Magenkarzinom Die Therapie im Überblick
Es gibt verschiedene Arten von Magenkrebs, im Fachjargon als Adenomkarzinom bezeichnet. Allen gemeinsam ist, dass der Tumor aus entarteten Drüsenzellen der Magenschleimhaut entsteht. Damit eine Behandlungsstrategie festgelegt werden kann, müssen die Ärzt:innen zuerst das Stadium der Erkrankung abklären. „Wir teilen den Tumor in Schweregrade ein, und zwar hinsichtlich seiner Ausdehnung, des Lymphknotenbefalls und einer möglichen Metastasierung“, erklärt Prof. Dr. Jochen Wedemeyer. Der Fachspezialist ist Leiter der Klinik für Innere Medizin am Klinikum Robert Koch im niedersächsischen Gehrden.
Genaue Voruntersuchungen
Expert:innen unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen untersuchen also, welche Schichten der Magenwand betroffen sind, ob Lymphknoten befallen sind und ob es Absiedlungen in anderen Organen gibt. Das geschieht zum einen mithilfe der Endosonographie, einer Ultraschalluntersuchung, bei der der Schallkopf in den Körper eingebracht wird. „So erkennen wir die Tumoreindringtiefe in die Magenwand oder einen etwaigen Lymphknotenbefall“, sagt Prof. Wedemeyer. Mittels Computertomographie lässt sich feststellen, ob Absiedlungen vor allem in Leber, Lunge oder anderen Organen vorhanden sind.
„Mitunter kann es auch erforderlich sein, eine Staging-Laparoskopie durchzuführen. Im Rahmen einer minimal-invasiven Operation können wir dabei die Bauchhöhle von innen betrachten. Mit dieser Methode erkennt man am sichersten Metastasen eines Magenkrebses in der Bauchhöhle“, führt der Experte aus.
Therapie nach Tumorstadium
Ist der Tumor nicht tief in die Magenwand eingedrungen und liegt kein Lymphknotenbefall vor, befindet sich die Erkrankung in einem frühen Stadium. „Hier können wir in der Regel operieren. Bei ganz oberflächigem Wachstum besteht sogar die Möglichkeit, das Magenkarzinom mit dem Endoskop, also durch den Mund, zu entfernen. Eine Operation lässt sich damit vermeiden“, berichtet Prof. Wedemeyer und ergänzt: „Die gute Nachricht lautet: Danach ist die Behandlung bereits beendet.“
Beim Stadium 2 bis 3 hat sich der Tumor weiter ausgedehnt und ist tiefer in die Magenwand gewachsen. Darüber hinaus können Absiedlungen vorhanden sein – in Lymphknoten oder Organen. „In solchen Fällen erhalten Patient:innen vor der Operation zuerst eine Chemotherapie. Die Zytostatika machen den Tumor operabler und bekämpfen die Metastasen. Erst anschließend erfolgt die Operation des Tumors“, beschreibt Prof. Wedemeyer die Behandlung, die als neoadjuvante Therapie bezeichnet wird, und fügt hinzu: „Nachfolgend führen wir erneut eine Chemotherapie durch. Dieses Mal soll sie dafür sorgen, dass keine Rezidive – also Tumoren aus nicht sichtbaren, winzigen Absiedlungen – entstehen.“
Ob die verabreichten Medikamente auch wirken, überprüft das behandelnde Ärzt:innenteam während der Behandlung mit einer Magenspiegelung.
Hoffnung Immuntherapie
Die Heilungschancen steigen weiter. Die medizinische Forschung und Entwicklung eröffnet immer effektivere Behandlungsmöglichkeiten.
Angriff auf die Krebszellen
Bei der Immuntherapie nutzt man die körpereigene Abwehr, um Tumorzellen zu bekämpfen. Dafür bekommen Patient:innen künstliche monoklonale Antikörper über die Vene verabreicht. Diese Moleküle docken an die Antigene einer Zelle an und markieren sie als „krank“. Das Immunsystem kann diese Zellen so besser erkennen und attackieren.
Diese künstlichen Antikörper werden aber auch für die Diagnose genutzt, etwa indem sie mit radioaktiven oder fluoreszierenden Partikeln beladen werden. Sobald sie an die Antigene der Krebszelle andocken, können sie einen Tumor oder Metastasen sichtbar machen.
Bei den medikamentösen Therapien haben sich Verbesserungen ergeben, allen voran im Bereich der Immuntherapie. So weisen einige Magenkarzinome einen bestimmten Tumormarker vermehrt an der Oberfläche der Tumorzellen auf. Mit einem Antikörper gegen diesen spezifischen Marker konnte selbst bei einem fortgeschrittenen Magenkarzinom das Überleben signifikant verlängert werden. „Unsere Hoffnung ist, dass die Immuntherapie die Prognosen für Magenkrebspatient:innen in höheren Stadien in naher Zukunft deutlich verbessert“, lautet der Ausblick von Prof. Wedemeyer. Ist eine Therapie beendet, heißt es abwarten: Tritt in den nachfolgenden fünf Jahren kein Tumor mehr auf, gelten die Betroffenen als geheilt. Die meisten Rezidive zeigen sich innerhalb der ersten drei Jahre. Erfahrungsgemäß kann man also bereits nach diesem Zeitraum sehr zuversichtlich in die Zukunft schauen, schließt Prof. Wedemeyer.