Ernährung Richtig essen bei schwachen Abwehrkräften

Autor: MPL-Redaktion

Ein leckerer Tee, ein bisschen Ruhe: Einfach mal die Seele baumeln lassen tut Patienten gut. © iStock/Ridofranz

Eine Tumorbehandlung kann sich auf die Immunabwehr des Körpers auswirken. Wenn durch Medikamente gezielt die körpereigenen Abwehrkräfte unterdrückt werden, sprechen die Experten von einer Immunsuppression. Diese Patienten sind dann oft anfälliger gegenüber Krankheitskeimen und müssen auch stärker auf ihre Ernährung achten. Die Ernährungsexpertin Dr. Silke Mittmann ist Oecotrophologin bei der Niedersächsischen Krebsgesellschaft und weiß, was bei der Ernährung Krebskranker zu beachten ist.

Das Immunsystem kann während einer Krebstherapie beeinträchtigt sein. Ob und wie stark, hängt von der gewählten Behandlung, aber auch vom körperlichen Zustand des Patienten ab. Bei den meisten Betroffenen sind die Beeinträchtigungen nicht sehr ausgeprägt und sie erholen sich nach dem Ende der Therapie relativ schnell. Es gibt jedoch Verfahren, wie zum Beispiel die Stammzelltransplantation, bei denen das Immunsystem zeitweise stärker unterdrückt wird.

Wann schwinden die Abwehrkräfte?

So sind beispielsweise viele Menschen während und kurze Zeit nach einer Chemotherapie anfälliger gegenüber Infektionen durch Krankheitserreger. Auch eine sehr umfangreiche Bestrahlung, bei der das blutbildende Knochenmark mit erfasst wird, schwächt die Abwehrkräfte vorübergehend.

Denselben Effekt können sehr große Operationen haben. In solchen Fällen können Bakterien aus dem Verdauungstrakt in Blut- und Lymphgefäße gelangen. Ein gesundes Immunsystem ist in der Lage, diese Eindringlinge zu bekämpfen, bei immungeschwächten Personen ist dieser Prozess außer Kraft gesetzt.

Die behandelnden Ärzte kontrollieren und erkennen, wenn das Immunsystem eingeschränkt ist. Ablesen lässt sich dies an der Zahl der weißen Blutkörperchen. Die Kontrolle des Blutbildes ist daher fester Bestandteil der Therapie. „Unabhängig davon, was die körpereigene Abwehr geschwächt hat, ist grundsätzlich immer eine gesunde Ernährung in Kombination mit leichter Bewegung und Ruhephasen empfehlenswert“, sagt Dr. Mittmann.

Bitte unnötige Keime vermeiden

Bei einer Immunsuppression ist das Abwehrsystem nicht in der Lage, sich ausreichend gegen Keime zu wehren. Es gilt daher, Infektionen durch eine keimarme Kost zu vermeiden. Dr. Mittmann erläutert hierzu: „Zum einen sind beim Umgang mit Lebensmitteln folgende Aspekte unbedingt zu beachten: gründliches Säubern, ausreichendes Erhitzen, sorgfältiges Trennen von rohen und gekochten Speisen und zeitnahes Kühlen.

Zum anderen ist auf die Auswahl zu achten, da bestimmte Nahrungsmittel stärker mit Keimen belastet sind.“ Beispiele hierfür sind rohes Fleisch, wie etwa Mett, oder roher Fisch, wie er in Sushi vorkommt. Auch rohe Eier, Rohmilchprodukte wie Käse mit Pilzkulturen, geräucherte Fleisch- und Fischprodukte sowie Salate, frische Kräuter und Gewürze können zu große Mengen an Erregern enthalten.

„Solche Nahrungsmittel müssen vor dem Verzehr ausreichend durchgegart werden. Geht dies nicht, sollten Patienten darauf verzichten“, betont Dr. Mittmann. „Zudem muss rohes Obst und Gemüse unbedingt gründlich gewaschen oder, wenn möglich, geschält und gekocht werden.“

Aus Sicherheitsgründen sollten alle warmen Gerichte auf über 70 °C erhitzt werden. Brotaufstriche, Streichfette und Senf sowie Tomatenketchup sollten nach Möglichkeit in Einzelportionen konsumiert werden. Besondere Vorsicht ist auch bei Mandeln oder Nüssen geboten. Sie sind relativ häufig mit Schimmelpilzen belastet.

„Generell müssen Patienten auf frische Nahrungsmittel achten. Faule, schimmelige sowie in Farbe oder Geruch veränderte Lebensmittel sind zu entsorgen und dürfen nicht verzehrt werden“, fasst Dr. Mittmann zusammen.

Allgemeine Ernährungsempfehlungen für Krebspatienten

Sieht man einmal von speziellen Krebstherapien, die beispielsweise das Immunsystem schwächen, ab, gelten für Krebspatienten generell ähnliche Empfehlungen wie für gesunde Menschen. Sie sollten

  • auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Kost achten: Vollkorngetreideprodukte (Vollkornbrot und -nudeln, Naturreis oder Getreideflocken), Kartoffeln, frisches Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchte als Hauptbestandteile der Ernährung. Ergänzt wird dies mit Milchprodukten, Fisch, Eiern, Fleisch sowie Ölen.
  • ausreichend trinken, mindestens 1,5 bis 2 Liter am Tag. Dieser Flüssigkeitsbedarf sollte mit Wasser, ungesüßten Früchte- oder Kräutertees sowie kalorienarmen Getränken gedeckt werden – für Krebspatienten dürfen es zum Erhalt des Körpergewichts gerne auch energiereiche Getränke wie Frucht- und Gemüsesäfte oder Milch-Shakes sein.
  • wenig sogenanntes rotes Fleisch wie Schwein, Rind oder Lamm verzehren. Bevorzugen Sie stattdessen Geflügel oder ein bis zwei Portionen Fisch pro Woche.
  • auf die Qualität der Fette achten und die Zufuhr tierischer Fette reduzieren. Zur Zubereitung von Mahlzeiten sollten hochwertige Pflanzenöle genutzt werden. Dazu gehören Nussöle, Raps- oder Olivenöle. Krebspatienten, die unter Gewichtsverlust leiden, dürfen jedoch ruhig zu fettreichen Lebensmitteln greifen.
  • nur hygienisch einwandfreie Lebensmittel verwenden.
  • Alkohol nur selten und in Maßen trinken. Krebspatienten sollten Alkohol nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt konsumieren.

Grundsätzlich sollten diese Empfehlungen stets mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Die richtigen Durstlöscher

Das Gleiche gilt bei der Wahl der Getränke. Die Regel lautet: Je frischer, desto besser. In Restaurants sollten Patienten Getränke ohne Eiswürfel bestellen. Alkohol sollten sie meiden oder nur nach Absprache mit dem Arzt in Maßen zu genießen. Immer die richtige Wahl sind frisch aufgebrühter Tee, klare Fruchtsäfte und kohlensäurehaltiges Mineralwasser.

Fazit: Mit einer guten und zielgerichteten Ernährung können Patienten die Therapie sinnvoll unterstützen. Da jede Erkrankung individuell ist, wird die entsprechende Behandlung auf den Patienten persönlich zugeschnitten. Hilfreich ist es, wenn Patienten ihre persönliche Ernährungsstrategie stets mit dem Arzt besprechen.


Dr. Silke Mittmann, Oecotrophologin Niedersächsische Krebsgesellschaft Hannover © Privat