Krebsbehandlung Schwere Entscheidung: Koryphäe, Zentrum oder Kreiskrankenhaus?
Krebs ist heutzutage gut behandelbar. Die Therapien werden vielfältiger, neue Verfahren kommen hinzu. Die Prognosen verbessern sich von Jahr zu Jahr. Im Umkehrschluss bedeuten solche guten Nachrichten jedoch nicht, dass es sich um eine einfache Erkrankung handelt. Im Gegenteil: Die Medizinforschung hat an den Erfolgen viele Jahrzehnte akribisch gearbeitet – und setzt ihr Streben unermüdlich fort. Neue Erkenntnisse wurden gewonnen und vielversprechende Therapieoptionen abgeleitet. Behandlungen sind in der Regel sehr komplex. Sie erfordern großes Expertenwissen. Regelmäßig sind Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen beteiligt.
Die Orientierung fällt nicht leicht
„Die Versorgung in Deutschland ist ausgezeichnet, aber undurchsichtig. Deshalb müssen sich Patienten genau informieren, wo sie bezüglich ihrer Krebserkrankung am besten behandelt werden“, empfiehlt Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft e.V., und weist darauf hin: „Je seltener der Krebs, desto genauer muss in der Regel geschaut werden.“
Die Diagnose Krebs kommt meist unerwartet und macht Angst. Vor allem deshalb, weil Betroffene keine Erfahrung mit dieser Erkrankung haben – und weil Menschen noch immer daran sterben. Medien berichten regelmäßig darüber, nicht selten sehr einseitig. Die Frage nach der richtigen Behandlung rückt verständlicherweise in den Fokus. Betroffene möchten optimal versorgt werden. Doch wie soll der Laie beurteilen, wo das am besten möglich ist? „Eine Orientierung ist nicht einfach. Grundsätzlich lässt sich nämlich sagen, dass nicht unbedingt nur Unikliniken oder Krebszentren eine Top-qualität bieten. Auch in Kreiskrankenhäusern gibt es durchaus onkologische Spezialisten“, stellt Dr. Bruns fest. „Nicht jede Uniklinik ist auf alles spezialisiert.“
Deutsche Krebsgesellschaft informiert umfassend
Die Deutsche Krebsgesellschaft hat dieses Patientenproblem erkannt. Seit vielen Jahren bietet sie daher das Instrument der Zertifizierung an. „Es macht die Entscheidungsprozesse bei der Suche nach der richtigen Klinik transparent. Patienten dürfen eine hohe Qualität erwarten“, so Dr. Bruns. Das Zertifizierungssystem verbessert die Betreuung onkologischer Patienten. Es ermöglicht ihnen in jeder Phase ihrer Erkrankung eine Behandlung, die sich an hohen Qualitätsmaßstäben orientiert.
Basis dieses Systems sind zertifizierte Zentren. Diese Zentren müssen jährlich nachweisen, dass sie die fachlichen Anforderungen für die Behandlung einer Tumorerkrankung erfüllen und zudem über ein etabliertes Qualitätsmanagementsystem verfügen. Die Anforderungen sind in Erhebungsbögen mit Qualitätsindikatoren zusammengefasst. Sie werden von Ärzten aus unterschiedlichen Fachrichtungen erarbeitet und regelmäßig aktualisiert. Leitlinien spielen eine wichtige Rolle bei der Festlegung der Qualitätsindikatoren.
Die Qualität der Zentren wird jährlich erfasst und veröffentlicht. Zusätzlich lassen sich Darmkrebszentren auf freiwilliger Basis einen jeweils individualisierten Jahresbericht erstellen, der die eigenen Ergebnisse im Vergleich zu anderen zertifizierten Zentren darstellt. So können sie die eigene Qualität stetig verbessern. Das gesamte Zertifizierungssystem wird durch das unabhängige Institut OnkoZert betreut. Bei Krebsarten, die häufig auftreten, beispielsweise dem Brust-, Darm-, Lungen- oder Prostatakrebs, ist das nächste Zentrum in der Regel nicht weit entfernt – egal wo man in Deutschland wohnt. „Je mehr Menschen behandelt werden müssen, desto mehr Zentren gibt es. Das folgt betriebswirtschaftlichen Gesetzen“, stellt Dr. Bruns fest.
Das richtige Krebszentrum finden
Auf den Seiten der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. finden Betroffene eine große Auswahl zertifizierter Krebszentren in Deutschland.
Auch der Krebsinformationsdienst liefert Informationen rund um das Thema Kliniksuche.
„Hat man hingegen einen seltenen Tumor, ist der Weg zum nächsten Zentrum vielleicht auch etwas weiter.“ Grundsätzlich ist die hoch qualifizierte onkologische Versorgung in Deutschland eher zentral als dezentral aufgestellt. Das sollte der Patient akzeptieren. „In Onkologischen Zentren sind Patienten im Allgemeinen am besten aufgehoben“, sagt Dr. Bruns und betont: „Mit Vorsicht sollten Patienten Berichte sogenannter Koryphäen behandeln. Zweifellos gibt es auf jedem Gebiet herausragende Spezialisten. Man muss aber genau hinschauen, was da geschrieben wird.“ Die Empfehlung lautet also: Patienten sollten immer überprüfen, wer das behauptet, was genau über eine angebliche Koryphäe kommuniziert wird und ob sie das gesuchte Fachgebiet überhaupt abdeckt. „Meist sind die Angaben unspezifisch – und treffen im konkreten Fall gar nicht auf die vorliegende Erkrankung zu“, mahnt Dr. Bruns. „Und dann hat der Betroffene nichts von der Behandlung bei einer Koryphäe.“