Mesotheliome Tumor im Brustfell: Wenn der Krebs unter die Haut geht
Wenn die Zellen des Mesothels außer Kontrolle geraten, können Mesotheliome entstehen. Die häufigste Form der Mesotheliome sind maligne Pleuramesotheliome. Diese bösartigen Tumore wachsen in der Lungenauskleidung. Pleura bedeutet übersetzt Brustfell. Sie ist eine dünne Haut in der Brusthöhle. Sie überzieht die Lungen und kleidet die Brusthöhle von innen aus.
Professor Dr. Joachim Pfannschmidt berichtet über die Therapie der malignen Pleuramesotheliome. Der Experte ist Chefarzt der Thoraxchirurgie am HELIOS Klinikum Emil von Behring, Berlin-Zehlendorf. Etwa 1.400 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an einem malignen Pleuramesotheliom. Die Hauptursache für die Erkrankung ist der Kontakt mit Asbest bis zum Asbestverbot Anfang der neunziger Jahre.
Die Operation allein reicht nicht
Nach der allgemeinen Diagnose geht es in einem zweiten Schritt darum, den Tumor genauer zu charakterisieren. Denn nur so kann die optimale Behandlung für den Patienten festgelegt werden. Hierzu bedienen sich die Experten verschiedener diagnostischer Verfahren, wie der Computertomographie, dem PET-CT und der Video-Mediastinoskopie.
Das PET-CT kann Stoffwechselprozesse sichtbar machen und so den Tumor genauer beschreiben. Bei der Video-Mediastinoskopie handelt es sich um eine endoskopische Operation zur Beurteilung des Mittelfellraums und der dort vorhandenen Lymphknoten. Sie wird unter Vollnarkose mithilfe eines speziellen Endoskops durchgeführt.
Im frühen Stadium wird operiert
Vor allem dienen die Verfahren dazu, das Tumorstadium zu ergründen. Steht dieses fest, können die Experten auf entsprechende Therapiemöglichkeiten zurückgreifen. „Bei Patienten mit einem frühen Stadium, in dem sich der Tumor noch nicht ausgedehnt hat und noch keine Lymphknoten befallen sind, stehen operative Behandlungen zur Verfügung“, erklärt Prof. Pfannschmidt.
Eine Operation allein würde als Therapie jedoch zu kurz greifen. Zusätzlich werden die Patienten stets vorab mit einer Kombinations-Chemotherapie behandelt. Diese sogenannte neoadjuvante Therapie soll die Tumoren vor der Operation verkleinern. „Ist dies der Fall, führen wir nachfolgend eine Pleurektomie durch. Bei diesem Eingriff entfernen wir partiell oder vollständig das Brustfell“, so Prof. Pfannschmidt.
Ziel solcher Eingriffe ist stets die Entfernung des Tumorgewebes. Allerdings wissen die Chirurgen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit mikroskopisch kleine Tumorgewebsteilchen im Körper verbleiben. „Eine zusätzliche Therapie zur Beseitigung dieser Reste ist daher unumgänglich. Hierfür kommen dann Chemo- oder Bestrahlungstherapien infrage“, erklärt Prof. Pfannschmidt.
Chemotherapie mit hohen Temperaturen
Bei fortgeschrittenen Tumoren setzen die Experten ein radikaleres Operationsverfahren ein, die extrapleurale Pneumonektomie, kurz EPP. Es beinhaltet die Entfernung des Lungenflügels mit Pleura, Herzbeutel und Zwerchfell. „Mittlerweile wenden wir auch neuere Verfahren an.
Eine EPP kann beispielsweise mit einer Hochtemperatur-Chemotherapie kombiniert werden“, führt Prof. Pfannschmidt aus und ergänzt: „Hierbei werden Zytostatika während der OP durch die Brusthöhle gespült, ebenfalls mit dem Ziel, verbliebene mikroskopisch kleine Tumorreste zu zerstören.“
Im Rahmen der an die Operation stets anschließenden Strahlentherapie kommt ebenfalls zunehmend ein sehr modernes Verfahren zum Einsatz: Die sogenannte intensitätsmodulierte Radiotherapie IMRT. Sie platziert eine hohe Bestrahlungsdosis im Tumorzentrum und schont maximal das umgebende Gewebe, vor allem die verbliebene Lunge.
„Sind die Tumoren schon sehr weit gewachsen, können wir die Betroffenen nur noch palliativ mit Chemotherapien behandeln“, stellt Prof. Pfannschmidt fest. Da maligne Pleuramesotheliome eher selten sind, stellt sich für Betroffene die wichtige Frage nach einer fachkundigen Behandlung. „Eine entsprechende Erfahrung im Umgang mit der Erkrankung ist deutschlandweit nur in wenigen Zentren vorhanden. Hierzu zählen vor allem die Lungenkrebszentren von Onkozert“, sagt Prof. Pfannschmidt. Betroffene finden auf der Seite www.onkozert.de die nötigen Informationen.