassende Beratung von Körper, Geist und Seele Patienten und Angehörige am besten vor unseriösen Therapieangeboten schützt“, betont Prof. Freyberger. Wenn Patienten sich über die Beratung und Information des Arztes hinaus informieren wollen, sollte unbedingt zuerst auch dieser gefragt werden. Denn er kennt die sicheren und guten Informationsquellen, die den Betroffenen wirklich weiterhelfen. Er wird die entsprechenden Broschüren, Internetseiten und weiteren Quellen empfehlen, die für die Erkrankung und Behandlung infrage kommen. Wer, außer dem Arzt, kann helfen, die wichtigen Informationen zu bekommen und zu bewerten?

Zu zweit zum Therapiegespräch

Diagnose- und Therapiegespräche sind äußerst wichtig. Diese Termine belasten viele Patienten aber sehr stark. Und: Die Belastung, Aufregung und Anspannung verhindern oft, dass Informationen überhaupt und richtig aufgenommen werden können. Manchmal werden Dinge auch einfach falsch verstanden. Details und Nebenkriegsschauplätze werden oft überbewertet und Fakten manchmal verdrängt. „Dies ist völlig normal und nachzuvollziehen“, betont Prof. Freyberger. Auch bei Diagnose- und Therapiegesprächen gilt das Prinzip: Vier Ohren hören besser als zwei. „Ich rate meinen Patienten daher, eine Person des Vertrauens zu diesen Gesprächen mitzunehmen.“

Wer der ideale Begleiter bei solchen Gesprächen ist, entscheidet am besten der Bauch des Patienten. Dabei zeigt die Erfahrung, dass Familienmitglieder, zu denen eine starke und stabile Beziehung besteht, sich meist gut eignen. In den Gesprächen soll der Begleiter aufmerksam zuhören und prüfen, ob der Patient das Gesagte richtig verstanden hat und einordnen kann. Falls nicht, soll er so lange nachfragen, bis die notwendige Klarheit geschaffen ist. Fachwissen steht dabei im Hintergrund. „Gut ist, wenn immer die gleiche Vertrauensperson bei den verschiedenen Terminen in der Klinik, beim Facharzt und Hausarzt dabei ist“, sagt Prof. Freyberger. Dann gehen keine Informationen verloren. Und ganz wichtig: Der Patient hat jemanden, mit dem er die Gespräche Revue passieren lassen kann. Werden nämlich die Erkrankung und Behandlung mit einem Partner reflektiert, können sie körperlich und seelisch meist viel besser und leichter verarbeitet werden.

Die zweite Meinung

Patienten sind manchmal nach den ersten Diagnose- und Therapiegesprächen unsicher, ob sie wirklich die richtige Behandlung bekommen. Sie machen sich dann oft selbstständig auf die Suche nach vermeintlichen Alternativen. Doch hier ist Vorsicht geboten, ohne Fachwissen und Erfahrung kann die Suche nicht gelingen und häufig stößt man auf unseriöse Therapieangebote. Die Folge ist dann meist, dass die Verunsicherung und Angst noch größer werden. „Daher empfehle ich unsicheren Patienten, unbedingt eine zweite Meinung bei einem Kollegen einzuholen oder Rücksprache mit einem niedergelassenen Arzt zu halten. So verschaffen sich die Patienten Sicherheit, dass sie das Richtige tun“, betont Prof. Freyberger. „Und im Übrigen, auch ich würde in solchen Fällen immer eine zweite Meinung einholen.“


Prof. Dr. Harald J. Freyberger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Greifswald © privat