Non-Hodgkin-Lymphom Gut aufgehoben in spezialisierter Versorgung
In Deutschland erkranken jährlich rund 18.000 Menschen an Non-Hodgkin-Lymphomen. Die Krankheit tritt in unterschiedlichen Ausprägungen auf. „Wir kennen etwa 40 Unterarten, die sich grundsätzlich in aggressive und weniger aggressive beziehungsweise in hoch- und niedrig-maligne Lymphome unterteilen lassen“, stellt Prof. Dr. Peter Borchmann fest. Der Experte für Non-Hodgkin-Lymphome leitet als Oberarzt den klinischen Schwerpunkt maligne Lymphome der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln.
Warten oder behandeln?
Patient:innen mit niedrig malignen Lymphomen zeigen meist keine Symptome. Das Fortschreiten der Erkrankung gilt als unwahrscheinlich. „In diesen Fällen ist vorerst keine Therapie notwendig. Betroffene werden lediglich regelmäßig untersucht und beobachtet“, sagt Prof. Borchmann. Experten bezeichnen diese Vorgehensweise als eine Watchful-Waiting-Strategie und stellen lediglich die genaue Ausbreitung des Lymphoms zu Beginn (Staging) fest. Anschließend werden die Patient:innen in bestimmten Zeitabständen nachbeobachtet – zu Beginn etwa alle drei und später alle sechs Monate. Regelmäßig bestimmen die behandelnden Ärzte die Ausbreitung der Erkrankung neu. Ist sie unverändert, wird weiterhin nur beobachtet.
„Anders verfahren wir bei Patient:innen die Symptome aufweisen oder bei denen wir ein hoch-malignes Lymphom festgestellt haben. Hier müssen wir handeln. Eine Therapie ist zwingend erforderlich“, erklärt Prof. Borchmann. Vorab stellt ein Experteam mit einem umfassenden Staging die Ausbreitung des Lymphoms fest. So untersuchen sie den Betroffenen mittels einer Computertomographie. Diese zeigt, welche Teile des Körpers betroffen sind. Auch wird eine Knochenmarkbiopsie durchgeführt, um zu ergründen, ob das Knochenmark befallen ist. Liegen alle Untersuchungsergebnisse vor, kann abschließend die Therapiestrategie festgelegt werden.
Der Standard: Antikörpertherapie
„Unabhängig von den Ergebnissen der Ausbreitungsdiagnostik führen wir beim hoch-malignen Non-Hodgkin-Lymphom stets eine standardisierte Therapie durch. Bei diesen Lymphomen handelt es sich in Europa in über 90 Prozent der Fälle um sogenannte B-Zell-Lymphome, die von B-Lymphozyten ausgehen“, erklärt Prof. Borchmann und führt aus: „Wir behandeln solche Lymphome stets systemisch. Das heißt, wir kombinieren eine Chemotherapie mit einer Immuntherapie, die auch als Antikörpertherapie bezeichnet wird.“
Ein Antikörper ist ein Molekül, das bestimmte Strukturen auf der Oberfläche von Tumoren erkennen kann. Die Strukturen kommen auf keinen anderen lebenswichtigen Zellen vor. Deshalb kann der Antikörper zielgerichtet den Tumor zerstören. Gesunde Körperzellen werden geschont.
Gute Heilungschancen
Den Erfolg der gewählten Therapie erkennen die Experten erst am Ende: Sie führen erneut ein Staging durch und überprüfen die Stellen, an denen der Tumor lag. „Bereits während der Therapie schauen wir auf die zu Beginn vergrößerten Lymphknoten. Haben sie sich nach einer bestimmten Zeit verkleinert, waren wir mit unserer Therapieentscheidung auf dem richtigen Weg“, sagt Prof. Borchmann. Die gute Nachricht zu allen Non-Hodgkin-Lymphomen lautet: Die Chancen einer vollständigen Heilung sind relativ gut – selbst bei aggressiven Varianten.
Spezialisten garantieren gute Versorgung
Die Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen sollten Patient:innen in jedem Fall immer von Spezialisten durchführen lassen, etwa von niedergelassenen Fachärzt:innen für Hämatologie und internistische Onkologie. Die Primärtherapie ist dabei standardisiert und kann in der Regel ambulant durchgeführt werden. Prof. Borchmanns besonderer Rat: „Bei einem Rückfall sollten Betroffene hingegen Hämatoonkologen an Unikliniken aufsuchen. Solche sogenannten Rezidive erfordern eine sehr spezielle Diagnostik und Behandlung.“
Risiken für jüngere Patient:innen nach therapiertem Non-Hodgkin-Lymphom
Ergebnisse einer Studie in der Fachzeitschrift Epidemiology, Biomarkers & Prevention zeigen, dass Patient:innen, die ein Non-Hodgkin-Lymphom in jüngeren Jahren überleben, ein höheres Risiko haben, später an bestimmten altersbedingten Erkrankungen zu leiden, als ältere Überlebende. Beobachtet wurden Erkrankungen, die im höheren Lebensalter gehäuft auftreten, wie Lungenentzündung, Mangelernährung oder Nierenfunktionseinschränkungen.