Knochentumoren Osteosarkome – Krebs in den Knochen

Autor: Perspektive LEBEN

Vor allem die Knochen, die nahe am Gelenk liegen, werden häufig von Osteosarkomen betroffen. © fotoliaxrender, freshidea – stock.adobe.com

Sie sind selten, Gott sei Dank! Im Volksmund werden sie als Knochenkrebs bezeichnet: die Osteosarkome. Sie zählen zu den bösartigen Knochentumoren im Kindes- und Jugendalter. Etwa 80 Kinder und Jugendliche erkranken in Deutschland jährlich, meistens im Alter zwischen 10 und 19 Jahren.

Aber auch Erwachsene kann es treffen. Der Häufigkeitsgipfel liegt hier bei 70 Jahren. Ein Spezialist für die Behandlung von Osteosarkomen ist Priv.-Doz. Dr. Burkhard Lehner. Er ist Leiter der Sektion Orthopädische Onkologie und Septische Orthopädische Chirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg. Hier berichtet er, was nach der Diagnose zu tun ist.

Besteht der Verdacht auf ein Osteosarkom, muss dieser erst mal zweifelsfrei bestätigt werden. Dazu bedienen sich die Ärzte bildgebender Verfahren, wie etwa einer Röntgenuntersuchung, der Magnetresonanztomographie, kurz MRT, oder der Computertomographie, kurz CT. Anhand der Bilder lassen sich Lage und Größe des Tumors darstellen. Selbst nahe gelegene Metastasen werden erkannt. Zur finalen Sicherung der Diagnose und exakten Bestimmung des Tumors entnehmen die Experten dann noch eine Gewebeprobe – eventuell im Körper, besonders in der Lunge, vorhandene Metastasen werden ebenfalls mit speziellen bildgebenden Verfahren aufgespürt.

Chemotherapie ist der Standard

„Am häufigsten finden wir bei diesen Untersuchungen das konventionelle, hochmaligne Osteosarkom. Es tritt zu rund 90 Prozent auf“, sagt Dr. Lehner. „Die Behandlung beginnen wir in der Regel mit einer Chemotherapie.“ Diese medikamentöse Behandlung dauert circa zwei Monate. Ziel ist es, den Tumor zu verkleinern und so weit wie möglich abzutöten und eventuell vorhandene Metastasen zu zerstören. Auf diese Weise ist die nachfolgende Operation schonender und erfolgversprechender. „Wir sprechen hier von einer neoadjuvanten Therapie“, kommentiert Dr. Lehner.

Die Chemotherapie besteht aus einer Kombination verschiedener zellwachstumshemmender Medikamente, die bei der Bekämpfung von Osteosarkomen besonders wirkungsvoll sind. Diese sogenannten Zyto­statika werden in mehreren mehrtägigen Chemotherapie-Zyklen verabreicht. Während dieser Zeit wird der Patient in die Kinderklinik oder Erwachsene in die Innere Medizin aufgenommen.

Extremitätenerhaltende Operation

„Nach dieser Chemotherapie entfernen wir den gesamten Tumor im Rahmen einer umfassenden Operation. Dazu gehört auch die Entfernung eventuell vorhandener Knochenmetastasen. Lungenmetastasen werden im späteren Verlauf entfernt“, so Dr. Lehner.

Wo im Körper Osteosarkome entstehen

Osteosarkome entstehen überwiegend in den gelenknahen Abschnitten der langen Röhrenknochen der Arme und Beine. Über 50 Prozent aller Osteosarkome liegen im Bereich des Kniegelenks. Der Tumor kann sich ausschließlich auf den Knochen und das Knochenmark erstrecken, meist befällt er aber auch mehr oder weniger stark das benachbarte Weichteilgewebe, also zum Beispiel Binde-, Fett- oder Muskelgewebe.

Bei etwa 10 bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen findet man zum Zeitpunkt der Diagnose sichtbare Metastasen. Aber auch bei allen anderen Patienten ist immer davon auszugehen, dass der Tumor bereits kleinste Tochtergeschwülste, sogenannte Mikrometastasen, in anderen Organen gebildet hat. Sie können aufgrund ihrer geringen Größe noch nicht nachgewiesen werden und sollen durch die Chemotherapie abgetötet werden. Am häufigsten metastasieren Osteosarkome in die Lunge.

Dank moderner Operationstechniken kann die Tumorentfernung heute in den meisten Fällen unter Erhalt des Beines oder Armes ohne Amputation durchgeführt werden. Da das Osteosarkom meist im Gelenkbereich gelegen ist, wird der entstandene Knochendefekt durch eine spezielle Tumorgelenkprothese ersetzt, die individuell für den Patienten eingepasst wird.

Nach der Operation untersuchen Pathologen den entnommenen Tumor, um festzustellen, wie gut die Erkrankung auf die vorangegangene Chemotherapie angesprochen hat. Ein Maß dafür ist der Anteil der noch verbliebenen lebenden Tumorzellen. Liegt der Anteil unter zehn Prozent, sprechen die Ärzte von einem guten Tumoransprechen. Bei etwa der Hälfte der Patienten mit einem Osteosarkom wird dies erreicht.

Nach der Operation wird die Chemotherapie für fünf bis sechs Monate fortgesetzt

„Die Heilungschancen sind relativ gut. Lagen bei der Diagnose keine Metastasen vor, liegen sie bei bis zu 70 Prozent. Aber selbst im ungünstigen Fall einer Metastasierung liegt die Fünfjahresüberlebensrate bei etwa 30 bis 40 Prozent“, sagt Dr. Lehner und betont: „Wichtig für den Erfolg ist eine interdisziplinäre Behandlung. Die Therapie des Osteosarkoms sollte daher ausschließlich in spezialisierten Zentren erfolgen.“


Priv.-Doz. Dr. Burkhard Lehner, Leiter der Sektion Orthopädische Onkologie und Septische Orthopädische Chirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg © Privat