Brustkrebs Behandlungswege beim Mammakarzinom: Den Durchblick behalten

Autor: MPL-Redaktion

Eine moderne Behandlung des Brustkrebs ist umfassend; sie bündelt nicht nur das Können verschiedenster Spezialisten, sondern kümmert sich um Leib und Seele gleichermaßen. © iStock/RomoloTavani

In Deutschland wird pro Jahr bei ungefähr 70.000 Frauen und fast 700 Männern Brustkrebs neu diagnostiziert. Operation, Chemo-, Strahlen-, Immun-, Antikörper- und Antihormontherapie können zur Heilung führen.

Veränderungen in der Brust werden meist durch eine Routineuntersuchung beim Frauenarzt, bei einem Radiologen oder durch einen eigenen Tastbefund der Patienten entdeckt. Kann eine bösartige Erkrankung nicht ausgeschlossen werden, folgt eine eingehende Untersuchung der veränderten Areale der Brust durch Mammo-, Sonographie und in Ausnahmefällen per MRT.

„Letztlich gibt uns nur eine Gewebeprobe Aufschluss darüber, welche Erkrankung vorliegt“, sagt Dr. Barbara Richter, Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde in Radebeul. Die Gewebeprobe wird mithilfe einer sogenannten Stanzbiopsie gewonnen. Dabei wird mit einer dünnen Hohlnadel in das bedenkliche Gewebe gestochen und eine Probe entnommen. Diese Untersuchung ist meist mit großer Verunsicherung der Patienten verbunden. Diese Unsicherheit verstellt den Blick für wichtige Informationen.

Dr. Richter empfiehlt daher dringend, schon jetzt einen vertrauten Menschen zu dieser Untersuchung und zum Gespräch mitzunehmen, um den Therapieweg im Auge zu behalten.

Das Diagnosegespräch

„Nach der Untersuchung des Gewebes haben wir dann meist ein klares Bild der Erkrankung“, betont die erfahrene Ärztin. Im Diagnosegespräch werden die Ergebnisse der Untersuchungen mit den Patienten besprochen. „Ich erlebe die Frauen und Männer dabei eigentlich sehr gefasst“, berichtet Dr. Richter. „Sie scheinen schon damit zu rechnen, dass sie eine Krebsdiagnose bekommen.“

Auch wenn die äußere Fassung der Patienten stabil und ruhig erscheint, sollten diese Arztgespräche unbedingt wiederholt und wenn gewünscht in Anwesenheit einer vertrauten Person geführt werden.

In diesem Gespräch werden dann auch die weiteren Schritte auf dem Weg der Therapie besprochen und dargelegt, wie die Entscheidungen über die Behandlung getroffen werden können.

Meist sind dann eine Vielzahl von zusätzlichen Untersuchungen nötig. Sie alle haben das Ziel, möglichst viele Faktoren, die die Behandlungsmethode beeinflussen können, festzustellen.

Die Tumorkonferenz

Nachdem der Patient die Diagnose erhalten hat und die Untersuchungen abgeschlossen sind, wird in der Tumorkonferenz über jeden einzelnen Patienten und dessen Behandlung beraten und eine Empfehlung ausgesprochen. An dieser Tumorkonferenz sind spezialisierte Krebsärzte, Strahlenmediziner, Pathologen und Frauenärzte – oft auch krankenhausübergreifend – beteiligt.

Dies ist notwendig, weil die erfolgreiche Behandlung viele unterschiedliche Aspekte berücksichtigen muss. Heute werden in die Therapieplanung auch psychoonkologische Aspekte mit einbezogen. Studien belegen beispielsweise, dass rasche Erfolge von Chemotherapien vor einer Operation die Therapietreue der gesamten Behandlung deutlich erhöhen.

„Ein Schema F gibt es eben nicht“, betont Dr. Richter. „Daher tritt die Tumorkonferenz einmal pro Woche zusammen und stellt so sicher, dass eine möglichst optimale Therapie für jede einzelne Patientin sehr zeitnah geplant und durchgeführt werden kann.“ Dies kann im optimalen Fall zu einer vollständigen Tumorrückbildung etwa der Brustkrebs-Erkrankung führen.

Die Behandlung

Der Behandlungsvorschlag der Tumorkonferenz sowie die nun folgenden Behandlungsschritte werden mit den Patienten besprochen. Grundsätzlich gilt, dass wenn innerhalb des Therapiekonzeptes eine Chemotherapie oder eine Antikörpertherapie notwendig sind, diese vor der Operation durchgeführt werden sollten. Nach der Operation wird bei brusterhaltender Therapie oder fortgeschrittener lokaler Tumorerkrankung eine Strahlentherapie angeschlossen. „Dies hängt im Wesentlichen vom Risiko ab, einen Rückfall zu erleiden“ sagt Dr. Richter. „Das Gleiche gilt für den Einsatz einer Chemo-, Antihormon- oder Antikörpertherapie.“

Die Nebenwirkungen

Egal ob Chemo-, Antihormon-, Antikörper- Strahlen- oder Immuntherapie, die Nebenwirkungen sind bekannt und können heute wirksam bekämpft werden. „Wichtig ist, dass wir die mögliche Nebenwirkung vor der Behandlung besprechen und aktiv angehen“, empfiehlt Dr. Richter. „Denn wenn sie erst gar nicht auftreten, können sie die Lebensqualität auch nicht beeinflussen.“ Einige Nebenwirkungen wie Haarverlust und ein durch die Therapie verursachtes Schwächegefühl, die sogenannte Fatigue, können nicht immer vermieden werden.

Wichtig für Patientinnen: aktiv bleiben

Die Frauen sollen während und nach der Behandlung darauf achten, aktiv zu bleiben ohne über die eigene Kraft hinauszugehen. „Das ist ganz wichtig“, betont Dr. Richter. „Und das bestimmen die Patienten ganz allein mit ihrem eigenen gesunden Egoismus.“ Und dabei gilt, dass sie nicht mehr alles können und machen müssen: Jetzt sind auch mal die anderen dran.

Auf Diäten und Nahrungsergänzungsmittel kann getrost verzichtet werden. Es sei denn, sie sind vom Arzt verschrieben oder empfohlen. Und noch eines liegt der Expertin am Herzen. „Patienten sollten stets daran denken: Sogenannte alternative Methoden können im Fall von Krebs niemals die Schulmedizin ersetzen, aber zusätzliche supportive Medikamente oder Methoden wie zum Beispiel Akupunktur und Aromatherapie können die Nebenwirkungen der Chemo- oder Antihormontherapie lindern.“ Auch die Stärkung der persönlichen Eigeninitiative durch Anregung zur Bekämpfung von Nebenwirkungen beeinflussen den Krankheitsverlauf positiv.


Dr. Barbara Richter, Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde in Radebeul © Privat