
AGO Mamma nimmt postneoadjuvante Therapie in Empfehlungen auf

Die neue Empfehlung der AGO Mamma zur postneoadjuvanten Therapie basiert auf den Ergebnissen der randomisierten Phase-III-Studie Katherine. Patientinnen mit frühem HER2-positivem (HER2+) Mammakarzinom und ohne pathologische Komplettremission (non-pCR) erhielten nach neoadjuvanter Anthrazyklin/Taxan-basierter Chemotherapie plus anti-HER2-gerichteter Therapie (Trastuzumab ± Pertuzumab) postoperativ entweder T-DM1 oder Trastuzumab.
Postneoadjuvantes Vorgehen bei Komplettremission
Erreichen Patientinnen unter neoadjuvanter Systemtherapie eine pCR, empfiehlt die AGO Mamma beim HER2+ Mammakarzinom und niedrigem Ausgangsrisiko weiterhin die postneoadjuvante Behandlung mit Trastuzumab (auf insgesamt ein Jahr) mit Doppelplus [2a C ++]. Bei erhöhtem Ausgangsrisiko, etwa bei Lymphknotenbefall und/ oder negativemHR-Status (HR-) bei Erstdiagnose ist laut AGO Mamma die duale Antikörperblockade mit Pertuzumab/Trastuzumab eine gute Option [2b C +].
Patientinnen mit HR+/HER2- Brustkrebs und pCR nach neoadjuvanter Chemotherapie erhalten postneoadjuvant eine endokrine Therapie [1a A ++]. Hier gab es keine Änderung: Die Auswahl der endokrinen Substanzen bzw. Maßnahmen richtet sich nach dem Menopausenstatus.
Nebenwirkungen nehmen unter T-DM1 leicht zu
T-DM1 reduzierte das relative Rezidivrisiko um 50 % (HR 0,50; p < 0,0001) gegenüber der Weiterbehandlung mit Trastuzumab, berichtete Professor Dr. Michael Untch, Helios Klinikum, Berlin-Buch. Über 80 % der Studienpatientinnen hatten bei Erstdiagnose bereits ein lokal fortgeschrittenes Karzinom, darunter sowohl Hormonrezeptor(HR)-positive als auch HR-negative Karzinome. Etwa 20 % der Frauen hatten neoadjuvant eine duale Antikörper-Blockade – also zusätzlich Pertuzumab – erhalten und keine pCR erreicht.
Prof. Untch wies darauf hin, dass unter T-DM1 zwar in einzelnen Bereichen etwas mehr Nebenwirkungen (alle Grade) auftraten, diese aber mehrheitlich mild/moderat ausgeprägt und gut handhabbar waren. Zudem stehen sie in keinem Verhältnis zu dem deutlichen prognostischen Vorteil unter T-DM1 in einer für die Patientin potenziell kurativen Situation, so der Experte.
- Die AGO Mamma empfiehlt nun den postneoadjuvanten Einsatz von T-DM1 bei non-pCR-Patientinnen mit HER2+ Mammakarzinom auf hohem Evidenzniveau mit einem einfachen Plus [1b B +]. Die Doppelplus-Bewertung wurde laut Prof. Untch nur aufgrund der noch fehlenden Zulassung versagt. Er empfiehlt, den Einsatz von T-DM1 mit besagten Patientinnen zu besprechen und einen Antrag auf Kostenübernahme bei den Kassen zu stellen.
- Kann T-DM1 nicht eingesetzt werden, ist die duale Antikörper-Blockade mit Pertuzumab/Trastuzumab eine zugelassene Option für die postneoadjuvante Behandlung dieser Patientinnen, die von der AGO Mamma eine Plus/Minus-Bewertung bekam [2b C +/-].
- Patientinnen mit triplenegativem Mammakarzinom (TNBC), die unter neoadjuvanter Chemotherapie keine pCR erreichen, sollten laut AGO-Empfehlung postneoadjuvant mit Capecitabin (bis zu 8 Zyklen) weiterbehandelt werden [1b B +].
- Capecitabin kann auch eine postneoadjuvante Option für Patientinnen mit HR+/HER2- frühem Mammakarzinom sein, wenn keine pCR erreicht wurde [3b C +/-].
Die AGO Mamma verweist hier jeweils auf die Ergebnisse der Studie CREATE-X, die einen Überlebensvorteil für die mit Capecitabin behandelten Patientinnen zeigt.
AGO-Empfehlungsgrade | |
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++ | Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention ist für die Patientin von großem Vorteil, kann uneingeschränkt empfohlen werden und sollte durchgeführt werden. |
+ | Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention ist für die Patientin von eingeschränktem Vorteil und kann durchgeführt werden. |
+/- | Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention hat bisher keinen Vorteil gezeigt und kann in Einzelfällen durchgeführt werden. Aufgrund der Datenlage kann keine eindeutige Empfehlung ausgesprochen werden. |
- | Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention kann für die Patientin von Nachteil sein und sollte eher nicht durchgeführt werden. |
-- | Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention ist von Nachteil und sollte auf jeden Fall vermieden bzw. unterlassen werden. |
Weitere Daten zur postneoadjuvanten Therapie erwartet
Die Zukunft werde in dem Segment der postneoadjuvanten Therapie spannend, prognostizierte der Experte. Er verwies diesbezüglich auf die noch ausstehenden Daten der PENELOPE-Studie (GBG78) mit dem CDK4/6-Inhibitor Palbociclib beim frühen HR+/HER2- Mammakarzinom sowie den Daten der OlympiA-Studie (GBG82) mit dem PARP-Inhibitor Olaparib bei BRCA-mutierten Brustkrebspatientinnen.
Quelle: AGO Mamma State of the Art Meeting 2019