Sportlich bleiben Wie viel geht nach der OP?
Aktive Patient:innen steigern ihre körperliche Leistungsfähigkeit und reduzieren psychische Belastungen. Sie leiden weniger unter medizinischen Komplikationen, die Nebenwirkungen der Chemotherapie verlaufen milder – und der Krankenhausaufenthalt verkürzt sich. Kurz: Die Genesung kommt schneller in Gang. Grund ist, dass Bewegung Energiehaushalt und Stoffwechselprozesse beschleunigt. Man leidet seltener unter dem Fatigue-Syndrom und der Körper entgiftet sich schneller von den Abbauprodukten der Chemotherapie. Aber auch die Psyche profitiert von dem Training. Es lenkt ab und lässt dank der dabei ausgeschütteten Glückshormone das Leben wieder in einem positiveren Licht erscheinen.
Schritt für Schritt
Der Expertenrat lautet daher: Krebserkrankte sollten nach einer Operation eine möglichst frühzeitige Mobilisierung anstreben – und zwar unabhängig von der Art des Eingriffes. „Bereits am Tag danach empfehlen wir Betroffenen eine moderate Bewegung. Sie sollten aufstehen und ihre Extremitäten mobilisieren. Ein Gang durch die Krankenhausflure ist ein guter Anfang“, sagt Prof. Dr. Freerk Baumann. Der Forscher leitet die Arbeitsgruppe Onkologische Bewegungsmedizin im Centrum für Integrierte Onkologie an der Uniklinik Köln. „Ziel dieser Empfehlung ist es, eine Bewegungsmangelsituation zu vermeiden oder Komplikationen durch zu langes Liegen. Auch muss die Beweglichkeit so früh wie möglich wieder hergestellt werden. Jede Bewegung sollte aber stationär stets mit einem Physiotherapeuten abgesprochen werden. Unbedachte Alleingänge sind tabu“.
Sport nach Brust-OP
Gut geeignet ist Ausdauersport wie Schwimmen, Nordic Walking und Joggen. Wichtig: Schmerzen dürfen dabei nicht auftreten. Beim Krafttraining darauf achten, dass der betroffene Arm und der Oberkörper nicht zu sehr belastet werden. Die Deutsche Sporthilfe rät zu 180 Minuten Sport pro Woche. Etwa 3 x 60 Minuten oder 6 x 30 Minuten.
Physiotherapeut überwacht
Je nach Art der Operation und der Wundheilungsentwicklung legt der Sport- oder Physiotherapeut das persönliche Bewegungsprogramm fest. „In der Regel kann in den Bereichen der Extremitäten gearbeitet werden. In den ersten zwei Wochen nach der Operation sollte die Intensität nicht zu hoch sein“, erklärt Prof. Baumann. „Sinnvoll sind leichte Ausdauereinheiten auf dem Ergometer oder Walking.“
Nach zwei Wochen können Patient:innen mit leichtem Krafttraining beginnen. Auch hierbei ist eine professionelle Anleitung wichtig.
Verlief die Heilung ohne Komplikationen, darf ab der fünften Woche die Trainingsintensität erhöht werden. Prof. Baumann weist allerdings darauf hin: „Liegen größere Operationen zugrunde, erfolgt die Bewegungstherapie meist mit größerer Vorsicht. Entsprechend verschieben sich die genannten Zeitpläne etwa um 14 Tage nach hinten.“
Solche Ausnahmen gibt es viele. „Deshalb ist der Austausch mit dem Physiotherapeuten enorm wichtig“, erläutert der Bewegungsmediziner. „Zudem orientiert er sich immer auch an der individuellen Belastungsgrenze seiner Patient:innen. Nur wenn diese ihm mitteilen, wenn es mal zwickt oder unangenehm wird, kann er sein Programm auch auf ihre Bedürfnisse ausrichten.“