Hodenkrebs Der Krebs der jungen Männer: Bei Verdacht operieren

Autor: MPL-Redaktion

Wichtig ist, heute schon an morgen zu denken! © iStock/Portra

In Deutschland wird bei ungefähr 4.000 Männern pro Jahr ein Hodentumor festgestellt. Früh erkannt ist er fast immer heilbar. Aber auch die sorgfältige Nachsorge nach der Therapie ist enorm wichtig.

Bei jungen Männern ist der Hodenkrebs die häufigste Krebsart – aber mit ungefähr 1,6 Prozent aller neuen Krebserkrankungen insgesamt doch sehr selten. Patienten sind in der Regel zwischen 20 und 40 Jahre alt. Der Tumor verursacht meist keine Schmerzen. Betroffene spüren jedoch oft eine Verhärtung oder Schwellung.

Untersuchungen der Hoden und des Blutes zeigen dann recht schnell, ob Entwarnung gegeben werden oder ein Hodenkrebs nicht ausgeschlossen werden kann. Mediziner tappen immer noch weitgehend im Dunkeln, was die Ursache für Hodenkrebs betrifft.

Bei Verdacht wird operiert

„Wenn eine Krebserkrankung des Hodens nicht sicher ausgeschlossen werden kann, raten wir praktisch immer zu einer Operation“, sagt Dr. Markus Renninger, Facharzt für Urologie in Tübingen. „Denn nur die Inaugenscheinnahme und die Untersuchung einer Gewebeprobe gibt uns die notwendige Gewissheit.“

Je nachdem wie weit der Tumor fortgeschritten ist, werden Teile oder ganze Hoden und der Samenstrang operativ entnommen. Zur Sicherheit wird zusätzlich auch der andere Hoden auf eventuelle Veränderungen hin kontrolliert. Aus kosmetischen Gründen kann zudem der kranke Hoden durch ein Silikonkissen ersetzt werden.

Die Operation selbst ist in der Regel nach 60 Minuten beendet. Nach zwei bis drei Tagen können die meisten Patienten das Krankenhaus schon wieder verlassen. Bereits im Vorfeld der Operation werden in einer Blutuntersuchung sogenannte Hoden-Tumormarker untersucht. Diese sind körpereigene Stoffe, die im Blut oft vermehrt vorhanden sind, wenn man an Hodenkrebs erkrankt ist.

Diese Werte sind für die Nachsorge sehr wichtig. Sie dienen nämlich im Anschluss an die Behandlung als Referenzwerte für die Nachsorge: Steigen sie während der Nachsorge nicht mehr an, ist dies ein wichtiges Indiz dafür, dass alles in den gewünschten Bahnen verläuft.

Ergebnisse bestimmen den Weg

„Die Operation ist bei Hodenkrebs Diagnose und Therapie zugleich“, sagt Doktor Renninger. „Denn zum einen ist der Tumor draußen und die Gewebeuntersuchung weist uns den Weg zur weiteren Behandlung.“

Je nach Art, Ausdehnung und Fortschritt der Erkrankung werden die weiteren Therapieschritte geplant. In günstigen Fällen reicht eine aktive engmaschige Überwachung. Diese kann unter Umständen durch eine kurze Chemotherapie oder Bestrahlung ergänzt werden. Ist die Krankheit weiter fortgeschritten, haben sich also bereits Metastasen gebildet, greifen die Ärzte auf Chemo-, Strahlentherapien oder weitere Operationen zurück.

„Festzuhalten bleibt: Auch bei einer fortgeschrittenen Erkrankung sind die Heilungschancen bei Hodenkrebs im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen sehr gut“, sagt Dr. Renninger.

Eine enge Kontrolle nützt

„Nach der Behandlung des Hodenkrebs ist für alle Patienten eine engmaschige und lückenlose Kontrolle unerlässlich“, sagt Dr. Renninger, der neben seiner Praxis auch im Universitätsklinikum Tübingen arbeitet. „Verläuft alles nach Plan, wird alle drei Monate kontrolliert, ob sich neue Krebsherde bilden – zwei Jahre lang.“

Dies ist deshalb so wichtig, weil genau in dieser Zeit die meisten Rezidive auftreten, sprich der Krebs wieder kommt. Und dabei gilt: Je früher wieder behandelt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Bei den Nachsorgeterminen werden die Patienten körperlich und mit Ultraschall untersucht. Im Blut werden die Tumormarker kontrolliert und der Hormonspiegel gemessen.

Meist wird dann auch eine Computer-Tomographie durchgeführt. Hier gilt allerdings das Prinzip: So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Dies ist deshalb so wichtig, weil die Patienten meist noch sehr jung sind. Und zu häufige Röntgenuntersuchungen können das Risiko von sogenannten strahleninduzierten Tumoren erhöhen.

Wenn die ersten zwei Jahre unauffällig verlaufen, wird der Rhythmus auf ein halbes Jahr verlängert. Nach fünf Jahren ist dann nur noch eine jährliche Kontrolle notwendig.

Schon heute an morgen denken!

Normalerweise ist der verbleibende Hoden so leistungsfähig, dass er den Körper mit den männlichen Hormonen ausreichend versorgen kann. Auch die Zeugungsfähigkeit ist meist nicht beeinträchtigt. Allerdings kann nie ganz ausgeschlossen werden, dass nach einer Hodenkrebsbehandlung die Zeugungsfähigkeit eingeschränkt ist.

Daher kann es gerade für jüngere Männer wichtig sein, dass sie vor der Operation zeugungsfähige Spermien mithilfe einer sogenannten Kryokonservierung für einen späteren Kinderwunsch aufbewahren lassen. „Ich spreche dieses Thema immer ganz offen an“, betont Dr. Renninger. „Sowohl in meiner Praxis als auch in der Urologischen Klinik der Universitätsklinik Tübingen. Denn früher oder später kann dieses Thema aktuell werden.“ Daher gilt gerade für jüngere Männer: Bei einer solchen Diagnose bitte heute schon an morgen denken.


Dr. Markus Renninger, Facharzt für Urologie in Tübingen © Privat