Immuntherapien Hautkrebs: Überragende Erfolge mit neuen Kombinationstherapien
Dermatologen teilen Hautkrebs in zwei Kategorien ein: in den hellen beziehungsweise weißen sowie den schwarzen Hautkrebs, der auch malignes Melanom genannt wird.
Heller Hautkrebs – in allen Stadien gut behandelbar
Ein heller Hautkrebs im Frühstadium, aktinische Keratose, Horn- oder Lichtschwiele genannt, lässt sich leicht behandeln. Infrage kommen die photodynamische Therapie (kurz PDT), spezielle Cremes und Gele. Behandelt man ihn nicht, wächst er weiter bis zum Plattenepithelkarzinom oder Stachelzellenkrebs.
Diese Form des hellen Hautkrebses muss immer operiert werden. „Die Entfernung stellt in der Regel kein Problem dar. Erkennen wir ihn frühzeitig, hat er meist noch keine Metastasen gebildet. Warten Patienten zu lange oder befinden sich die Tumoren an Ohren oder Lippen, ist die Prognose etwas schlechter“, erklärt Prof. Hauschild.
Die dritte Form des hellen Hautkrebses ist das Basalzellkarzinom. „Es bildet keine Metastasen, muss aber dennoch entfernt werden, weil es ansonsten immer weiter wächst und etwa Knochen angreifen kann“, so Prof. Hauschild. Standardtherapie ist hier ebenfalls die Operation. In bestimmten Fällen können auch hier die PDT sowie Cremes eingesetzt werden.
Selbst Basalzellkarzinome in einem sehr fortgeschrittenen Stadium stellen neuerdings kein Problem mehr dar. Seit einigen Jahren gibt es ein neues Medikament in Tablettenform. Die tägliche Einnahme erfolgt allerdings nur dann, wenn diese Tumoren nicht oder nur sehr schwer zu operieren und nicht mit Strahlen zu behandeln sind.
Der schwarze Hautkrebs und seine Therapie
Der schwarze Hautkrebs wird Melanom genannt. Es stellt die bösartigste Form von Hautkrebs dar. „Ein Melanom wird immer operiert, also herausgeschnitten. Dabei beachtet der Operateur einen Sicherheitsabstand um das krankhafte Gewebe. Als Faustregel gilt: Je tiefer der Tumor eingedrungen ist, desto größer der Sicherheitsabstand, allerdings maximal zwei Zentimeter“, stellt Prof. Hauschild fest und ergänzt: „Bei Melanomen, die tiefer als einen Millimeter in die Hautschicht eingedrungen sind, entnehmen wir den Schildwächterlymphknoten.
Ist dieser befallen, entfernen wir vorbeugend die gesamte Lymphknotenstation, wenn größere Tumorherde am Lymphknoten gefunden wurden.“ Bei mehr als zwei Millimeter Eindringtiefe wird bisher häufig eine vorbeugende Interferon-Therapie durchgeführt. Sie soll eventuell im Körper noch vorhandene Tumorzellen beziehungsweise Metastasen bekämpfen. Dabei aktiviert man körpereigene Abwehrzellen, die dann die Tumorzellen ausschleusen sollen.
Dank der medizinischen Forschung: Prognosen verbessern sich deutlich
Sind bereits innere Organe von Metastasen befallen, verschlechtert sich die Prognose. Bis vor einigen Jahren konnten dann nur noch lebensverlängernde Maßnahmen mit unsicherem Erfolg ergriffen werden. Prof. Hauschild macht Patienten jedoch Hoffnung durch zwei neue Therapieverfahren: die zielgerichteten Therapien und die Immuntherapien. Die zielgerichteten Therapien richten sich gegen eine Veränderung in den Tumorzellen. Diese Veränderung heißt BRAF-Mutation. Wenn Patienten diese Mutation im Tumor tragen, dann kann man mit zwei neuen Medikamenten, sogenannten BRAF-Hemmern, eingreifen. Bei den Immuntherapien gibt es ebenfalls wirksame Medikamente.
Zwei Therapieformen ersetzen die Chemo
Es sind vor allem zwei neue Ansätze, die für Hautkrebs-Patienten die Heilungschancen deutlich erhöhen können:
- Neue Immuntherapien mit sogenannten PD1-Antikörpern
- Die Weiterentwicklung der Immuntherapien in Richtung zielgerichteter und individualisierter Ansätze
Als wegweisend bezeichnet Prof. Hauschild zwei Weiterentwicklungen der Immuntherapien, die sogenannten PD1-Antikörper. „Das ist ein echter Therapiedurchbruch! Die Konsequenz ist, dass die Chemotherapie in Deutschland immer mehr durch die zielgerichteten Therapien und die Immuntherapien ersetzt wird. Patienten haben damit immer größere Chancen auf ein Langzeitüberleben bei gleichzeitig besserer Lebensqualität!“
Das fortgeschrittene Melanom: Aktuelle Studien sorgen für Aufsehen
Als vorbeugende Therapie, fachsprachlich auch adjuvante Therapie genannt, hat in Europa nur die Interferon-Therapie eine Zulassung. Sie verbessert das rezidivfreie Überleben um circa 10 bis 20 Prozent, also die Zeit von der Entfernung aller Tumoren bis zur ersten neuen Metastase. Die Gesamtüberlebenszeit und damit die Heilungsrate konnte diese Behandlung leider nicht signifikant verlängern.
Im September 2017 stellte Prof. Hauschild beim europäischen Krebskongress eine Zulassungsstudie zur kombinierten Therapie von zwei zielgerichteten Substanzen in der adjuvanten Therapie des Melanoms beim Vorliegen einer BRAF-Mutation im Tumor vor. „Dies sind die besten Resultate, die wir jemals in der adjuvanten Therapie des fortgeschrittenen Melanoms in den letzten 40 Jahren gesehen haben“, sagt Prof. Hauschild und erläutert: „Mit großer Wahrscheinlichkeit wird diese neue Präparate-Kombination die Interferon-Therapie ablösen.“
Auf dem gleichen Kongress wurde eine weitere spektakuläre Studie – eine neue Immuntherapie zur Behandlung des Melanoms vorgestellt werden. Prof. Hauschild: „Die Ergebnisse übertrafen meine hohen persönlichen Erwartungen. Mit dieser Kombinationstherapie erzielen wir eine Verdoppelung der Gesamtüberlebenszeit, und das bemerkenswerterweise bei weniger Nebenwirkungen.“