Darmkrebs Rehabilitation und beruflicher Wiedereinstieg – Zurück ins Leben
Nach einer Darmkrebstherapie haben die meisten Krebspatienten einen Anspruch auf Rehabilitationsmaßnahmen. „Diesen sollten sie unbedingt nutzen“, empfiehlt Sabine W. aus Hannover. Die Stoma-Trägerin, bei der vor sechs Jahren Darmkrebs diagnostiziert wurde, erinnert sich: „Ich habe während meiner Reha viel gelernt. Vor allem zeigte man mir das richtige Irrigieren. Das stärkte mein Selbstbewusstsein ungemein und machte mich unabhängiger“.
Irrigation ist der Fachausdruck für die Spülung des Dickdarms. Stomaträger gewinnen damit Einfluss auf ihre Ausscheidungen und erlangen eine stuhlgangfreie Zeit von bis zu zwei Tagen. Nach der Irrigation haben Sie die Möglichkeit, einen Stomaverschluss, eine Stomakappe oder einen kleinen Stomabeutel zu tragen. „Das war eine große Entlastung. Die für mich lästige Versorgung der normalen Stomabeutel entfällt und die Bewegungsfreiheit vergrößert sich deutlich“, sagt Sabine W.
Reha: für jeden etwas dabei
Im Rahmen einer Reha können Patienten, je nach Bedarf, ganz unterschiedliche Angebote nutzen. So stehen ihnen etwa sportliche Aktivitäten, physiotherapeutische Anwendungen oder Bewegungstraining zur Verfügung. „Sehr hilfreich war für mich die Ernährungsberatung. Spezialisten erstellten mir einen individuellen Ernährungsplan und standen stets für Fragen bereit“, erzählt Sabine W. und ergänzt: „Ich musste vieles erst ausprobieren. Nicht alles bekam mir. Es dauerte schon einige Monate, bis ich wieder einigermaßen ausgewogen essen konnte.“
Neben solchen körperbezogenen Hilfestellungen gehört zu jeder Rehabilitation auch die Wiederherstellung des seelischen Gleichgewichts. „Abgesehen von den Gesprächen mit Psychologen half mir insbesondere der Kontakt mit Gleichgesinnten beziehungsweise anderen Betroffenen“, erinnert sich Sabine W. „Da ich den Kontakt zu Gleichgesinnten nicht verlieren wollte, bin ich kurz nach der Reha in eine kleine Selbsthilfegruppe eingetreten. Die zahlreichen Tipps für die Bewältigung von Alltagsproblemen waren unbezahlbar.“
Wiedereinstieg in den Beruf
Je nach Schwere der Erkrankung sollten rechtzeitig sozialrechtliche Themen besprochen werden. „Für mich stellte sich vor allem die Frage, wie eine Wiedereingliederung in den Beruf möglich ist. Schließlich ist man als Stomaträgerin nicht mehr uneingeschränkt einsetzbar“, erklärt Sabine W. und empfiehlt: „Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt und Sozialrechtlern sollte rechtzeitig geklärt werden, welche Möglichkeiten einer Unterstützung es gibt.“
Wie, ab wann und wie lange man nach einer Darmkrebserkrankung arbeiten kann, hängt stark von der persönlichen Situation des Betroffenen ab. Daher gibt es unterschiedliche Angebote, die den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern oder eine eventuell notwendige berufliche Umorientierung ermöglichen sollen. Ein Beispiel ist die stufenweise Wiedereingliederung: Für eine Übergangszeit arbeiten Wiedereinsteiger nur stundenweise, statt gleich wieder voll einzusteigen. Auch können notwendige Hilfsmittel für den Arbeitsplatz bezuschusst oder eine Schwerbehinderung durchgesetzt werden.
In den ersten Jahren zur Nachsorge
Unabhängig von den durchgeführten Reha-Maßnahmen, gehen ehemalige Darmkrebspatienten zur regelmäßigen Nachsorge. „Aufgrund der Schwere meiner Erkrankung, kontrollierten mich die Ärzte in den ersten zwei Jahren recht engmaschig. Nur so kann ein möglicher Rückfall frühzeitig erkannt werden“, berichtet Sabine W. „Zudem mussten bei mir Folgen der Therapie behandelt werden. Ehemalige mit einem weniger risikoreichen Krankheitsstadium hatten es da besser.“
Die Nachsorgeuntersuchungen können in der Regel ambulant in der Klinik erfolgen, in der man behandelt wurde. Alternativ können niedergelassene Gastroenterologen die Nachsorge durchführen, vorausgesetzt, sie sind auf die Betreuung von Krebspatienten spezialisiert. Zur Nachsorge gehören körperliche Untersuchungen, Bestimmung der Blutwerte, Ultraschall des Bauchraumes und in bestimmten Abständen eine Darmspiegelung.
Zurück zur gewohnten Lebensqualität
„Vor den ersten Nachsorgeterminen hatte ich Angst. Nach etwa 18 Monaten wurde ich dann immer zuversichtlicher, dass die Ärzte nichts mehr finden werden. Und ich fand gleichzeitig immer mehr zu meiner alten Lebensqualität zurück“, sagt Sabine W.
Heute lebt sie ein fast normales Leben. An das Tragen eines Stomas hat sie sich gewöhnt. Eingeschränkt fühlt sie sich dadurch kaum noch. „Ich treibe Sport, treffe mich regelmäßig mit Freunden zum Essen und gehe gerne Schwimmen. Mit geht es gut.“