Früherkennung So hilft künstliche Intelligenz
Eine frühe Diagnose kann die Überlebenschance bei Prostatakrebs deutlich erhöhen. Doch bei der üblichen Tastuntersuchung kann etwas übersehen werden. Und auch die PSA-Werte sind nicht immer aussagekräftig genug. Im Nordschwarzwald läuft ein Pilotprojekt der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM), das niedergelassenen Urolog:innen die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) ermöglicht. Dabei wertet ein KI-System herkömmliche Ultraschallbilder der Prostata aus. Diese Methode soll verdächtige Herde deutlich besser erkennen helfen als der bisher nur subjektiv ausgewertete Ultraschall.
Bewährte Methoden
Die Prostatakrebs-Vorsorge für Männer ab 45 Jahren, die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird, besteht lediglich aus einer Tastuntersuchung. „Da ein Tumor oft ungeschickt liegt oder klein ist, können wir damit deutlich weniger als die Hälfte aller Krebserkrankungen entdecken“, sagt Prof. Dr. med. Stephan Kruck, Chefarzt der Klinik für Urologie am Siloah St. Trudpert Klinikum und Leiter der DEGUM-Sektion Urologie. Deshalb entscheiden sich viele Männer auf eigene Kosten für weitere Diagnostik, etwa eine Bestimmung des sogenannten PSA-Wertes (prostataspezifisches Antigen) im Blut oder die leitlinienkonforme Kernspintomografie (MRT). „Etwas aus der Mode geraten ist dabei der Ultraschall, der aber insbesondere mit anschließender KI-Analyse eine gute Basisuntersuchung im Rahmen der Vorsorge darstellt“, sagt Prof. Dr. med. Sascha Kaufmann, Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie im Siloah St. Trudpert Klinikum. Die Sonografie ist eine kostengünstige Methode, die in jeder urologischen Praxis durchführbar ist.
Genauere Erkenntnisse
„Durch die Kombination von Ultraschall und KI erhoffen wir uns für die Patienten eine höhere Diagnosesicherheit als bisher“, sagt Prof. Kaufmann. Der Ultraschall erfolgt über den Enddarm nach einer standardisierten Methode. Die Ultraschallbilder werden im Anschluss an die Untersuchung mit Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (C-TRUS-ANNA) ausgewertet, um Areale sichtbar zu machen, welche möglicherweise auf bösartige Tumoren hindeuten. Die KI vergleicht dabei die Ultraschallbilder des Patienten mit rund 70.000 Datensätzen.
Vor allem auf dem Land biete der KI-gestützte Ultraschall große Vorteile, denn hier müsse der Urologe die Probleme vor Ort lösen, große Zentren seien oft nicht in der Nähe. „Ganz wichtig ist uns auch, dass ein Patient vom Arzt seines Vertrauens untersucht wird, der ihn und seine Krankengeschichte kennt“, ergänzt Prof. Kaufmann. Im Fall unklarer Befunde sei dann immer noch eine ergänzende hochspezifische MRT-Bildgebung bei zertifizierten Radiolog:innen möglich.