Beruflicher Wiedereinstieg Die Gelassenheit der Reife

Autor: Heiko Schwöbel

Es ist wichtig, offen und ehrlich miteinander umzugehen. © iStock/scyther5

Als sie 27 Jahre alt ist, entdeckt der Partner von Susanne Klehn ein auffälliges Muttermal auf ihrem Rücken. Die Diagnose: schwarzer Hautkrebs. Operationen, Medikamente und Depressionen werfen sie fast aus der Bahn. Lesen Sie im Interview mit ­Perspektive Leben, wie sich die Journalistin nach der Therapie in Leben und Beruf zurückkämpfte.

Kaum 27 alt erkrankt Susanne Klehn an einem mali­gnen Melanom. Die Prognose der TV-Moderatorin beim MDR in Leipzig beträgt damals 67 Prozent Überlebenswahrscheinlichkeit. Heute, zehn Jahre später, steht die Frohnatur als „Brisant“-Reporterin vor der Kamera – und mitten in ihrem Leben. Die Botschafterin der Deutschen Krebshilfe für Hautkrebsprävention setzt sich dafür ein, sich gut vor UV-Strahlung der Sonne zu schützen und Sonnenbäder und Solarien zu meiden.

 

Was hat Sie angetrieben, rasch in den Beruf zurückzuwollen?

Susanne Klehn: Nach dem Journalistikstudium habe ich beim MDR in Leipzig angefangen. Mit meinen damals 27 Lebensjahren brenne ich für meinen Beruf. Ich stehe schon vor der Kamera und bin davon überzeugt, dass es immer weiter bergauf geht. Mein Motto: Mir gehört die Welt. Mein Beruf ist mein Leben und umgekehrt. Da will ich wieder hin. Das hat mich angetrieben.

Woher kam die Gewissheit, dass es gelingt, wieder vor die Kamera zu treten?

Klehn: Es gab auf diesem Weg viele Hochs und viele Tiefs. Manche Hoffnungen wurden enttäuscht, aber auch unerwartete Erfolge erzielt. In der Summe weiß ich heute, dass drei Dinge ganz wichtig sind. Zum Ersten unsere exzellente schulmedizinische Versorgung. Zum Zweiten der Rückhalt und die Unterstützung in der Familie und bei den Freunden. Und zum Dritten das Vertrauen des Arbeitgebers. Mir haben meine Kollegen vermittelt, dass es weitergeht, wenn ich wieder fit bin. Das hat mir viel Selbstvertrauen gegeben, Mut gemacht und gezeigt, dass ich gebraucht werde.

Welche Widerstände hatten Sie zu überwinden?

Klehn: Beruflich hatte ich keine Widerstände zu überwinden. Die eigentlichen Widerstände waren in mir und meiner Erkrankung. Ich konnte meinen Körper nicht mehr so nutzen, wie ich es gewohnt war. Ich hatte manchmal das Gefühl, die Steuerung zu verlieren. Das hat mich oft sehr oder zu stark belastet und löste Depressionen aus. Dabei habe ich zum ersten Mal meine dunkle Seite klar und deutlich erkannt. Mithilfe der Psychoonkologen habe ich gelernt, diese dunkle Seite als ein Teil von mir zu akzeptieren. Heute weiß ich, wie ich mit dieser Seite umgehen muss. Dabei habe ich gelernt, dass es immer einen Weg heraus gibt. Ich muss ihn aber selbst sehen wollen und selbst gehen.

Was würden Sie anderen Betroffenen raten?

Klehn: Offen und ehrlich miteinander umzugehen. Ich habe meine Familie, Freunde und Kollegen ganz offen mit der Situation konfrontiert. So konnten sich alle darauf einstellen und lernen, damit umzugehen. Ehrlich muss man eigentlich zuerst zu sich selbst sein. Es muss klar sein, was schon wieder geht, was noch nicht geht oder auch nie wieder gehen wird. Diese Klarheit schafft das Vertrauen und die Verlässlichkeit, die es im Job braucht.

Ihre wichtigste Erfahrung?

Klehn: Dass ich zu mir selbst gefunden habe – dass ich reifer und gelassener geworden bin. Das ist ein wesentlicher Teil meiner Zufriedenheit mit meinem Leben und des Erfolgs als Journalistin. Alles in allem war der Krebs für mich genau das Richtige. Auf diese Erfahrungen und auch Erkenntnisse würde ich nicht verzichten wollen. Ich habe dabei gelernt, dass sich Kampf eigentlich nur für meine Liebe zu meinem Leben lohnt.

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Wenn Susanne Klehn nicht als Botschafterin für die Deutsche Krebshilfe unterwegs ist, steht die „Brisant“-Reporterin vor der Kamera © IMMO FUCHS