Brustkrebs beim Mann Die unerwartete Krankheit
Ein Mammakarzinom kommt bei Männern sehr selten vor: Nur 1 von 1000 Brustkrebs-Neuerkrankungen betrifft einen Mann. In Deutschland erhalten jedes Jahr etwas mehr als 700 Männer die Diagnose – meist in höherem Lebensalter. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei rund 71 Jahren. Grundsätzlich aber gilt: Männer kann dieser Tumor in jedem Alter treffen.
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Hauptproblem: Hohe Östrogenspiegel
Die bekannten Risikofaktoren haben meist mit einem Ungleichgewicht von männlichen und weiblichen Geschlechtshormonen zu tun. Aber auch genetische Faktoren, bestimmte Vorerkrankungen oder der individuelle Lebensstil beeinflussen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Was wenig bekannt ist: Männer produzieren wie Frauen das Geschlechtshormon Östrogen, wenn auch normalerweise in weitaus geringeren Mengen. Männer mit vergleichsweise hohem Östrogenspiegel haben, so zeigen Untersuchungen, ein gesteigertes Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken. Ursache dafür können bestimmte Hodenerkrankungen in der Kindheit, Diabetes mellitus, Prostatakrebs, eine Schilddrüsenüberfunktion, starkes Übergewicht oder das Klinefelter-Syndrom sein. Bei Letzterem weisen Männer ein oder mehrere zusätzliche weibliche X-Chromosomen auf, was die Gefahr für bösartige Tumoren zusätzlich erhöht. Ebenso beeinflussen Lebererkrankungen wie etwa eine Leberzirrhose den Hormonspiegel. Zu den weiteren Risikofaktoren zählen Fachleute Krankheiten, die den Testosteronspiegel absenken.
Die Rolle der Genetik
Expert:innen schätzen, das jede zehnte Brustkrebserkrankung beim Mann genetisch bedingt ist. Eine wichtige Rolle dabei spielen Veränderungen in den sogenannten Brustkrebsgenen, den BRCA-Genen. BRCA steht für „breast cancer genes“. Bei Männern mit einer Mutation in den BRCA-Genen liegt das Brustkrebsrisiko deutlich höher als bei Männern ohne Mutation. Trotzdem ist bei ihnen die Erkrankungswahrscheinlichkeit immer noch geringer als bei Frauen ohne Risikofaktoren.
Der Lebensstil entscheidet mit
Wer über mehrere Jahre zusätzliches Testosteron eingenommen hat, zum Beispiel während der Therapie des Klinefelter-Syndroms, hat ebenfalls ein höheres Brustkrebsrisiko. Man geht zudem davon aus, dass auch zum Doping oder im Bodybuilding eingesetzte Anabolika und Wachstumshormone die Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs erhöhen.
Weitere Risikofaktoren können im Zusammenhang mit dem persönlichen Lebensstil auftreten. Dazu zählen Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen sowie ein gesteigerter Alkoholkonsum. Dabei beeinflussen sich die einzelnen Faktoren gegenseitig: Wenig Bewegung und ein hoher Alkoholgenuss können zu Übergewicht führen. Übergewicht seinerseits fördert die Östrogenbildung und die Entstehung von Diabetes.
Radioaktive Strahlung kann bei Männern wie bei Frauen ein Risiko für Brustkrebs sein, wenn sie direkt das Brustgewebe betrifft. Das gilt zum Beispiel für Männer, bei denen früher in ihrem Leben der Oberkörper bestrahlt wurde, beispielsweise aufgrund einer früheren Krebserkrankung. Wer als Kind oder junge:r Erwachsene:r eine solche Behandlung erhalten hat, sollte das seinem Hausarzt mitteilen. Tipp: Auch selbst auf Veränderungen der Brust achten und regelmäßig nach Knoten suchen.
Operation – das Mittel der Wahl
Die Behandlung von Brustkrebs bei Männern richtet sich nach den Empfehlungen für Frauen nach den Wechseljahren. Während bei Patientinnen eine brusterhaltende Therapie Standard ist, empfehlen Fachleute für Männer in erster Linie die sogenannte Mastektomie: Bei ihnen ist viel weniger Brustgewebe vorhanden als bei Frauen, weshalb sich die Entfernung der gesamten Brust mitsamt der Brustwarze meist nicht vermeiden lässt. Während des Eingriffs werden zudem benachbarte Lymphknoten aus der Achselhöhle entnommen. Ärzt:innen können über die Untersuchung der Lymphknoten feststellen, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist.
Je nachdem, wie sie den Befund nach der Operation einstufen und wie hoch das Risiko für einen Rückfall ist, folgen weitere Therapien. Diese unterstützenden Maßnahmen richten sich gegen Tumorzellen, die möglicherweise im Körper verblieben sind. Dazu können Bestrahlung und Chemotherapie gehören.
Bei den meisten Erkrankten wächst der Tumor östrogenabhängig. Deshalb empfehlen Ärzt:innen zusätzlich eine antihormonelle Therapie mit Antiöstrogenen, Aromatasehemmern oder GnRH-Analoga. Damit wird entweder die Wirkung von Östrogen auf die Tumorzelle blockiert, oder der Östrogenspiegel abgesenkt – und damit auch die Rückfallgefahr.