Bauchspeicheldrüsenkrebs Pankreaskarzinom: Die Therapie im Überblick
Früh entdeckt, besteht die Möglichkeit, den gefürchteten Bauchspeicheldrüsenkrebs zu heilen. Die wesentlichen Behandlungsoptionen sind Operation und Chemotherapie. Besteht der Verdacht auf einen Tumor, ist eine ganze Reihe von Untersuchungen nötig.„Wir müssen uns zuerst ein genaues Bild über die Erkrankung machen. Nur dann können wir eine individuelle Therapie für den Patienten festlegen“, sagt Professor Dr. Jochen Wedemeyer. Er ist Leiter des Pankreaskarzinomzentrums im Klinikum Robert Koch im niedersächsischen Gehrden.
Überblick gewinnen
Im Rahmen ihrer Diagnostik setzen die Ärzte vor allem bildgebende Verfahren ein wie die Computertomographie. So lassen sich die Ausdehnungen des Tumors und mögliche Absiedlungen erkennen. Mit der Endosonographie, dem Ultraschall von Innen, untersuchen sie den Tumor und können falls erforderlich Gewebeproben entnehmen. Wichtig bei der lokalen Beurteilung ist die Lage des Tumors zu den Blutgefäßen, die den Darm mit Blut versorgen. „Ist mehr als die Hälfte der Arterie für die Blutversorgung des Dünndarms vom Tumor ummauert, profitieren die Patienten in der Regel nicht mehr von einer Operation, da eine vollständige Entfernung durch die komplexe Lage sehr unwahrscheinlich wird“, erklärt Prof.Wedemeyer.
Seit einiger Zeit versuchen die Experten in manchen Fällen, solche zunächst nicht operablen Tumoren mittels einer neoadjuvanten Therapie zu behandeln. Betroffene erhalten eine Chemotherapie, die den Tumor verkleinern soll, sodass eine Operation doch noch durchgeführt werden kann.
Wo liegt die Bauchspeicheldrüse?
Die Bauchspeicheldrüse befindet sich hinter dem Magen und der Wirbelsäule. Sie ist eine gelbliche, ca. 15 cm lange, 5 cm breite und 2 bis 3 cm dicke Drüse, die rund 100 g wiegt. Die Bauchspeicheldrüse liegt nahe der Hauptschlagader und der unteren Hohlvene – dadurch kann sich ein Tumor schnell im Körper ausbreiten.
Auf OP folgt Chemo
Die Operation ist beim Bauchspeicheldrüsenkrebs die einzige Möglichkeit einer Heilung. Neuerdings bedienen sich die Chirurgen auch der robotischen Chirurgie, die schonendere und zugleich genauere Eingriffe möglich macht. „Das Ziel lautet, das Tumorgewebe sowie die umgebenden Lymphknoten möglichst vollständig zu entfernen. Das kann gelingen, wenn die Tumorerkrankung auf die Bauchspeicheldrüse begrenzt ist“, sagt Prof. Wedemeyer. Ist der Tumor operabel, entfernt der Chirurg ihn ohne vorherige feingewebliche Untersuchung. Erst anschließend wird sein Gewebe analysiert und seine exakte Ausdehnung festgestellt.
Auf eine Operation folgt zeitnah eine Chemotherapie. „Auch wenn der Tumor vollständig entfernt werden konnte, ist diese adjuvante Therapie notwendig. Sie soll gegebenenfalls verbliebene Tumorreste und winzige Metastasen zerstören. Wir wissen nämlich, dass der Bauchspeicheldrüsenkrebs relativ früh kleinste Metastasen bildet“, so Prof. Wedemeyer.
Patient entscheidet mit
Befindet sich der Tumor in einem Stadium, das keine Operation mehr zulässt, empfehlen die Experten meist eine palliative Chemotherapie. Sie soll ein weiteres Wachstum verhindern und zu einer Verkleinerung der Absiedlungen führen. „Für die finale Entscheidung über die Therapieform berücksichtigen wir grundsätzlich auch Patientenwünsche beziehungsweise ihre Lebenssituation“, betont Prof. Wedemeyer. „Von Fall zu Fall ergänzen wir die Chemotherapie auch durch eine zielgerichtete Therapie, die sich gegen bestimmte Zellstrukturen richtet. Das soll die Wirkung gegen die Tumorzellen verstärken.“
Erfahrene Ärzte garantiert
Die palliative Chemotherapie soll das Tumorwachstum stoppen und die Symptome der Erkrankung lindern. An der Therapie sind zu diesem Zwecke auch ausgebildete Schmerztherapeuten beteiligt. Oft ist es bei der Erkrankung auch erforderlich, eingeengte Gallenwege oder einen eingeengten Zwölffingerdarm offenzuhalten. Dies geschieht durch den Einsatz von Stents. Patienten befinden sich in Deutschland grundsätzlich in guten Händen. „Denn die Bauchspeicheldrüsen-Chirurgie ist eine sogenannte mindestmengenrelevante Chirurgie“, sagt Prof. Wedemeyer und erklärt: „Das heißt, ein Krankenhaus muss eine ausreichend große Menge dieser Eingriffe nachweisen, um sie überhaupt mit den Krankenkassen abrechnen zu können. Betroffene dürfen also davon ausgehen, dass sie es mit erfahrenen Ärzten zu tun haben.“