Bauchspeicheldrüsenkrebs Operation als Mittel der Wahl
Die Erkrankung ist heimtückisch, die frühe Diagnosestellung schwierig. Häufig macht der Bauchspeicheldrüsenkrebs erst Symptome, wenn der Tumor schon fortgeschritten gewachsen ist. Der normale Ultraschall ist eine Untersuchungsmethode, um Hinweise auf eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung zu suchen und zu finden. Sobald ein eindeutiger Verdacht auf einen Tumor der Bauchspeicheldrüse besteht, ist eine Reihe von speziellen Untersuchungen erforderlich. Diese sind wichtig für die Therapieentscheidung. „Die exakte Ausdehnung des Tumors bestimmen wir durch Schnittbildverfahren wie die Computertomographie. So lassen sich zum Beispiel mögliche Absiedlungen identifizieren. Mit der Endosonographie erkennen wir die präzise Ausdehnung des eigentlichen Tumors und können Gewebeproben entnehmen, um die Diagnose final zu sichern“, erklärt Prof. Herrlinger. Besonders wichtig für die spätere Behandlung ist die Lage des Tumors zu bestimmten Blutgefäßen.
Heilung nur durch Operation
Diese Staging-Untersuchungen sollen zeigen, ob der Tumor operiert werden kann. Denn nur so ist eine Heilung möglich. Das Ziel lautet, das Tumorgewebe sowie die umgebenden Lymphknoten möglichst vollständig zu entfernen. Dies gelingt allerdings nur, wenn die Tumorerkrankung auf die Bauchspeicheldrüse begrenzt ist und noch keine Metastasen vorliegen. „Stellt sich heraus, dass der Tumor operiert werden kann, entfernen wir ihn möglichst schnell“, so Prof. Herrlinger. „Hierfür braucht es einen in der Pankreaschirurgie sehr erfahrenen Chirurgen. Anschließend untersuchen wir das entnommene Tumorgewebe und legen das endgültige Tumorstadium fest.“
Auch wenn der Tumor durch die Operation vollständig entfernt werden konnte, ist die Therapie noch nicht abgeschlossen. Im Anschluss wird stets eine Chemotherapie durchgeführt. Man bezeichnet das als adjuvante Therapie. Sie soll winzige Absiedlungen, die eventuell im Körper verblieben sind, zerstören. „Dieser Therapieschritt ist ganz wichtig. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs metastasiert nämlich sehr früh“, betont Prof. Herrlinger.
Ein wichtiges Behandlungsziel: Gute Lebensqualität sichern
Ist der Tumor nicht operabel, wird anhand der Untersuchungsergebnisse und insbesondere des Tumorstadiums entschieden, welche Therapieform nun geeignet ist. Dies geschieht im Rahmen eines sogenannten Tumorboards. Es besteht aus Ärzten aller beteiligten Fachrichtungen. Wichtig sind aber auch der Gesundheitszustand und der Wunsch des Patienten. Gemeinsam mit dem Patienten wird über die verschiedenen Therapieoptionen gesprochen und eine Entscheidung gefunden. „In der Regel setzen wir nun bestimmte palliative Chemotherapien ein. Sie sollen ein weiteres Wachstum verhindern und zu einer Verkleinerung der Metastasen führen“, erläutert Prof. Herrlinger. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist der Einsatz einer zielgerichteten Therapie. Ihre Wirkung ist aber leider häufig mit einem Hautausschlag beim Patienten verbunden.
„Die neuen Chemotherapie-Regime haben zu einer deutlichen Lebensverlängerung bei unseren Patienten geführt. Man überlegt derzeit, diese neuen Chemotherapien auch als neoadjuvante Therapie einzusetzen. Das heißt, vor der eigentlichen Operation und bei Tumoren, die relativ groß sind“, berichtet Prof. Herrlinger. „Die Hoffnung ist, zukünftig Tumoren noch operieren zu können, die heute als nicht operabel gelten.“
Die palliativen Therapien werden durch speziell dafür ausgebildete Schmerztherapeuten begleitet. Sie lindern eventuell auftretende Schmerzen effektiv. Oft ist es bei der Erkrankung erforderlich, eingeengte Gallenwege oder einen eingeengten Zwölffingerdarm offen zu halten. Das geschieht durch den Einsatz von Stents, kleinen Draht- oder Kunststoffröhrchen, die über das Endoskop platziert werden können.
Die Behandlung – bitte stets bei ausgewiesenen Experten
Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs befinden sich in Deutschland grundsätzlich in guten Händen. Denn die Operation beim Pankreaskarzinom ist eine sogenannte mindestmengenrelevante Chirurgie. Das heißt, ein Krankenhaus muss eine ausreichend große Anzahl dieser Eingriffe nachweisen, um sie überhaupt mit den Krankenkassen abrechnen zu können. Betroffene dürfen also davon ausgehen, dass sie es mit erfahrenen Ärzten zu tun haben. Darüber hinaus gibt es zertifizierte Pankreaszentren, in denen deutlich höhere Operationszahlen gefordert sind. Diese weisen zum Beispiel auch die Expertise einzelner Operateure aus.