Digitale Hilfe Gesundheits-App: Niemals ohne Prüfung!

Autor: Tina Krepela

Gesundheits-Apps sollten ausgiebig geprüft werden, bevor sie Patienten verordnet werden. © robu_s – stock.adobe.com

In Deutschland werden über 100.000 Gesundheits-Apps angeboten. Kaum einer weiß, ob sie helfen oder sogar vielleicht schaden. Verbraucherschützer raten daher, nur Apps zu verwenden, die Patienten selbst gut geprüft haben oder die von serösen Anbietern bereitgestellt werden. Lesen Sie, wie Apps richtig beurteilt werden.

Das Spektrum von Gesundheits-Apps und -Programmen reicht weit. Von einer einfachen Terminplanung über Aktivitäts-Tracker bis hin zur Überwachung wichtiger Herz- oder Blutwerte. Drei Hauptbereiche werden unterschieden. Lifestyle-Apps sollen uns zum Beispiel dabei unterstützen, gesünder zu essen, uns mehr zu bewegen oder besser zu entspannen.

Die Service-Apps gehen noch einen Schritt weiter: Mit ihnen sollen Termine überwacht, Symptome in digitalen Tagebüchern festgehalten oder soll an die Einnahme von bestimmten Medikamenten erinnert werden. Medizinische Apps helfen zum Beispiel dabei, die Blutzuckerwerte zu messen, den Herzrhythmus oder die Schlafapnoe-Therapie zu überwachen und Psychotherapien zu unterstützen.

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser

„Seit dem Januar 2020 können Apps – in der Fachsprache heißen sie digitale Gesundheitsanwendungen – vom Arzt verordnet werden“, sagt Daniela Hubloher, Medizinerin in der Patientenberatung der Verbraucherzentrale Hessen e.V. in Frankfurt. „Voraussetzung dafür ist, dass die App vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf Datensicherheit, Datenschutz und Funktionalität geprüft und in das Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen aufgenommen ist. Und da hängt es noch. Bisher gibt es dieses Verzeichnis noch nicht.“ Patienten müssen sich also auf die Prüfung der Krankenkassen und deren Urteil verlassen.

Selbst wenn die App geprüft wurde und damit den Bestimmungen entspricht, bleibt es trotzdem unklar, ob die App auch tatsächlich einen gesundheitlichen Vorteil hat. „Diesen Beweis müssen die Apps in einer einjährigen Bewährungsprobe erbringen und das muss von den Anbietern nachgewiesen werden“, betont Daniela Hubloher. „Gelingt dies nicht, können sie nicht mehr verordnet und von den Kassen bezahlt werden.“

Ist eine App mit dem CE-Zeichen zertifiziert, können sich Patienten zwar sicher sein, dass die Funktionalität in Ordnung ist. Über die gesundheitliche Wirkung sagt dieses Zertifikat jedoch nichts aus. Derzeit bezahlen oder bezuschussen Krankenkassen einzelne Apps, auch wenn die Prüfungen, Testate und Belege für den gesundheitlichen Vorteil noch nicht vorliegen.

Soll ich die App verwenden? 12 Fragen – 1 Entscheidung:

Je mehr Fragen mit nein beantwortet werden, umso höher das Risiko und umso fraglicher der Nutzen.

  1. Hat die App eine klare Funktion?
  2. Erfüllt die App diese Funktion?
  3. Ist der Anbieter oder Initiator ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, eine medizinische Fachgesellschaft oder Krankenkasse?
  4. Ist die App frei von Werbung und Produktangeboten?
  5. Kostet die App Geld?
  6. Sind die Ratschläge und Informationen verständlich?
  7. Sind die ausgegebenen Daten/Werte plausibel?
  8. Sind die von der App und dem Arzt etc. gemessenen Werte gleich?
  9. Greift die App nur auf Daten zu, die sie für die Funktion braucht?
  10. Werden die Daten nur auf dem Handy bzw. beim Anbieter gespeichert?
  11. Wird die Datenweitergabe an Dritte ausgeschlossen?
  12. Hat die App eine umfassende Datenschutzerklärung?

Risiko und Chance

Im Bereich der Lifestyle-Apps ist das Risiko für die Gesundheit eher gering. Diese fast zahllosen Apps bergen jedoch oft das Risiko, dass mit den Daten der Nutzer Schindluder getrieben wird. „Viele der Anwendungen sind vermutlich ausschließlich mit dem Ziel auf den Markt gebracht worden, Daten über Bewegung, Verhalten etc. der Nutzer zu sammeln“, sagt Daniela Hubloher. „Es gibt Apps, die ohne Zustimmung der Nutzer die Kontakte auslesen und für Werbezwecke verwenden. Deshalb ist es so schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen.“


Daniela Hubloher, Medizinerin der Patientenberatung der Verbraucherzentrale Hessen e.V. Frankfurt "Patienten müssen sich auf die Prüfung der Krankenkassen und deren Urteil verlassen" © privat