Nachsorge Fit für den Alltag: Rehabilitation zur Unterstützung nutzen

Autor: Tina Krepela

Einfach mal loslassen – auch mit Übungen, zu denen man sonst nicht kommt. © iStock/Ridofranz

Deutschland ist führend in der Versorgung von Krebspatienten. Besonders gut ist das System der Heilanschlussbehandlungen, also der Rehabilitationen, ausgebaut. Darauf haben alle Krebspatienten einen gesetzlichen Anspruch. Zu Recht, wie Fachleute immer wieder betonen. Lesen Sie, warum die Rehabilitation so wichtig ist und wie sie Patienten auf den Alltag vorbereitet.

Krebsdiagnosen und -behandlungen sind immer eine Zäsur im Leben der Patienten und ihrer Angehörigen. Die Krankheit fordert den ganzen Menschen – mit Körper, Geist und Seele. Nichts, so scheint es, ist mehr normal und alltäglich. Vieles muss neu erlernt und trainiert werden, was vorher ganz leicht und wie von selbst von der Hand ging. Dies ist der Ansatzpunkt der Rehabilitation nach einer Krebserkrankung: Mit ihr erlangen die Patienten mehr Lebensqualität. Und sie bereitet sie wieder auf den Alltag, den Beruf und das normale Leben vor.

Zuwendung pur

Zu Beginn der Rehabilitation werden die Patienten gründlich untersucht, außerdem werden Stärken und Schwächen besprochen und Ziele für die nächsten Schritte festgelegt. „Dabei haben wir den Menschen als Ganzes und individuell im Blick“, betont Dr. Dominik Duelli, Facharzt für Innere Medizin am Parksanatorium Aulendorf, Waldburg-Zeil Kliniken. „Unsere Programme sind daher immer ganz gezielt auf den einzelnen Patienten ausgerichtet.“ Patienten können ihren Körper und Geist ertüchtigen und fit für den Alltag machen.

Sie lernen und üben es, körperliche Einschränkungen zu überwinden. Gute und laienverständliche Informationen helfen dabei, die Krankheit besser zu verstehen. „Dies ist oft die Basis dafür, dass die Krankheit auch seelisch besser verkraftet werden kann“, ergänzt der erfahrene Rehabilitationsarzt. „Psychoonkologische Fachkräfte unterstützen die Patienten dabei in Einzel- und Gruppengesprächen sehr intensiv.“ Umfragen zeigen eindeutig, dass diese intensive Zuwendung den Patienten hilft, rascher und besser wieder in den Alltag zu finden und damit wieder ein Stück Normalität zurückzugewinnen.

Verarbeiten steht im Mittelpunkt

Meist ist die Behandlung von Krebserkrankungen da­rauf konzentriert, den Krebs rasch und vollständig zu beseitigen. Das heißt für die meisten Patienten, dass viele Termine in kurzer Abfolge zu absolvieren sind. Dabei bleibt wenig Zeit dafür, sich zu erholen, zu informieren, über die Krankheit nachzudenken oder diese zu verarbeiten. „Dies ist in der Rehabilitation ganz anders“, betont Dr. Christian Duncker, Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie/Onkologie am Parksanatorium Aulendorf, Waldburg-Zeil Kliniken. „Die Patienten können sich hier genau die Zeit nehmen, die sie brauchen, um sich möglichst gut wieder in den Alltag einzufinden.“

Normalerweise werden für eine Anschlussheilbehandlung drei Wochen veranschlagt. „Reicht diese Zeit nicht, kann die Rehabilitation verlängert werden“, ergänzt Dr. Duncker. „Unter Umständen können Patienten auch weitere Rehabilitationen absolvieren.“ Diese ist und bleibt die beste Schnittstelle zwischen Krankenhaus und Alltag.

Spezialisierung und Qualität sollten stimmen

In der Rehabilitationsklinik arbeiten viele Fachrichtungen – Ärzte, Pfleger und Betreuer – unter einem Dach Hand in Hand zusammen. „Zahlreiche Rehabilitationskliniken haben sich auf bestimmte Erkrankungen spezialisiert“, erklärt Dr. Duncker. „Sie können daher auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen und diesen an die Patienten weitergeben.“ Sie sind damit gute Anlaufstellen für Patienten mit eben diesen Krebserkrankungen.

Das Parksanatorium in Aulendorf hat ein besonderes Augenmerk auf Patienten mit Krebserkrankungen im Kopf- und Halsbereich gerichtet. Schon seit Jahrzehnten werden die Programme, auch mit Vertretern der Selbsthilfegruppen und Patienten, weiterentwickelt und abgestimmt.

Tipp!

Patienten sollten sich in der Zeit der Rehabilitation nicht unter Druck setzen – es ist ihre ganz persönliche Zeit!

Alle Rehabilitationskliniken in Deutschland sind verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards zu erfüllen und diese regelmäßig von externen Stellen überprüfen zu lassen. „Welche Rehabilitationsklinik besonders gut für einen Patienten mit seiner individuellen Krankheit geeignet ist, können Patienten alleine meist nicht gut beurteilen“, meint Dr. Duelli. „Daher empfehlen wir, auf das Urteil des Arztes und des Sozialen Dienstes zu vertrauen. Sie können aus der Erfahrung heraus den Bedarf der Patienten und die Leistungen der Rehabilitationskliniken sehr gut in Einklang bringen und entsprechende Empfehlungen aussprechen.“

Patientenbewertungen, Lage und persönlicher Eindruck können das Zünglein an der Waage sein, wenn gleichwertige Kliniken zur Auswahl stehen.

Das Miteinander genießen

„Manche Patienten sind zu Beginn der Rehabilitation abwartend und unsicher, was auf sie zukommt“, berichtet Dr. Duncker. „Aber schon nach wenigen Tagen öffnen sich auch diese Patienten und können über ihre Belastungen und Sorgen offen in den Gruppen oder in Einzelgesprächen sprechen. Dabei werden Strategien entwickelt, wie diese überwunden oder verbessert werden können.“

Ein wesentlicher Grund dafür sind die Ärzte, Pfleger und Betreuer in der onkologischen Rehabilitationsklinik. Sie alle haben eine Grundhaltung und Ausbildung, die sie zu guten Zuhörern und Ratgebern machen. „Eines zeigt sich aber immer wieder und oft ganz deutlich“, sagt Dr. Duelli. „Kein Arzt, Pfleger oder Betreuer kann den vertrauensvollen und sehr heilsamen Austausch zwischen Patienten ersetzen. Immer wieder erleben wir, dass Freundschaften fürs Leben bei uns geschlossen werden.“


Dr. Dominik Duelli, Facharzt für Innere Medizin, Parksanatorium Aulendorf, Waldburg-Zeil Kliniken © Privat
Dr. Christian Duncker, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie/Onkologie; Parksanatorium Aulendorf, Waldburg-Zeil Kliniken © Privat