Brustkrebs Selbsthilfegruppen: Es lohnt sich – für alle!

Autor: MPL-Redaktion

Selbsthilfegruppen helfen, Angst und Unsicherheit abzubauen. © iStock/SDI Productions

Die Zeit während der Diagnose und Behandlung von Brustkrebs ist mit Terminen stark angefüllt. Die Patienten und Angehörigen haben kaum Zeit, nachzudenken und zur Ruhe zu kommen. Erst nach allem Trubel beginnt die Verarbeitung der Krankheit. Lesen Sie hier, wie Selbsthilfegruppen dabei oft gut helfen können.

Für viele ist das Sprechen über die eigene Krebserkrankung und das Zuhören, wie andere über ihre Erkrankung reden, eine besonders gute Art und Weise, die Krankheit besser zu bewältigen. Doch wie können Kranke ins Gespräch miteinander kommen? „Das ist eine sehr gute Frage“, sagt Isolde Stadtelberger, Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V., Gruppe Esslingen. „Die Liegezeiten in den Krankenhäusern sind derart kurz geworden und die Behandlungstermine liegen so eng beieinander, dass für intensive Gespräche fast keine Patientin Zeit und Muße findet.“ Das ist auf der einen Seite natürlich ein riesiger Fortschritt bei der Behandlung von Brustkrebs. „Auf der anderen Seite müssen wir uns als Selbsthilfegruppe darauf einstellen“, betont Isolde Stadtelberger. „Wir haben unsere Arbeit ein wenig weg vom Krankenhaus hin in die Zeit nach der Akutbehandlung verlagert.“

Das persönliche Gespräch

Im Brustzentrum in Esslingen ist die Gruppe Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V. seit Langem ein fester Bestandteil in der Kommunikation zwischen Patientinnen, Arzt und Pflegepersonal. Sowohl in den Behandlungsunterlagen als auch im persönlichen Gespräch wird immer wieder auf das Angebot der Selbsthilfegruppen hingewiesen. „In aller Regel rufen mich die Patientinnen zuerst einmal an“, so die Selbsthilfe-Expertin. „Dann höre ich zunächst nur zu. Das ist in diesen ersten Gesprächen oft das Wertvollste.“ Offensichtlich sprechen viele dieser Frauen das erste Mal ganz offen über ihre Krankheit und deren Folgen. Dabei spielt auch immer Angst und Unsicherheit eine große Rolle. „Das ist ganz normal und verständlich“, erläutert sie. „Und, was ganz wichtig ist, die Patienten erkennen jetzt, dass gesunde Freunde, Bekannte und Angehörige, gar nicht so gut zuhören können und oder wollen – sie sind nämlich nicht direkt betroffen. Sie fühlen sich oft unwohl bei solchen intensiven Gesprächen.“ Für derartige persönliche Gespräche gibt es keinen Ersatz im Internet, in Magazinen oder Büchern.

Für alle offen

Die Frauenselbsthilfe nach Krebs in Esslingen steht natürlich allen Krebspatienten offen. Dabei gilt, dass spezielle Gruppen auf die Probleme der spezifischen Erkrankung besser eingehen können. Aber, wenn keine spezielle Gruppe erreichbar ist, steht die Selbsthilfegruppe nach Krebs mit Rat und Tat zur Verfügung. „So groß sind die Unterschiede zwischen den Krebsarten nämlich nicht“, unterstreicht Isolde Stadtelberger. „Die Nöte und Ängste sind bei allen gleich – also helfen wir auch allen gerne.“ Isolde Stadtelberger kümmert sich mit zwei Mitstreitern um die Patienten. Je nachdem, was die Betroffenen wollen, werden Einzelgespräche am Telefon oder persönlich geführt. Die zweite Säule der Frauenselbsthilfe nach Krebs sind die Gruppentermine. Jeweils einmal pro Monat treffen sich Patientinnen völlig zwanglos für ein paar Stunden in einer Gruppe, um über die Krankheit und deren Bewältigung Erfahrungen und Tipps auszutauschen.

„Wenn ich aber erkenne, dass die Belastung bei einer Frau groß ist, empfehle ich immer, professionelle Hilfe der Krebsberatungsstellen einzuholen“, erläutert Isolde Stadtelberger. „Die Selbsthilfegruppen therapieren und kurieren nicht. Sie sind vielmehr ein Ort, um sich zu informieren.“

Helfen tut gut

Persönliches Engagement, Einfühlungsvermögen und ein bisschen Organisationstalent sind die Zutaten für eine Selbsthilfegruppe. Medizinisches oder psychologisches Fachwissen ist nicht nötig. Für Informationsmaterial, Räume und so weiter werden von der Deutschen Krebsgesellschaft und anderen Organisationen finanzielle Mittel bereitgestellt. Die Gelder liegen bereit. Sie müssen nur noch beantragt werden. „Wenn eine Frau eine neue Gruppe aufmachen will, stehen wir mit Rat und Tat bereit“, so Isolde Stadtelberger. „Wir helfen gerne, die Gruppe zu organisieren, die Gelder zu beantragen und auf die Gruppe aufmerksam zu machen.“ Die Arbeit in den Selbsthilfegruppen wird immer im sogenannten Ehrenamt geleistet. Das heißt, die Menschen engagieren sich ohne Bezahlung. „Auch wenn wir kein Geld für unsere Arbeit bekommen, werden wir fürstlich belohnt“, sagt sie. „Unser Lohn sind das Lächeln und die Zuversicht der Frauen und Männer, was wir während unserer Gespräche in den Gesichtern erkennen können.“


Isolde Stadtelberger; Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V., Gruppe Esslingen © privat