Gebärmutterhalskrebs Immer weniger Erkrankungen

Autor: MPL-Redaktion

Ein Schutz vor Gebärmutterhalskrebs durch eine Impfung ist heutzutage möglich. © fotolia/contrastwerkstatt

Die Zahl der Frauen, die an Gebärmutterhalskrebs erkranken, nimmt seit Jahrzehnten ab. Und diese Tendenz wird sich vermutlich weiter verstärken. Denn ein deutscher Krebsforscher konnte nachweisen, dass Viren die Ursache dieser Krankheit sind. Dafür erhielt er 2008 den Medizin-Nobelpreis. Seither können nun Mädchen – etwa im Alter von 12 Jahren – vorbeugend geimpft werden. Perspektive LEBEN sprach mit Professor Dr. Thomas Schwenzer, Direktor der Frauenklinik am Klinikum Dortmund Mitte, über die Therapiemöglichkeiten.

Die Behandlung des Gebärmutterhalskrebses hängt stark vom Stadium zum Zeitpunkt der Diagnose ab. „In Frühphasen können wir so operieren, dass das Organ erhalten bleibt. Das ist vor allem eine gute Nachricht für alle Frauen, die noch einen Kinderwunsch haben“, betont Prof. Schwenzer. „So wird lediglich der Gebärmutterhals entfernt oder sogar nur ausgehülst.“

Die Operation – maximal schonend

Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, dann ist die Standardtherapie die sogenannte radikale Hysterektomie. Dabei werden die Gebärmutter, samt dem umgebenden Bindegewebe sowie die Lymphknoten im kleinen Becken entfernt. Noch während der Operation untersuchen die Ärzte sie mittels Schnellschnitt auf Metastasen. Sind sie befallen, entnehmen die Chirurgen zusätzlich die Lymphknoten entlang der großen Bauchschlagader.

„Solche Eingriffe führen wir heute auch endoskopisch durch, also mit einer Bauchspiegelung“, sagt Prof. Schwenzer. Im Unterschied zu einer offenen Operation am Bauch sind für eine Bauchspiegelung nur einige kleine Schnitte notwendig, durch die das Endoskop und die Operationsgeräte in den Bauch eingeführt werden. Man spricht daher auch von einer Schlüsselloch-Chirurgie.

„Die Bauchspiegelung ist im Vergleich zur offenen Bauchoperation für die Patientinnen schonender.“ Die kleineren Schnitte verheilen schneller und verursachen weniger Schmerzen. Die Patientinnen können schneller wieder aufstehen und die Komplikationsrate ist in der Regel geringer.

Strahlen und Chemotherapie

„Bei fortgeschrittenen Karzinomen, ab dem Stadium 3, steht die Strahlentherapie im Vordergrund. Das ist die Standardtherapie“, erklärt Prof. Schwenzer und ergänzt: „Eine Operation ist hier nicht mehr möglich oder macht keinen Sinn.“

Das Stadium 4 ist dadurch gekennzeichnet, dass der Tumor entweder bereits in die Nachbarorgane eingewachsen ist, etwa in Harnblase und Darm, oder Fernmetastasen vorhanden sind. „Liegt der Tumor günstig, kann eine Operation infrage kommen. Dabei würden wir dann die Harnblase mit entfernen und eine Ersatzblase einsetzen“, so Prof. Schwenzer. „Andernfalls würden wir bestrahlen. Bei Fernmetastasen führen wir hingegen eine Chemotherapie durch.“

Die Impfung, die Leben retten kann

Eine Impfung gegen Viren kann vor Gebärmutterhalskrebs und anderen Erkrankungen schützen. Seit 2006 gibt es eine Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Sie war die erste Impfung gegen Krebs und wurde auf der ganzen Welt als Durchbruch in der Krebsvorsorge gefeiert. Der deutsche Forscher Harald zur Hausen erkannte den Zusammenhang zwischen einer Virusinfektion durch HPV und der Ent­stehung von Krebs als erster. Mädchen sollten etwa im Alter von 12 Jahren geimpft werden, damit sie geschützt sind. Die Impfung bietet erstmals die Chance, Infektionen mit HPV vom Typ 16 und 18 zu verhindern, die für etwa 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 4.600 Frauen.

Die Heilungschancen – gute Nachrichten

Im Stadium 1 liegen die Fünfjahresüberlebensraten bei 95 Prozent. Und im Stadium 2 bei 75 Prozent. Im Vergleich zu vielen anderen Krebsarten, bieten solche Quoten betroffenen Frauen eine recht beruhigende Perspektive. „Selbst in fortgeschrittenen Stadien, die ohnehin nur relativ selten vorkommen, sind die Fünfjahresüberlebensraten noch relativ gut.

Im Stadium 3 liegen sie bei beachtlichen 58 Prozent“, sagt Prof. Schwenzer. Da sich diese Quoten auch nach zehn Jahren nicht signifikant ändern, wissen Patientinnen spätestens nach fünf Jahren, dass sie geheilt sind. Voraussetzung für solch gute Heilungschancen ist natürlich die optimale medizinische Versorgung.

Krebszentren sind erste Wahl

Prof. Schwenzer empfiehlt allen Betroffenen als erste Behandlungsadresse zertifizierte gynäkologische Krebszentren. Diese gibt es überall in Deutschland. „Auch wenn der Weg dorthin einmal etwas weiter sein sollte, sollte man immer den Weg in diese Zentren suchen. Denn dort gibt es ausgewiesene Operateure mit sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Zudem finden sich zentral alle weiteren medizinischen Experten, die nötig sind, die Erkrankung wirkungsvoll zu behandelt.“


Prof. Dr. Thomas Schwenzer, Direktor der Frauenklinik am Klinikum Dortmund Mitte © privat