Nachsorge Wichtige Fragen – hilfreiche Antworten: Warum ist die Nachsorge sinnvoll?

Autor: Jonathan Fasel

Eine gute Nachsorge kümmert sich immer gemeinsam um Körper und Seele, um die Lebensqualität zu steigern oder länger zu erhalten. © Patrick Daxenbichler – stock.adobe.com

 Allen Krebspatienten wird empfohlen, Nachsorge zu betreiben. Sie erstreckt sich meist über fünf Jahre und ist von größter Wichtigkeit. Darüber hinaus gibt es aber auch einiges, was die Patienten selbst tun können, um ihre Lebensqualität gut zu erhalten.

Was ist Nachsorge?

Nachsorge ist im Prinzip ein Bündel aus Therapie und Prävention. Der therapeutische Teil ist die weitere Behandlung des Krebs und seiner Folgen. Der präventive Teil soll Rückfälle oder einen Fortschritt der Erkrankung frühzeitig erkennen. So kann sichergestellt werden, dass keine Zeit bei einer weiteren Behandlung verloren geht.

Welche Rolle spielt die Psyche bei der Nachsorge?

Ein wichtiger Teil der Nachsorge ist die psychosoziale Betreuung. Studien belegen, dass die rein medizinisch-technische Nachsorge oft nicht ausreicht, die Lebensqualität der Patienten zu steigern. Die Psyche spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle. Ein gute Nachsorge kümmert sich daher immer um Körper und Seele gemeinsam.

Warum ist Nachsorge wichtig?

Als Urologe habe ich Patienten mit Blasenkrebs in der Nachsorge. Diese Erkrankung ist ein sehr gutes Beispiel, warum Nachsorge wichtig ist. Frühe Stadien des Blasenkrebs neigen bei etwa 20 Prozent der Fälle dazu, trotz erfolgreicher und blasenerhaltender Operation, Rezidive zu bilden. Daher werden solche Patienten im Abstand von wenigen Monaten untersucht und bei positivem Befund sofort wieder blasenerhaltend operiert. Damit gelingt es uns in den meisten Fällen, die Patienten zu heilen, die Blase und damit die Lebensqualität zu erhalten. Ohne gute Nachsorge wäre dies undenkbar.  

Wer muss Nachsorge betreiben?

Alle Krebspatienten müssen eigentlich Nachsorge betreiben. Daher werden für alle Krebspatienten Nachsorgeprogramme angeboten und von den Kassen auch bezahlt. Wie intensiv die Nachsorge betrieben werden soll, hängt von vielen Faktoren ab und wird entsprechend der medizinischen Leitlinien und individuellen Gegebenheiten festgelegt. Zur Erläuterung: Medizinische Leitlinien unterstützen den Arzt bei Entscheidungen zur Diagnose und Behandlung. Sie fassen die Ergebnisse klinischer Studien zusammen und geben auf dieser Grundlage wichtige Empfehlungen.

Wie lange dauert eine Nachsorge?

Wir gehen bei den meisten Krebserkrankungen davon aus, dass die Patienten nach fünf Jahren als geheilt gelten. Daher werden die meisten Nachsorgeprogramme auf fünf Jahre ausgelegt. Je nach Erkrankung und Verfassung der Patienten können die Programme länger oder auch kürzer sein.

Wer plant die Nachsorge?

Die Nachsorge wird meist in der Klinik oder in der Rehabilitation geplant. Nach einer Krebstherapie sind die Abstände der Nachsorgetermine klein und werden, wenn keine Auffälligkeiten vorliegen, nach und nach verlängert und später dann ganz ausgesetzt.

Wo kann sich ein Patient über Nachsorge gut informieren?

Der erste Ansprechpartner ist immer der Arzt. Nur er kennt die individuellen Bedingungen des Patienten. Selbsthilfegruppen bündeln erlebte Kompetenz und können besonders im psychosozialen Bereich sehr gute Informationen und Hilfen geben. Der Krebsinformationsdienst stellt für viele Krebsarten Informationen zur Nachsorge bereit. Einzelne Erfahrungsberichte und wohlgemeinte Tipps sind meist nicht geeignet, um das eigene Nachsorgeprogramm zu beurteilen oder zu hinterfragen.

Was können Patienten selbst tun?

Nachsorgetermine konsequent einhalten! Diese Termine sind für Patienten immer wichtige, aber meist auch anstrengende Termine. Besonders die ersten Termine belasten sie stark, weil die Ungewissheit groß ist: Konnte der Krebs besiegt werden oder tritt er wieder auf? Wenn bereits einige Zeit beschwerdefrei und ohne Rezidive vergangen ist, tritt die Krankheit meist in den Hintergrund. Mit dem anstehenden Nachsorgetermin werden sie dann wieder mit der Erkrankung konfrontiert. Auch das kann sehr belastend sein.

Daher rate ich den Patienten unbedingt, diese Termine als Standortbestimmung zu nutzen und mit dem Ergebnis die weitere Zukunft zu gestalten. Sie sind auch eine Chance, mit dem Arzt über die Krankheit, den Verlauf und die eigene Lebensqualität zu sprechen.

Weil die Termine psychisch belastend sein können, empfehle ich Patienten, das Umfeld über den anstehenden Termin zu informieren. Das hilft unter Umständen über den einen oder anderen Ehekrach oder Streit mit Kollegen hinweg.


Dr. Markus Renninger, Facharzt für Urologie in Tübingen © Privat