Leukämie Wenn die Blutbildung gestört ist: Gute Lebensqualität trotz Krankheit
Die chronische lymphatische Leukämie ist eine Erkrankung, bei der sich infekt-abwehrende weiße Blutkörperchen, die sogenannten Lymphozyten, im Körper zu stark vermehren. Perspektive LEBEN sprach über die Therapie mit einer Expertin, Privatdozentin Dr. Barbara Eichhorst. Als Oberärztin an der Uniklinik Köln liegt der Schwerpunkt ihrer medizinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit auf der chronischen lymphatischen Leukämie.
Beobachten und vorsorgen
Die CLL stört die normale Blutbildung. Sie ist eine Erkrankung des Immunsystems – und betrifft die lymphatischen Zellen aus dem Knochenmark, der Milz, der Leber oder den Lymphknoten. Als Leukämie wird sie bezeichnet, weil die entarteten Zellen auch im Blut zu finden sind. Diese weißen Blutkörperchen treten vermehrt auf und schwemmen aus den Lymphdrüsen und dem Knochenmark in das Blut. „Meist diagnostizieren wir die CLL in einem frühen Stadium. Zu diesem Zeitpunkt weist sie keine besonderen Symptome auf und muss nicht spezifisch behandelt werden“, stellt Dr. Eichhorst fest. „Wir beobachten die Patienten nur und empfehlen ihnen begleitende Vorsorgemaßnahmen, die helfen, beschwerdefrei zu bleiben.“ Hierzu gehören regelmäßiger Sport, der Augleich von Vitaminmangel und bestimmte Impfungen.
Chemotherapie – mit Antikörper
Ist die CLL fortgeschritten, dann ist die Funktion des Knochenmarks eingeschränkt oder die Lymphdrüsen sind stark geschwollen. Patienten leiden dadurch beispielsweise unter Blutarmut, an Fieber oder Gewichtsverlust. Zudem ist das Immunsystem geschwächt. „In diesem Stadium der Krankheit muss die CLL von einem Hämatoonkologen behandelt werden. Hierbei gibt es viele Möglichkeiten, die mit dem Patienten individuell geplant werden. Eine wesentliche Entscheidungsgrundlage ist die genetische Untersuchung der CLL-Zellen“, so Dr. Eichhorst.
Eine wirksame Behandlung im Rahmen der Erstlinientherapie ist die Chemoimmuntherapie. Das Besondere dabei: Sie enthält stets einen Antikörper, also einen im Labor hergestellten Abwehrstoff, der die Krebszellen zusätzlich bekämpft. Die meisten Patienten sprechen auf diese Therapie an. Bei der Hälfte verschwinden die Krankheitserscheinungen komplett. „Da es sich um eine chronische Erkrankung handelt, sind diese Patienten allerdings nicht geheilt, auch wenn es sich so anfühlt“, sagt Dr. Eichhorst. „Denn leider werden nie alle Krebszellen erwischt. Es kann also immer wieder zu einem erneuten Ausbruch kommen.“ Die gute Nachricht: Auch wenn das passiert, gibt es in den meisten Fällen gute weitere Behandlungsmöglichkeiten.
Signalwege der Krebszellen blockieren
Die Chemotherapie hilft nicht immer – wenn auch nur bei einem kleinen Teil der Patienten. „Für diese Fälle stehen uns andere Medikamentengruppen zur Verfügung – sogenannte Kinase-Inhibitoren oder auch die Gruppe der Zelltod-Induktoren“, erklärt Dr. Eichhorst. Diese relativ neuen Medikamente lösen den Zelltod aus, indem sie bestimmte Signalvorgänge in den Krebszellen blockieren. Die Onkologen sprechen hier von einer zielgerichteten Therapie, da die Medikamente, im Gegensatz zur Chemotherapie, hauptsächlich auf die Krebszellen wirken. Das kann praktische Vorteile für die Patienten bedeuten: Einige dieser Medikamente werden als Tabletten verabreicht, wodurch zeitaufwendige und lästige Infusionen im Krankenhaus entfallen können. Die Therapien gelten zudem als recht verträglich, da einige für Chemotherapien typische Nebenwirkungen nicht auftreten. Zu rechnen ist aber mit Durchfall, Herz-Rhythmus-Störungen oder Blutgerinnungsproblemen. Auch für Chemotherapie-Patienten gibt es einen Lichtblick: Klassische Nebenwirkungen wie Haarausfall, Magen-Darm-Beschwerden oder Infektionen sind meist vorübergehend – nach der Therapie verschwinden sie in aller Regel wieder.
Aber auch mit zielgerichteten Therapien ist eine vollständige Heilung nicht zu erzielen. Es bleiben mit dieser Therapie erfahrungsgemäß vereinzelte Krebszellen übrig. Die bisher einzige Methode, mit der eine Heilung erzielt werden kann, ist die Stammzelltransplantation. Dabei wird sozusagen das gesamte Immunsystem ausgetauscht. Da aber die etablierten Therapien bei den Patienten zu einer guten Lebensqualität führen und die Stammzelltransplantation gewisse Risiken mit sich bringt, wird sie nur in speziellen Situationen angewendet.
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen rund um die CLL liefern die Seiten der Deutschen CLL Studiengruppe: http://www.dcllsg.de/
Es handelt sich hierbei um eine Studiengruppe deutschsprachiger Spezialisten auf dem Gebiet der chronischen lymphatischen Leukämie. Die Seite bietet Patienten viele nützliche Informationen rund um die Krankheit und weiterführende Links.