Prostatakrebs Die wichtigste Medizin: Alles unter Kontrolle

Autor: MPL-Redaktion

Leitlinien geben die nötige Sicherheit. © iStock/Leonsbox

Mit konsequenten und regelmäßigen Kontrollen kann der Verdacht auf und der Verlauf von Prostatakrebs gut untersucht und überwacht werden. Meist reichen Tastbefunde und eine Blutuntersuchung aus. Lesen Sie, warum die Zeitpunkte der Untersuchungen eingehalten werden sollten.

Bei fast allen Männern wächst die Prostata mit zunehmenden Alter mehr oder weniger an. Ab 50 haben etwa die Hälfte der Männer und ab 60 etwa drei Viertel aller Männer eine gewachsene Prostata. „Die ersten Folgen dieses Wachstums sind häufiger Harndrang, schwächerer Harnstrahl und Nachtröpfeln beim Wasserlassen“, sagt Dr. Markus Renninger, Facharzt für Urologie in Tübingen. „Aber auch die erektile Dysfunktion und Dranginkontinenz können Anzeichen für eine gut- oder bösartig gewachsene Prostata sein.“

Die Aussichten sind mittlerweile gut

Bei ungefähr 60.000 Männern wird pro Jahr ein bösartiges Wachstum der Prostata festgestellt – diesen Patienten wird dann die Diagnose Krebs gestellt. Dank moderner und bewährter Untersuchungsmethoden, Therapien und konsequenter Nachsorge können heute bereits 78 Prozent aller Patienten dauerhaft geheilt werden. Nur wenige Männer sterben heutzutage am Prostatakrebs.

Wichtig ist die regelmäßige Kontrolle

Für Patienten, die eine vergrößerte Prostata haben, ist die regelmäßige Kontrolluntersuchung Pflicht. „Seit Jahren sind dafür Leitlinien in Deutschland gültig“, sagt Dr. Renninger. „Sie geben genau vor, welche Untersuchungen in welchem Abstand zu absolvieren sind.“ Die Leitlinien beschreiben auch, wie die Ergebnisse auszuwerten sind und was genau zu tun ist. Diese Leitlinien beruhen auf langjährigen Erfahrungen und zahlreichen Studien. Für Patienten wurden sie sprachlich und grafisch so aufbereitet, dass sie die einzelnen Untersuchungen und Behandlungen nachvollziehen können.

Die beiden Diagnose-Helfer: Tastbefund und PSA-Wert

„Am Anfang steht dabei in der Regel der sogenannte Tastbefund. Dabei wird festgestellt, ob die Prostata vergrößert ist. Daran schließt sich meist die Untersuchung des sogenannten PSA-Wertes an. PSA steht dabei für prostataspezifisches Antigen. Dieser Wert gibt Hinweise auf Entzündungen, gutartige und eben auch bösartige Veränderungen in der Prostata. „Vor den Untersuchungen des PSA-Wertes sollten Patienten nicht unbedingt exzessiv Fahrrad fahren oder entzündliche Symptome des Harntraktes haben“, rät Dr. Renninger. „Solche Umstände könnten die PSA-Werte nämlich erhöhen und damit die Aussage verfälschen.“

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt

Ist der PSA-Wert erhöht, wird der Arzt weitere Untersuchungen und eventuell Behandlungen anschließen. Bleibt der PSA-Wert aber konstant hoch oder steigt er sogar an, muss untersucht werden, ob eine gutartige oder bösartige Erkrankung vorliegt. Entzündungen der Prostata behandelt er mit Antibiotika. Wird Krebs dia­gnostiziert, muss entschieden werden, ob und wie er behandelt werden muss. Auch hierfür gibt die Leitlinie für den Prostatakrebs die Richtung der Behandlung klar vor. „In weniger aggressiven Fällen kann – zunächst – auf eine Operation oder Bestrahlung verzichtet werden“, sagt Dr. Renninger. „Wir sprechen bei diesen Patienten von der sogenannten aktiven Überwachung.“

Diese hat in den letzten Jahren sehr viel an Bedeutung gewonnen. Die Erfahrungen und Studien haben nämlich gezeigt, dass viele Patienten auch ohne Operation oder Bestrahlung mit der Erkrankung ein beschwerdefreies und erfülltes Leben führen können. Voraussetzung dafür ist, dass der PSA-Wert engmaschig kontrolliert und seine Veränderungen konsequent entsprechend den Leitlinien beobachtet werden. Für Menschen mit einer Diagnose Prostatakrebs ist der PSA-Wert ein echter Tumormarker. Er zeigt Veränderungen besser an als Ultraschall-, Röntgenstrahlen- oder Magnetresonanz-Geräte. Zusätzlich zum PSA-Wert und Tastbefund werden regelmäßig Gewebeproben entnommen und untersucht, um den Verlauf der Erkrankung auch histologisch zu sichern.

Nachsorge ist zugleich stets Vorsorge

Wurde die Prostata bestrahlt, teilweise oder ganz entfernt, sind Nachsorgeuntersuchungen Pflicht. Nach diesen Behandlungen sinkt der PSA-Wert nämlich ab oder ist gar nicht mehr nachzuweisen. Steigt er im weiteren Verlauf aber wieder an, kann dies ein Hinweis auf ein Aufflammen der Krankheit in der Prostata oder auf Metastasen sein. „Daher müssen die vorgegebenen Untersuchungen unbedingt durchgeführt werden“, betont Dr. Renninger. „Meist reichen Untersuchungen im Abstand von drei oder sechs Monaten.“

Die Regelmäßigkeit der Untersuchungen ist deshalb so wichtig, weil die Veränderung des PSA-Wertes die entscheidenden Hinweise auf die Gesundheit oder eben auch Krankheit gibt. Je häufiger die Ergebnisse der Untersuchungen nacheinander unauffällig sind, umso länger werden mit der Zeit die Abstände zwischen den Untersuchungen.

Bitte keine gefährliche Nachlässigkeit!

Sowohl bei Patienten mit Anzeichen auf Prostatakrebs als auch in der Nachsorge von Prostatakrebs-Behandlungen schleichen sich bei den Betroffenen immer wieder einige Nachlässigkeiten ein. Gründe dafür können die Angst vor den Folgen der Therapie oder das Leugnen der Krankheit sein.

Manchmal ist es schlicht die reine Vergesslichkeit der Patienten. „Das Erkennen einer Krebserkrankung und die Nachsorge sind aber ein ganz wesentlicher Bestandteil der gesamten Behandlung“, sagt Dr. Renninger und betont: „Wer die Kontrolluntersuchungen regelmäßig absolviert, sichert sich die Chancen, die Krankheit vollständig zu besiegen.“ Sind die Befunde unauffällig, geht die spezifische Kontrolle nach fünf Jahren in eine normale Vorsorge über.


Dr. Markus Renninger; Facharzt für Urologie; Tübingen © privat